Giulia Gwinn tröstet DFB-Pechvogel nach Frauen-EM-Drama
Die deutsche Nationalmannschaft erkämpft sich in einem dramatischen Spiel gegen Frankreich den Halbfinaleinzug – und zeigt dabei: Das Team ist eine echte Einheit.
Basel – Es war eine etwas bizarre Szene, die sich in der elften Minute des Frauen-EM-Viertelfinals zwischen Deutschland und Frankreich abspielte. Nach einer eigentlich ungefährlichen Freistoßflanke aus dem linken Halbfeld griff Kathrin Hendrich ihrer Gegenspielerin Griedge Mbock in den Zopf und zog ihr an den Haaren.
Giulia Gwinn tröstet DFB-Pechvogel Kathrin Hendrich nach Viertelfinal-Drama
Die Schiedsrichterin wertete das als Tätlichkeit – und zeigte für das Vergehen die Rote Karte. Doppelt bitter aus Sicht der DFB-Elf: Der anschließende Elfmeter wurde von Onema Grace Geyoro verwandelt. Und so mussten die Deutschen fast die komplette Spielzeit inklusive Verlängerung in Unterzahl bestreiten – zeigten aber eine beeindruckende Energieleistung und rangen „Les Bleus“ mit 6:5 nach Elfmeterschießen nieder.
Kein Wunder also, dass die Erleichterung und die Freude bei den Spielerinnen nach dem Abpfiff enorm war. Und auch inmitten der Jubelszenen wurde einmal mehr deutlich, was für ein großer Zusammenhalt im Team vom Bundestrainer Christian Wück herrscht: Die verletzte Kapitänin Giulia Gwinn, die sich im ersten Gruppenspiel eine Innenbandverletzung im linken Knie zugezogen hatte, drückte Hendrich für mehrere Sekunden fest an sich, um ihr Trost zu spenden.
Beide Spielerinnen waren in diesem Moment sichtlich gerührt und hatten Tränen in den Augen. Auch von Giovanna Hoffman bekam Hendrich wenig später aufbauende Worte zu hören: „Sie war natürlich entsprechend emotional, aber einfach glücklich, überglücklich und dankbar, dass wir das Spiel gezogen haben. Ich glaube, für sie war das heute am allerschlimmsten, die ganze Zeit in der Kabine zu sitzen und nur zuschauen zu können.“
Lehmann: „Haare ziehen ist, wie wenn ich jemandem eine scheuern würde“
Viele deutsche Fans wollten mit der Rotsünderin ebenfalls nicht zu hart ins Gericht gehen. „Das hier ist der Button, um Kathy aufzumuntern“, schrieb einer unter dem Jubelvideo direkt nach Schlusspfiff – garniert mit einem Herzen. Anders sah es bei Ex-Bundestrainerin Martina-Voss-Tecklenburg aus. „Die Regel besagt das so. An den Haaren ziehen, die Intensität, mit Absicht: Rote Karte. Es gibt keine andere Entscheidung“, betonte sie.
ZDF-Expertin Kathrin Lehman kritisierte Hendrich ebenfalls stark. „Haare ziehen ist, wie wenn ich jemandem eine scheuern würde. Das ist glatt Rot. Und weil sie im Sechzehner drin war, ist es auch ein Elfmeter“, so ihr Statement.

Bundestrainer Wück wird sich indes im kommenden Halbfinale am Mittwoch erneut vor der Aufgabe stehen, seine Abwehr umzubauen. Nach dem Ausfall von Gwinn, der Roten Karte für Carlotta Wamser gegen Schweden und dem erneuten Platzverweis wird es erneut zu zwangsläufigen Änderungen im Defensivverbund kommen.
Immerhin: Die Leverkusenerin Wamser wird nach ihrer Ein-Spiel-Sperre gegen Spanien wieder einsatzberechtigt sein. (ysl)