Mitarbeiter wollen nicht auf Sonderzahlungen verzichten - Weltmarktführer zieht Konsequenzen

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Beim traditionsreichen Waagenhersteller Bizerba sollte eine Zusatzvereinbarung Arbeitsplätze sichern. Da sich die IG Metall dagegen entschied, stehen nun neue Sparmaßnehmen im Raum.

Balingen - Zu Beginn des Jahres hatte das Traditionsunternehmen Bizerba angekündigt, rund zehn Prozent der weltweiten Stellen abbauen zu müssen, wovon auch der Hauptsitz in Balingen (Baden-Württemberg) betroffen war. Wie der Weltmarktführer bei der Herstellung von Präzisionswaagen nun in einer Pressemitteilung erklärt, sollten anschließend durch eine Zusatzvereinbarung zum Tarifvertrag erneute personelle Sparmaßnahmen verhindert werden. Die IG Metall-Mitglieder stimmten allerdings gegen diesen Vertrag, sodass Bizerba nun weitere Konsequenzen ziehen könnte.

Der Mitteilung zufolge wurden Gespräche zwischen Bizerba und der IG Metall für einen Ergänzungstarifvertrag bereits im Juli aufgenommen. „Ziel war es, gemeinsam Maßnahmen zur langfristigen finanziellen Stabilität und Beschäftigungssicherung zu erarbeiten“, heißt es vom Unternehmen. Geplant war demnach, dass die Mitarbeiter des Traditionsunternehmens auf Teile der Sonderzahlungen verzichten und im Gegenzug für die Dauer der Laufzeit des Vertrages eine Beschäftigungssicherung erhalten. Dem stimmten die IG Metall-Mitglieder nicht zu.

Ergänzungstarifvertrag abgelehnt: Traditionsunternehmen Bizerba prüft „alternative Maßnahmen“

Konkret sollte der Verzicht unter anderem das Weihnachtsgeld sowie den von der IG Metall ausgehandelten Trafobaustein, eine jährliche Sonderzahlung für tausende Mitarbeiter in Baden-Württemberg, und zudem eine Verschiebung der zukünftigen Tarifsteigerung während der Laufzeit umfassen. Laut Bizerba stimmten die IG Metall-Mitglieder dem Vorschlag trotz intensiver Verhandlungen nicht zu. Andreas Kraut, der Chef des Traditionsunternehmens und Bruder der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), erklärte laut der Mitteilung dennoch, dass der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze weiterhin oberste Priorität habe.

Name Bizerba SE & Co. KG
Gründung 1866
Hauptsitz Balingen, Baden-Württemberg
Leitung Andeas W. Kraut (CEO)
Branche Maschinenbau
Mitarbeiter 4.500
Umsatz 837,5 Millionen Euro (2022)

Durch das Scheitern der Verhandlungen muss Bizerba nun aber anderweitig Konsequenzen ziehen. Die Gespräche über den Ergänzungstarifvertrag waren nämlich deshalb aufgekommen, weil das Unternehmen nach dem oben genannten Stellenabbau – für den die Corona-Pandemie sowie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten als Gründe genannt wurden – auch weiterhin mit rückläufigen Absatzprognosen rechnete. „Daher müssen wir aus ökonomischen Gründen nun alternative Maßnahmen prüfen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter zu stärken“, so Kraut.

Bizerba tritt als Konsequenz aus Arbeitnehmerverband Südwestmetall aus

Wie genau die alternativen Maßnahmen bei dem Weltmarktführer aus Baden-Württemberg aussehen sollen, schreibt das Unternehmen selbst nicht. Als eine der ersten Konsequenzen hat sich Bizerba angesichts der zunehmend komplexeren Verläufe der Verhandlungen und der wirtschaftlichen Lage aber für einen Austritt aus dem baden-württembergischen Arbeitgeberverband Südwestmetall entschieden. „Bizerba sieht diesen Schritt als geeignete Maßnahme, um künftig flexibler auf Marktentwicklungen reagieren und einen direkten betrieblichen Dialog führen zu können“, heißt es dazu in der Mitteilung.

Weil die Gespräche um einen Ergänzungstarifvertrag gescheitert sind, kündigt der traditionsreiche Waagenhersteller Bizerba „alternative Maßnahmen“ an (Archivbild). © Patrick Seeger/dpa

Obwohl das Unternehmen selbst bislang keine konkreten Konsequenzen nennt, zirkulieren an anderer Stelle offenbar bereits einige Maßnahmen. Die Schwäbische Zeitung berichtet beispielsweise von einer privaten Facebook-Nachricht des Unternehmens, in der die Rede von einem „sofortigen Einstellstopp“ sowie der Reduzierung von „Reise- und Bewirtungskosten“ ist. Ob der traditionsreiche Waagenhersteller weitere Stellen abbauen muss – der Stellenabbau erfolgte übrigens sozialverträglich – wird sich zeigen. Kürzlich hatte Zeiss an einem Standort einen Stellenabbau angekündigt.

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