„Zusammen Dankesgebet verrichten“: Erdogan verspricht Palästinensern bessere Zeiten
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisiert Israel heftig und verspricht den Menschen im Gazastreifen Freiheit und Sieg. Die Worte machen stutzig.
Ankara – Kaum ein Tag vergeht, in dem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht über den Krieg in Gaza spricht. Diesmal verspricht er den Palästinensern Sieg und Freiheit „Wir werden in Gaza Seite an Seite ein Dankesgebet verrichten. Genau wie wir in Syrien gesehen haben, dass die Tyrannei ein Ende genommen hat, werden wir das, so Gott will, auch in Gaza sehen“, sagte Erdogan bei einer Veranstaltung der regierungsnahen Jugendstiftung TÜGVA.
Erdogan wirft Israel Völkermord vor
Erdogan warf bei seiner Rede Israel schlimmste Verbrehen vor. Der mächtige Mann in Ankara erklärte, dass die Palästinenser in Gaza, wo 90 % des zionistischen Mordnetzwerks zerstört worden sei, mit Hunger, Durst und Medikamentenmangel zu kämpfen hätten, und dass sie jeden Tag Nachrichten über den Tod unschuldiger Babys, Kinder und Frauen erhielten, deren Bäuche an ihren Rücken geklebt seien.
Der türkische Präsident wirft Israel Völkermord an den Palästinensern vor: „In Gaza findet der brutalste Völkermord des Jahrhunderts statt. In Gaza werden nicht nur Kinder, nicht nur Babys, sondern alles, was die Menschlichkeit ausmacht, durch eine handvoll Mörder ausgelöscht, die sich am Blut Unschuldiger laben“.
Florierender Handel mit Israel trotz Verbot
Erdogan erklärte, dass sie auch Maßnahmen gegen Israel ergriffen hätten. „Indem wir den Handel mit Israel vollständig eingestellt haben, standen wir dem palästinensischen Volk zur Seite“. Zwar wurde der Handel mit Israel am 2. Mai 2024 offiziell eingestellt, doh die Geschäfte gehen dennoch weiter, zeigen Recherchen des im deutschen Exil lebenden türkischen Journalisten Metin Cihan.
Der Journalist postet auf X immer wieder Bilder und Routen von Frachtschiffen, die Waren nach Israel bringen. „Das unter israelischer Flagge fahrende Schiff ´Zim Virgina´ ist von Mersin aus gestartet und gerade im Hafen von Ashdod angekommen“, postete Cihan am 29. Oktober.

Zuletzt hatte sich auch die UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albenese in die Diskussion um Handel zwischen der Türkei und Israel eingeschaltet. Nach einem Bericht über das Handelsschiff „VELA“, das Stahl nach Israel transportiere, forderte Albanese die türkische Regierung auf, Nachforschungen anzustellen und gegebenenfalls den Transport zu stoppen. Am 22. Mai hatte Al Jazeera unter Berufung auf Zahlen der UN berichtet, dass die Türkei die Nummer Fünf unter den Staaten ist, dass die meisten Waren an Israel verkauft.
Medien trauen sich nicht Nachforschung über Erdogan anzustellen
In den meisten türkischen Medien wird Erdogan für seine Worte gefeiert. Nachforschungen zu stellen, ob wirklich Erdogan seinen Worten Taten folgen lässt, gibt es praktisch keine. Die meisten privaten Medien gehören regierungsnahen Oligarchen, die ähnlich wie die staatlichen Medien Erdogan preisen. Kritische Medien, die es kaum mehr gibt, werden dagegen bestraft - mit Strafzahlungen oder Sendeverbot, so wie bei Tele 1, Sözcü TV und Halk TV. Und der Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen verdeutlicht, wie schlimm es um das freie Wort steht. Die Türkei liegt auf Platz 159 unter 180 Staaten. (erpe)