Verbalattacken gegen Israel: Erdogan steht in der Türkei wegen Nahost-Eskalation unter Druck

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„Größte Bedrohung“: Erdogan steht in der Türkei wegen Nahost-Eskalation unter Druck

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Präsident Erdogan kritisiert Israel wegen seiner Angriffe auf den Iran scharf. Dabei handelt es sich um Lippenbekenntnisse. Die Geschäfte laufen jedoch weiter.

Ankara – Der Nahost-Krieg zwischen dem Iran und Israel überschattet auch die Politik in der Türkei. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe erneut gezeigt, dass er die „größte Bedrohung für die Sicherheit der Region darstelle“, zitiert das türkische Präsidialamt das Staatsoberhaupt. Recep Tayyip Erdogan verglich die israelischen Angriffe auf den Iran mit Terrorismus.

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„Wir verfolgen die Terroranschläge Israels gegen den Iran aufmerksam. Alle unsere Institutionen sind hinsichtlich der möglichen Auswirkungen dieser Angriffe auf die Türkei in Alarmbereitschaft“, so Erdogan. Seit dem Beginn des Gazakrieges am 7. Oktober 2023 hat es zwischen der Türkei und Israel verbalen Schlagabtausch gegeben.

Israels Außenminister Gideon Saar sprach hinterher von einer „Hetzrede“ Erdogans. „Es ist besonders ironisch, dass jemand, der aus seinen imperialistischen Ambitionen keinen Hehl macht, der in Nordsyrien einmarschiert ist und den Norden Zyperns unrechtmäßig besetzt hält, behauptet, im Namen der Moral und des Völkerrechts zu sprechen“, schrieb Saar auf der Plattform X.

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Erdogans Verbalattacken gegen Israel sind zum großen Teil Lippenbekenntnisse, um vor allem seine eigene Basis in der Türkei zu beruhigen. Erst am Montag (16. Juni) hatte das italienische Rüstungsunternehmen Leonardo gemeinsam mit der türkischen Rüstungsschmieder Baykar in Paris „LBA Systems“ gegründet. Während Leonardo ein wichtiger Lieferant des israelischen Militärs sein soll, gehört Baykar Erdogans Schwiegersohn Selcuk Bayraktar.

Je länger aber der Gaza-Krieg und die Angriffe auf den Iran anhalten, desto größer wird die Kritik an Israel und der Druck auf Erdogan, der im Mai 2024 ein Handelsverbot gegen Israel ausgerufen hatte. In einer Sendung im regierungsnahen Sender Akit TV sagte einer der Gäste offen: „Jeder Israeli ist ein Terrorist. Dort gibt es keine Zivilisten“. Die Menschen dort würden einen Genozid an den Palästinensern unterstützen, in dem sie dort wählen gehen.

Die Geschäfte zwischen der Türkei und Israel laufen trotz gegenseitiger Verbalattacken weiter.
Präsident Erdogan kritisiert Israel wegen seiner Angriffe auf den Iran scharf. © dpa/Bernd von Jutrczenka

Eskalation in Nahost: Stimmung in der Türkei immer feindlicher gegenüber Israel

Auch andere Aussagen zeigen, wie die Stimmung in der Türkei gegenüber Israel ist. MHP-Chef Devlet Bahceli nannte Israel zuletzt einen „Auftragsmörder des globalen Imperialismus“. Israels Lebensgrundlage seien Krieg, Aggression, Gewalt, Bosheit und die Verfolgung und Stärkung böser Absichten. Das politische und strategische Ziel Israels sei die Einkreisung Anatoliens.

Erdogan spielt unterdessen den starken Mann. Die Türkei sei für Angriffe aus Israel gewappnet: „Die Türkei ist heute ein Land mit einer integrierten und vielschichtigen Verteidigungsarchitektur, das seinen Himmel mit inländischen und nationalen Luftverteidigungssystemen schützt“, sagte Erdogan bei einer Fraktionssitzung. Zwar gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass die Türkei den Iran mit Waffen beliefert, doch das Land habe „ein klares Recht auf Selbstverteidigung im Konflikt mit Israel“. (erpe/dpa)

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