Stadttheater Kempten: Ein Musical über drei Paare und ihre Babys
Das Stadttheater Kempten zeigte am vergangenen Donnerstag die Premiere des Musicals „Baby“ von David Shire in der Inszenierung von Silvia Armbruster.
Kempten – „Frauen sind meistens talentierter“, sagte Regisseurin Silvia Armbruster in der Einführung zum Musical „Baby“. Jedenfalls sei das bei der Auswahl der Studierenden für den Studiengang Musical der Theaterakademie August Everding zu beobachten. Silvia Armbruster bestand dann aber doch darauf, dass das auf die sechs Musical-Darsteller und Absolventen der Akademie, die letzten Donnerstag auf der Bühne standen, nicht zutreffe.
Musical im Stadttheater Kempten: Drei Paare und ihr Konflikt um ein Baby
Herausfordernd war es, ein Musical zu finden für die eher ungewöhnliche Besetzung von drei Frauen und drei Männern (meist gibt es mehr Frauenrollen). „Baby“ geschrieben von Sibylle Pearson und komponiert von David Shire war da schlicht ideal. Eigentlich ist dieses Stück für ein opulentes Orchester und Chor angelegt, wurde in dieser Inszenierung jedoch von einem Jazztrio (Piano, Gitarre und Drums) hervorragend gespielt. Der Drummer Marco Beck schlüpfte außerdem gekonnt in Nebenrollen.
Für die Fitnesstrainer Nick und Pam (Tim Morsbach und Emily Mrosek) stellt sich bald heraus, dass ihre Schwangerschaft keine war. Um sich den Kinderwunsch zu erfüllen, geht es um Sex nach der Uhr und die dafür günstigen Stellungen. Das fordert ihre Beziehung und lässt die Erotik schwinden. Im Gegensatz dazu haben Arlene und Alan (Juliette Lapouthe und Ömer Örgey), ein gut etabliertes Paar, bereits eine Tochter und zumindest Arlene gibt sich nicht der naiven Romantik hin, dass es nur toll ist, ein Kind zu bekommen. Ihre Beziehung ist allerdings bereits jetzt auf der Strecke geblieben. Die dritten im Bunde sind Danny und Lizzy (Mats Visser und Lorena Brugger). Beide studieren noch, er möchte sie unbedingt heiraten. Lizzy, jung und emanzipiert, findet aber, dass eine Schwangerschaft als Grund dafür nicht ausreicht und wozu überhaupt.
Kein Musical ohne Happy End
Auf der Bühne stehen vier riesige Buchstaben mit dem Schriftzug „BABY“, was die Omnipräsenz des Babys bei den werdenden Eltern treffend darstellt. Diese Buchstaben fallen nach und nach und werden als Bett, Tisch, Wartezimmer und Arztpraxis umfunktioniert.
Die naive Vorfreude auf das Kind bei den noch kinderlosen Paaren prägt den ersten Teil. Im zweiten sind die Bäuche gewachsen und die Gedanken ebenso. Die jungen Künstler können durch tiefgreifendere Dialoge ihre Konflikte viel intensiver zum Ausdruck bringen – sei es Freude, Trauer oder Verzweiflung. Und es wäre kein amerikanisches Broadway-Musical, gäbe es kein Happy End, bei dem alle Konflikte gelöst sind. Das Publikum spendet den jungen Künstlern langanhaltenden Applaus im vollen Stadttheater.
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