Die Stadt Penzberg will das Areal um Gut Hub ökologisch aufwerten. Das Konzept wurde bei einem Inforundgang erklärt. Rinder spielen eine wichtige Rolle.
Penzberg – Quo vadis Gut Hub? Wenn es nach dem Penzberger Entwicklungskonzept geht, soll das Gebiet sanft in eine Modellregion des Umwelt-, Klima- und Artenschutzes umgewandelt werden. Das Konzept wurde vor ein paar Jahren von der damals noch existierenden Rathaus-Abteilung Umwelt- und Klimaschutz sowie einem Planungsbüro erarbeitet und Anfang 2023 dem Stadtrat präsentiert. Die Frage, was seither passiert ist und was laut Konzept noch geschehen soll, stand im Fokus eines Rundgangs, zu dem das Interreligiöse Umwelt- und Fairtrade-Team eingeladen hatte. Carl-Christian Wippermann, ehemaliger Leiter der Umweltabteilung, und Bewirtschafter gaben Einblicke.
Beim Inforundgang auf Gut Hub wird sichtbar, wie es um das Entwicklungskonzept der Stadt für das Areal steht
Eine kurze Umfrage unter den knapp zwei Dutzend Interessierten, schon wusste Wippermann, mit wem er es zu tun hat. Fast alle Teilnehmenden des Rundganges kannten Penzberg und damit das Gebiet Gut Hub ziemlich gut. Einer erinnerte sich noch an einen Hof, eine andere an eine Kiesgrube, ein Dritter badete schon als Kind im Huber See.
Damals sehr moorig
Das ist ein paar Jahrzehnte her. Wippermann ging noch weiter zurück. 80 Jahre. Damals seien die Flächen sehr moorig gewesen. „Auf Gut Hub stand nahezu kein Baum“, sagte der Umweltingenieur. Das änderte sich aber, zugunsten des Bergbaus. Für den Grubenbau sei Holz angepflanzt worden. Für die Entwässerung der Feuchträume seien Gräben gezogen worden.
Der Bergbau ist Geschichte. Aber noch immer ragen Bäume in die Höhe. „Man hat im Entwicklungskonzept große Waldflächen drin“, verriet Wippermann. Hinsichtlich der Klimarelevanz habe die Wiedervernässung jedoch eine höhere Bedeutung als „die Fichten stehen zu lassen“, sagte Wippermann und verwies auf die Wasserrückhaltung und die CO2-Speicherung.
Zum Konzept. Man hat sich damals die Frage gestellt, welche Flächen sich verändern sollen. Auch wurde die Ausgangssituation bewertet: Welche Areale haben einen guten ökologischen Zustand, welche Potenzial für eine Aufwertung. Ein Teilnehmer erkundigte sich, wie die Fläche des Stadtwerke-Solarparks einzuordnen ist. Die Fläche, früher intensiv landwirtschaftlich genutzt, sei extensiviert worden, erklärte der Umweltingenieur. Eine Aufwertung also.
Rinder weiden schon
Eine Fläche, die sich „mitunter am schönsten entwickelt“ habe, sah Wippermann zwischen Tenne und Hubkapelle. Die Gruppe wanderte zu der kleinen Herde, die dort seit 2024 weidet. Die Tiere, 13 Deutsch Angus-Rinder, gehören Anna und Peter Demmel. Ihren Nebenerwebsbetrieb haben sie komplett umgestellt. Abschied von der konventionellen Landwirtschaft. „Da ist viel Leidenschaft dabei, viel Enthusiasmus“, sagte Peter Demmel. „Mehr von solchen Flächen generieren, das kann man nur empfehlen“, fand seine Frau Anna.
Es gehe dabei nicht nur um Landschaftspflege, sondern auch um regionale Wertschöpfung, betonte Wippermann. Alle Landwirte, die hier wirtschaften, „haben eine gewisse Identifikation mit Penzberg“. Der Umweltingenieur blickte auf die Westseite der in Koppeln aufgeteilten Weidefläche. Die Zustimmung zur Waldbeweidung von Behördenseite sei „der größte Kraftakt überhaupt“ gewesen.
Keine „harte Kante“ am Waldrand
Wippermann deutete auf den Waldrand. Der soll laut Konzept strukturreich gestaltet sein und „keine harte Kante“ bilden. Nicht die einzige noch ausstehende Maßnahme. Rein optisch betrachtet seien 60 bis 70 Prozent des Konzeptes umgesetzt, aus wissenschaftlicher Sicht, mit Blick auf den angestrebten Zustand, würde er „unter 50 Prozent sagen“. Auch „gehören die Pläne dringend überarbeitet“.
Warten auf Hütelandschaft
Wohl auch hinsichtlich der Terminierungen. Die Schaffung einer Hutelandschaft wäre eigentlich dran, sagte Hannelore Jaresch vom Bund Naturschutz. Und damit die Entwicklung von extensiv genutzten, artenreichen Weiden mit wertvollem Altbaumbestand und strukturreichen, lichten Waldrändern. Jaresch lenkte den Blick auch auf den neuen Sonnenacker. Da sollten eigentlich Blühstreifen angelegt werden. Als Ausgleich, da die Fläche nun quasi landwirtschaftlich genutzt werde, „muss das sogar gemacht werden“, sagte Wippermann.
Einmal im Jahr mähen
Den letzten Halt legte man im Süden des Huber Sees ein, unweit des Barfußpfades. „Eine Fläche, wie man sie sich vorstellt“, nannte Wippermann das Areal, das in unterschiedlichen Farben leuchtet und auf dem es zirpt, summt, flattert. Einmal jährlich werde dieses mit einem Balkenmäher gemäht. Der Schnitt bleibe relativ lang liegen.
Unterm Strich sprach Wippermann bei dem Konzept von einem sehr soliden Plan. Er selbst habe viel Herzblut reingesteckt. Daher werde er auch weiterverfolgen, wie es mit der Umsetzung vorwärtsgeht. Was beim Vorwärtskommen „ein großer Hemmschuh“ sei: die finanzielle Belastung.
Wertpunkte können lukrativ werden
Apropos Finanzen. Sollte das Entwicklungskonzept wie geplant umgesetzt werden, könnte die Stadt circa 1,4 Millionen Wertpunkte abrufen, sagte Wippermann und meinte, dass es sich für Penzberg lohnen würde, die Ökopunkte zu verkaufen. Das kann die Kommune aktuell noch nicht. Die Punkte sind erst abrufbar, wenn die Maßnahmen abgeschlossen sind.
Mit dem „Das Gelbe Blatt“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Das Gelbe Blatt“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.