„Spielfertig“ bis zu den Sommerferien: So geht‘s weiter mit dem Campingplatz Glockenalm
Das erste Häuschen steht bereits, weitere 14 folgen bald – und das ist nur der Anfang. 56 Mobilheime wird der neue Campingplatz Glockenalm in Aurach am Ende umfassen.
Aurach – Ein einsames Mobilheim steht auf dem ansonsten weiter brach liegenden Campingplatz Glockenalm in Aurach. Und obwohl es nicht bewohnt ist, schaut es exakt danach aus. Der Tisch ist gedeckt, Pflanztöpfe stehen auf den Regalen, die Kissen liegen so einladend auf dem Sofa, dass man sich am liebsten hineinfallen lassen würde.
Campingplatz-Eigentümer Michael Müller und Fischbachaus Bürgermeister Stefan Deingruber streifen dennoch die hinter der Glasschiebetür bereitliegenden, überdimensionalen Filzpantoffeln über, bevor sie das aus Lärchenholz errichtete Chalet zum Pressetermin betreten. Stopp, da grätscht Müller dazwischen: „Das ist kein Chalet“, betont er, „und übrigens auch kein Tinyhouse.“ Nein, die Ferienunterkunft für zwei bis fünf Personen sei eine „mobile Vermietunterkunft“ – und zwar beweglich im wahrsten Sinne. Es ist nicht über ein Fundament fest mit dem Boden verbunden, sondern ruht auf Betonplatten – und würde sich mit angeschraubten Rädern (ja, auch die liegen unter dem Häuschen bereit) tatsächlich wie ein Anhänger transportieren lassen.
56 Mobilheime sollen entstehen
Etwas anderes wäre laut Baugenehmigung auch nicht zulässig ergänzt Deingruber. Wie berichtet, hatte der Gemeinderat auf Basis des bestehenden Flächennutzungsplans, in dem die Glockenalm als „Sondergebiet Fremdenverkehr“ enthalten ist, einen Bebauungsplan für den Campingplatz aufgestellt. Der sieht vor, dass auf dem 1,7 Hektar großen Areal insgesamt 56 Mobilheime mit einer Grundfläche von jeweils 8,50 mal vier Meter (Innenmaße sechs mal vier Meter) und einer Firsthöhe von circa vier Meter aufgestellt und (wohlgemerkt nicht zu Dauerwohnzwecken) vermietet werden dürfen. Für den ersten Bauabschnitt sind laut Müller 15 vorgesehen. Eins steht eben schon, 14 weitere der jeweils 14 Tonnen schweren Unterkünfte würden gerade bei einer Spezialfirma gefertigt und dann mit Tieflader und Kran an die Glockenalm geliefert – bis auf Kleinmöbel und Dekoration bereits voll ausgestattet.
Bei der Raumaufteilung hat sich Müller von Kabinen auf Kreuzfahrtschiffen inspirieren lassen, erzählt er. „Die wissen, wie man wenig Platz bestmöglich ausnutzt.“ Und doch erinnert die Atmosphäre in keiner Weise an mit Kunstlicht erhellte Innenkabinen auf den Weltmeeren. Nein, der Blick durch die große Glasfront fällt auf eine überdachte Südterrasse – und dahinter direkt auf das Bergpanorama, das die Glockenalm von allen Seiten einrahmt. Hell ist es dank Oberlichtern sogar im zweiten Schlafraum im über eine leiterartige Treppe erreichbarem Obergeschoss, das Bad (mit Dusche) und Schlafzimmer überspannt Im Wohnzimmer mit Küchenzeile ist die Decke derweil hoch, was ein offenes Raumklima erzeugt.
Beheizt werden die Mobilheime durch ein Luftwärmepumpen-Aggregat mit Kühlfunktion. Da Strom-, Wasser- und Kanalanschluss auf der Glockenalm bereits vorhanden waren, mussten Müller und sein Team für die Erschließung die teils maroden Leitungen lediglich erneuern beziehungsweise erweitern und Anschlüsse für die einzelnen Stellplätze verlegen.

Eine eigene Gastronomie ist auf der Glockenalm nicht vorgesehen, erklärt Müller. Lediglich einen Semmelbringdienst werde man anbieten. Ansonsten seien die Gasthöfe Mairhofer und Wölflhof, der Edeka-Markt und auch der Bahnhof Hammer fußläufig erreichbar. Um auch den von ihm gekauften Alpenhof in Osterhofen (wir berichteten) und den darin befindlichen Wellnessbereich an die Glockenalm anzudocken, plant Müller einen „Bademantel-Shuttlebus“ zwischen den beiden Einrichtungen. In Sachen Personal werde die Glockenalm so mit einer Handvoll Mitarbeiter für Rezeption, Reinigung und Hausmeisterdienste auskommen. Und einen Starttermin kann der neue Glockenalm-Betreiber auch schon nennen: „Bis zu den bayerischen Sommerferien wollen wir spielfertig sein.“ Anfang August 2024, also.
Bürgermeister freut sich über touristische Bereicherung
Der Bürgermeister freut sich auf eine touristische Bereicherung seiner Gemeinde. Der neue Campingplatz sei nicht nur ein Ersatz für den mittlerweile in ein Wohngebiet verwandelten Wolfsee, sondern werde sich aufgrund seiner Größe in der Gäste- und Übernachtungsstatistik im vorderen Bereich wiederfinden. Ein tolles neues Angebot in „märchenhafter Lage“ direkt zwischen Bodensee-Königsee-Radweg und einem Hochmoor-Biotop, schwärmt Deingruber.
Müller gibt das Kompliment zurück und dankt dem Bürgermeister, seinem Vorvorgänger Josef Lechner und dem gesamten Fischbachauer Gemeinderat für die „großartige Unterstützung“. In einer Top-Region wie hier könne man sich den Standort nicht wirklich aussuchen – „aber der hier ist 1a.“
Das gilt im Übrigen auch für die beiden „Bauwagen“ im Tinyhouse-Stil, die den Arbeitern als Zuhause auf Zeit dienen. Sie werden wieder verschwinden – nicht aber das daneben befindliche Rezeptionsgebäude. Das nämlich hat als einziges Haus auf der Glockenalm keine Räder.
sg