Die geplante Konzertreihe von Jan Böhmermann im Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) wird zunehmend von Absagen überschattet. Auslöser war der Streit um Rapper Chefket: Nachdem Antisemitismusvorwürfe gegen ihn laut wurden, sagte Böhmermann den gemeinsamen Auftritt am 7. Oktober ab.
Doch bei dieser Entscheidung blieb es nicht. Mehrere weitere Künstler haben mittlerweile ihre Teilnahme an anderen Abenden der Reihe "Die Möglichkeit der Unvernunft" gestrichen.
Künstler boykottieren Böhmermann-Reihe
So sagten die Rapperin Wa22ermann und das Elektroduo Drunken Masters ihre Auftritte am 2. Oktober ab – ohne genauere Begründung. Sängerin Mine verwies in sozialen Netzwerken auf die Kritik ihrer Kollegin Nura, die Böhmermann Doppelmoral vorwarf: "Du sagst kein Wort über Palästina, aber gegen jede andere Scheiße." Mines Konzert am 3. Oktober wird laut HKW ebenfalls nicht stattfinden, auch wenn sie selbst dies nicht ausdrücklich erklärte. Bereits am 29. September hatte die Band Blumengarten ihr Konzert gestrichen und dabei direkt auf den Ausschluss von Chefket verwiesen.

Absage mit Einspruch von "jüdischer Seite" begründet
In einer Stellungnahme zu der Absage des Konzerts am 7. Oktober betonte das HKW, man habe insbesondere "Einspruch von jüdischer Seite" wahrgenommen. Da die Integrität der Veranstaltung nicht mehr zu gewährleisten sei, habe man sich zu dem Schritt entschlossen. Böhmermann und das HKW verwiesen zugleich auf ihre klare und dokumentierte Haltung gegen Antisemitismus. Am zweiten Jahrestag des Terrorangriffs vom 7. Oktober 2023 wolle man keinerlei Zweifel daran aufkommen lassen.
Bereits vor der Absage hatte Medien- und Kulturstaatsminister Wolfram Weimer scharfe Kritik an dem geplanten Abend geübt. Er verwies auf Fotos, auf denen Chefket ein T-Shirt mit einem Palästina-Motiv ohne Israel trägt. Nach Einschätzung der Bundesregierung sei dieses Symbol antisemitisch.
Die von Jan Böhmermann kuratierte Reihe "Die Möglichkeit der Unvernunft" im Berliner Haus der Kulturen der Welt verbindet Popkultur, Musik und Debatte. Ziel ist es, gesellschaftliche Fragen künstlerisch zu reflektieren und kontrovers zu diskutieren. Das Format versteht sich als Bühne für Satire, Diskurs und Pop, gerät jetzt aber vor allem durch Künstler-Absagen in die Schlagzeilen.
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