Vize JD Vance ruft Donald Trump zur Krisensitzung wegen Epstein-Affäre

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Im Fall rund um Jeffrey Epstein kämpft Donald Trump weiter um die Deutungshoheit. Ein Krisentreffen bei seinem Vize soll den ersehnten Ausweg bringen.

Washington, DC – Der Fall rund um den verurteilten und mittlerweile verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein sorgt offenbar weiter für schlaflose Nächte im Weißen Haus. Weder Donald Trump selbst noch seinen Verbündeten ist es bislang gelungen, die öffentliche Aufmerksamkeit auf andere Themen zu lenken oder die offensichtliche Verbindung zwischen dem US-Präsidenten und dem New Yorker Finanzier zu bagatellisieren.

Nun schaltet sich auch JD Vance in die Causa rund um Jeffrey Epstein ein. Der Vizepräsident hat nach Informationen des US-Nachrichtensenders CNN Donald Trump und weitere Mitglieder seiner Regierung zu einem Krisentreffen in seiner Residenz eingeladen: dem „United States Naval Observatory (USNO)“, das seit 1974 offizieller Wohnsitz des Stellvertreters des US-Präsidenten ist und das sich nur wenige Kilometer entfernt vom Weißen Haus in Washington DC befindet.

Vizepräsident J. D. Vance und Donald Trump verlassen das Weiße Haus
Vizepräsident J. D. Vance und Donald Trump verlassen das Weiße Haus. In einer Krisensitzung mit Vertretern des FBI und des Justizministeriums beraten beide über das weitere Vorgehen der Administration in Sachen Jeffrey Epstein. © imago

Trump berät mit Vance über weiteres Vorgehen in Epstein-Affäre

Das Treffen bei JD Vance erfolgt vor dem Hintergrund wachsenden öffentlichen Drucks auf die Regierung Donald Trumps, mehr Informationen über den Fall des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein und dessen Verbindungen zu prominenten Persönlichkeiten offenzulegen.

Teilnehmen sollen alle Vertreterinnen und Vertreter der Trump-Regierung, die irgendwie mit dem Fall rund um Jeffrey Epstein zu tun haben. Daraus entsteht eine Liste prominenter Namen, die hochrangige Posten bekleiden, darunter unter anderem die Folgenden:

Vance ruft Trump zur Krisensitzung wegen Epstein-Skandal – diese Personen sind dabei:

  • Donald Trump, US-Präsident
  • JD Vance, Vizepräsident
  • Susie Wiles, Stabschefin im Weißen Haus
  • Pam Pondi, Justizministerin
  • Kash Patel, FBI-Direktor

Bei dem Krisentreffen dürfte vor allem eine Frage im Vordergrund stehen: Wie geht die Regierung Donald Trumps mit den Aufnahmen und Transkripten um, die das Gespräch des stellvertretenden Justizministers Todd Blanche mit Ghislaine Maxwell dokumentieren. Maxwell war die Komplizin Epsteins und unterstützte diesen bei seinem massenhaften Missbrauch Minderjähriger. Im Jahr 2021 wurde Maxwell wegen ihrer Vergehen schuldig gesprochen und im darauffolgenden Jahr zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Aufgrund des öffentlichen Drucks auf die Regierung Donald Trumps, die Akten im Fall von Jeffrey Epstein sowie mutmaßliche Listen seiner Unterstützer und Komplizen zu veröffentlichen, schickte Justizministerin Pam Bondi ihren Stellvertreter Todd Blanche zu Ghislaine Maxwell. Sechs Stunden soll das Gespräch laut Informationen des Nachrichtensenders ABC gedauert haben. Laut Blanche soll Maxwell dabei mehrfach betont haben, dass sich Trump in ihrem Beisein nie etwas zu Schulden habe kommen lassen. Bei dem nun anstehenden Krisentreffen soll die Entscheidung fallen, ob die Aufnahmen und Transkripte des Gesprächs der beiden öffentlich gemacht werden sollen oder nicht. Eine Veröffentlichung könnte noch in dieser Woche erfolgen, heißt aus Kreisen in Washington DC.

Trump wegen Treffen seines Ex-Anwalts mit Ghislaine Maxwell in der Kritik

Doch allein das Treffen zwischen einem stellvertretenden Justizminister und einer verurteilten Straftäterin, die noch dazu als mögliche Zeugin in weiteren Prozessen angerufen werden könnte, löste bei Fachleuten bereits Kopfschütteln aus. Verstärkt wurde das Misstrauen durch eine weitere Randnotiz: noch vor einem Jahr war Blanche Donald Trumps persönlicher Anwalt und vertrat diesen in mehreren der zahlreichen Anklagen.

„Es ist sehr besorgniserregend, wenn jemand, der früher der persönliche Anwalt des Präsidenten war, sich nun möglicherweise daran beteiligt, den Präsidenten dabei zu unterstützen, sein eigenes Image in dieser Angelegenheit zu schützen – obwohl er eigentlich unparteiisch für das Justizministerium handeln sollte, um sicherzustellen, dass hier Gerechtigkeit walten kann und die Interessen des amerikanischen Volkes gewahrt werden“, sagte Claire Finkelstein, Jura-Professorin an der Universität Pennsylvania, gegenüber dem Radiosender National Public Radio (NPR).

Ghislaine Maxwell: Zur Person

Ghislaine Maxwell wurde am 25. Dezember 1961 in Frankreich als Tochter des Medienmoguls Robert Maxwell geboren. Sie wuchs in privilegierten Verhältnissen auf. Nach dem Tod ihres Vaters 1991 zog sie in die USA, wo sie in New York den Investmentbanker Jeffrey Epstein kennenlernte und zunächst eine romantische Beziehung mit ihm führte. Über mehr als 25 Jahre blieb sie eng mit Epstein verbunden und fungierte als seine Partnerin und Haushaltsmanagerin.

Zu ihrem gemeinsamen Bekanntenkreis gehörten prominente Figuren wie Donald Trump, Bill Clinton und Prinz Andrew. Eine Verbindung zu Trump entstand unter anderem durch Virginia Roberts Giuffre, die behauptete, Maxwell habe sie 1999 in Trumps Privatclub Mar-a-Lago für Epstein rekrutiert.

Maxwell spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch von Mädchen durch Jeffrey Epstein. Im Jahr 2021 wurde sie schuldig gesprochen und in der Folge zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Donald Trump verteidigte dagegen das Treffen der einstigen Verbündeten von Jeffrey Epstein mit seinem ehemaligen Anwalt. „Er ist ein sehr talentierter Mann. Ich habe nicht mit ihm darüber gesprochen, aber ich kann Ihnen sagen, dass alles, was er gefragt hat, völlig angemessen war“, sagte Trump über Blanche.

Maxwell wird kurz nach Treffen mit Vertreter der Trump-Regierung in neues Gefängnis verlegt

Noch pikanter wird die ganze Angelegenheit durch eine weitere neue Entwicklung im Fall von Ghislaine Maxwell. Die ehemalige Komplizin Jeffrey Epsteins wurde erst kürzlich von einem Hochsicherheitsgefängnis im US-Bundesstaat Florida in ein Bundesgefängnis in Bryan im US-Bundesstaat Texas verlegt. Die Verlegung erfolgte kurz nach ihrem Gespräch mit Todd Blanche. Maxwells neue Unterkunft ist ein Gefängnis mit deutlich geringerer Sicherheitsstufe, dafür mit erheblich mehr Annehmlichkeiten für die Insassen. Die Sicherheitsanstalt gilt in den USA als Luxuseinrichtung für wohlhabende Straftäterinnen: ohne Mauern, dafür mit Yoga-Kursen, einem Kosmetik-Laden und Haustieren, mit denen sich die Gefangenen beschäftigen können. Präsident Trump behauptete, nichts von dieser Verlegung gewusst zu haben: „Ich wusste überhaupt nichts davon, nein. Ich habe darüber genauso gelesen wie Sie“, sagte er gegenüber Medienvertretern im Weißen Haus.

Das wiederum halten Fachleute in den USA für wenig glaubhaft. Elie Honig, CNN-Rechtsanalyst, kommentierte: „Es ist fast unmöglich, dass Ghislaine Maxwell zufällig, durch Zufall, eine Woche oder so, nachdem sie sich mit Todd Blanche getroffen hat, in eine bessere Einrichtung verlegt wurde.“ Die Verlegung hätte laut Honig eine spezielle Genehmigung erfordert, da Maxwell eine verurteilte Sexualstraftäterin ist und eine lange Haftstrafe verbüßt.

Donald Trump, Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell: Kongress verlangt Informationen

Parallel zu dem Krisentreffen der Trump-Regierung im Wohnsitz von JD Vance hat ein Ausschuss des US-Kongresses fast ein Dutzend Vorladungen an das Justizministerium sowie an hochrangige Politiker der Demokraten und der Republikaner verschickt. Das Ziel: Akten und Informationen zu sammeln, die Licht ins Dunkel rund um den Fall von Jeffrey Epstein bringen sollen. Auf der Liste der vorgeladenen Persönlichkeiten finden sich zahlreiche prominente Namen aus beiden politischen Lagern, darunter unter anderem:

  • Bill Clinton, Ex-Präsident der Demokraten
  • Hillary Clinton, ehemalige Außenministerin und Kandidatin der Demokraten für die US-Wahl 2016
  • Pam Bondi, Justizministerin
  • Jeff Sessions, Ex-Justizminister
  • Merrick Garland, Ex-Justizminister
  • Robert Mueller, ehemaliger FBI-Direktor
  • James Comey, ehemaliger FBI-Direktor

Zwar sind die meisten Beobachter eher skeptisch, dass dieses Unterfangen wirklich Neues über die Verbindungen zwischen Donald Trump und Jeffrey Epstein zutage bringt. Es dürfte aber dafür sorgen, dass das Thema weiterhin ein solches bleibt.

Zu einem solchen gemacht hatte es vor allem Donald Trumps MAGA-Bewegung. Sowohl im Vorfeld der US-Wahl 2016 als auch der folgenden 2020 und 2024 hatte sich das Wahlkampfteam Trumps darum bemüht, die gegnerischen Demokraten in den Fall Jeffrey Epstein zu verwickeln. Trump persönlich hatte versprochen, alle Akten und Listen der Verbündeten Epsteins zu veröffentlichen, sollte er die Wahl gewinnen. Doch kaum zurück im Weißen Haus, erfolgte die Kehrtwende. Die Trump-Administration hielt die Epstein-Akten unter Verschluss. Was einst von Pam Bondi, Kash Patel und seinem heutigen Stellvertreter beim FBI, Dan Bongino, als riesige Verschwörung New Yorker Demokraten rund um Epstein und Hillary Clinton stilisiert worden war, wurde von denselben Personen nun zur Lappalie erklärt: Nichts zu sehen, alles nur eine Lappalie, war auf einmal der Duktus des Trump-Teams in Sachen Epstein.

Donald Trumps Basis ist wegen Jeffrey Epstein empört

Doch diesmal machte Donald Trumps Basis nicht mit. Zahlreiche Trump-freundliche Kommentatoren und Persönlichkeiten wie Alex Jones, Tucker Carlson oder Joe Rogan kritisierten den Präsidenten direkt oder indirekt für seinen Umgang mit den Epstein-Akten. Der wiederum bemühte sich um Ablenkung, konnte die öffentliche Wahrnehmung aber nicht umleiten. Der nächste Versuch dazu ist nun die Krisensitzung unter der Leitung von Vizepräsident JD Vance. (dil)

Auch interessant

Kommentare