Erdbeben-Katastrophe in Myanmar und Thailand: Fachleute erklären, warum das Hochhaus in Bangkok einstürzte

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Tausende Menschen sind bei dem Erdbeben in Myanmar gestorben. Auch im 1000 Kilometer entfernten Bangkok ist ein Hochhaus eingestürzt. Doch wie kann das sein?

Bangkok – Bei dem schweren Erdbeben der Stärke 7,7 in Myanmar sind mindestens 2700 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl dürfte in den kommenden Tagen noch steigen, da es für die mehr als 400 Vermissten kaum noch Hoffnung gibt. Auch in der thailändischen Hauptstadt Bangkok war die Erschütterung zu spüren. Ein 30-stöckiges Rohbau Gebäude stürzte ein – hier gab es ebenfalls zahlreiche Todesopfer.

Schwere Maschinen werden eingesetzt, um den riesigen Betonhaufen auf dem Gelände eines Hochhauses zu beseitigen, das nach einem Erdbeben eingestürzt ist.
Schwere Maschinen werden eingesetzt, um den riesigen Betonhaufen auf dem Gelände eines Hochhauses zu beseitigen, das nach einem Erdbeben eingestürzt ist. © Sakchai Lalit/dpa

Zahlreiche Tote nach Erdbeben in Myanmar und Thailand: Warum stürzte das Hochhaus in Bangkok ein?

Dabei liegt Bangkok mehr als 1000 Kilometer vom Epizentrum des Erdbebens entfernt. Da sich das Beben in Myanmar allerdings nur rund zehn Kilometer unter der Oberfläche ereignete, waren die Erschütterungen an der Oberfläche besonders stark. Ein großer Teil der Energie hat sich also auch bis nach Thailand erstreckt, erklärte Seismologe Frederik Tilmann vom Helmholtz-Zentrum für Geowissenschaften dem Sender CNN.

Auch die Beschaffenheit des Bodens hat eine Rolle bei dem Erdbeben gespielt. Dieser ist in Bangkok nämlich eher weich. Das wiederum könnte die Bodenbewegungen um das Drei- oder Vierfache verstärken, räumte Amorn Pimarnmas, Präsident des thailändischen Verbandes der Bauingenieure, ein. Aber auch die Qualität des Baumaterials sowie Unregelmäßigkeiten in der Struktur könnten den Einsturz des Gebäudes begünstigt haben. „Diese müssen noch im Detail untersucht werden“, so Pimarnmas.

Christian Málaga-Chuquitaype von der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwesen am Imperial College London betonte dahingehend: Auch die Bauweise des Hochhauses habe den Einsturz begünstigt. „Diese Bauweise hat zwar Kosten- und architektonische Vorteile, funktioniert aber bei Erdbeben schlecht und bricht oft spröde und plötzlich (fast explosionsartig) zusammen“, sagte er dem Science Media Centre.

Nur wenige Gebäude in Thailand vor Erdbeben sicher

Dabei scheint Thailand grundsätzlich ein Problem mit der Vorbereitung auf Erdbeben zu haben. Erst seit 2009 wurden Sicherheitsstandards für den Bau von erdbebensicheren Gebäuden eingeführt. Viele ältere Gebäude entsprechenden diesen Anforderungen also nicht. Auch Pimarnmas räumte ein, dass weniger als zehn Prozent der Gebäude in Thailand vor Erdbeben geschützt seien.

Für Roberto Gentile, Assistenzprofessor für Katastrophenrisikomodellierung am University College London, steht daher fest: Nach dem Hochhaus-Einsturz in Bangkok sei auch für andere hohe Gebäude der Stadt „eine gründliche Bewertung“ erforderlich. Nach dem Erdbeben der Stärke 7,7 wurden noch weitere Nachbeben verzeichnet. Deshalb warnte jetzt ein Experte eindringlich. (kas)

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