„Erschreckend und beschämend“: Rathauschef verurteilt Antisemitismus - und ruft zur Wachsamkeit auf
Bei der Gedenkveranstaltung anlässlich des Volkstrauertags hat Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner Antisemitismus scharf verurteilt.
Wolfratshausen – „Hoffnung ist grenzenlos, geht über den Horizont hinaus, Hoffnung ist endlos groß“: Der Sommersound-Chor um Claudia Sommer hatte sich für die Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertags am Sonntag auf dem Marienplatz für einen Song von Peter Maffay entschieden. Sie sangen von Hoffnung in einer Welt, die laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner „aus den Fugen geraten“ sei. „Dieser Gedenktag ist ein Zeichen unserer kollektiven Trauer“, sagte der Rathauschef.
Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine vor nunmehr 21 Monaten ließen Hunderttausende Menschen ihr Leben, darunter viele Zivilisten, „die unschuldig in den Strudel des Krieges gerieten“. Heilinglechner wies zudem auf die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten hin: „Am 7. Oktober griff die islamistische Terrororganisation Hamas Israel an. Seitdem haben Tausende Menschen auf beiden Seiten ihr Leben verloren.“ Es sei „erschreckend und beschämend“, so der Bürgermeister, „dass in diesem Zusammenhang der Antisemitismus weltweit und auch bei uns einen neuen Höhepunkt erlebt“.
Rathauschef ruft Bürger auf, „plumper Propaganda“ zu begegnen
Den Krieg in Europa „und damit verbunden die Energiekrise, die Flüchtlingskrise und die Inflation“ sieht Heilinglechner als Gründe für die Unsicherheit vieler Menschen. „Diese Entwicklungen bieten das Einfallstor für antidemokratische Positionen und rechtsextreme Ideologien.“ Einige würden die Demokratie mit ihren „Prinzipien und Institutionen“ zunehmend „mit Distanz“ betrachten. Die Wahlerfolge „rechtsextremer Parteien“ seien ein Beleg dafür.
Wir müssen Menschen entlarven, die Stimmung machen wollen. Die für komplizierte Zusammenhänge einfache Lösungen vorschlagen, in Wahrheit jedoch keine Lösungen haben.
„Jeder von uns“, betonte der Rathauschef, sei in diesen „schwierigen Zeiten“ aufgefordert, „an der Stimmung im Land zu arbeiten“. Die Gesellschaft müsse wachsam bleiben und „plumper Propaganda“ kritisch begegnen. Heilinglechners Appell: „Menschen entlarven, die Stimmung machen wollen. Die für komplizierte Zusammenhänge einfache Lösungen vorschlagen, in Wahrheit jedoch keine Lösungen haben.“ Vor den Opfern von Krieg, Gewalt und Terror „verneigen wir uns in Trauer“, so Heilinglechner weiter. „Was von Gewalt bleibt, sind Trauer und Traumata – menschliche Tragödien auf allen Seiten.“
Das unterstrichen Dekan Gerhard Beham und der evangelische Pfarrer Florian Gruber. Sie beteten mit den Teilnehmern der Gedenkfeier für „alle Opfer von Krieg und Gewalt“ – ganz explizit auch für „die Juden und die Araber“, die seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel „getötet und ermordet worden sind“. (cce)
Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.