„Wäre Kriegsverbrechen“: Russland kritisiert Israels Tunnel-Pläne im Gazastreifen
Israel droht damit, die vielen Hamas-Tunnel unter dem Gazastreifen zu fluten. Russland kritisiert dieses Vorhaben scharf.
Tel Aviv – Israel ist in den Gazastreifen einmarschiert und kämpft dort gegen die Hamas. Das Land will Rache für den Terroranschlag vom 7. Oktober. Ein großes Problem für die Armee Jerusalems ist das ausgedehnte Tunnelnetzwerk. Zuletzt spielte Israel öffentlich mit dem Gedanken, die Tunnel zu fluten. Auf diese Pläne reagierte nun Russland mit Kritik.
Russland: Gaza-Tunnel zu fluten wäre Kriegsverbrechen
Moskau äußerte, ein solcher Schritt käme Kriegsverbrechen gleich. Russland. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte kurz nach Beginn des Krieges mit israelischen und arabischen Entscheidungsträgern gesprochen und versucht, sich als potenzieller Vermittler zwischen den Konfliktparteien zu positionieren.
Wie realistisch ist eine Durchführung des Flutungs-Plans? Israels Generalstabschef Herzi Halevihatte die Pläne zur Flutung mit Meerwasser als „gute Idee“ bezeichnet. Näher ging er nicht auf konkrete Vorhaben ein. Die israelische Armee stoße in dem abgeriegelten Küstenstreifen auf viele unterirdische Infrastrukturen, sagte er. „Wir wussten, dass es viele davon gibt. Ein Ziel ist es, diese zu zerstören.“
Nach Halevis Worten gibt es unterschiedliche Wege dafür. „Jede Maßnahme, die unseren Vorteil gegenüber dem Feind, der aus dem Untergrund auftaucht, vergrößert und ihm diesen Vorteil verwehrt, ist eine Maßnahme, deren Anwendung wir ernsthaft in Betracht ziehen.“ Dazu gehöre etwa auch die Zerstörung der Tunnel durch Explosionen, um die Hamas-Terroristen an deren Nutzung zu hindern. Der israelische Armeesprecher Richard Hecht hatte geäußert: „Wir verwenden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um gegen das Tunnelsystem vorzugehen.“
Krieg in Israel: 800 Tunnel in Gaza – 500 davon bereits zerstört
Zuerst hatte das Wall Street Journal berichtet, dass Israel ein System aus großen Pumpen zusammengebaut habe, mit denen es das Tunnelnetz fluten könne. Unklar sei jedoch, ob die Armee die Taktik wirklich anwenden wolle. Es bestehe etwa die Sorge, dass sich dort verschleppte Geiseln der Hamas befinden. Experten gaben außerdem zu Bedenken, dass die Flutung mit Meerwasser dramatische Folgen für die Umwelt haben könnte.
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Die israelischen Streitkräfte hätten Mitte November die Montage großer Pumpen nördlich des Flüchtlingslagers Al-Shati abgeschlossen, hieß es in dem Bericht. Jede der mindestens fünf Pumpen könne Wasser aus dem Mittelmeer entnehmen und Tausende von Kubikmetern Wasser pro Stunde in die Tunnel leiten, sodass diese innerhalb weniger Wochen überflutet wären, berichtete die Zeitung. Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Gaza-Kriegs mehr als 800 Tunnelschächte gefunden. Rund 500 davon seien bereits zerstört worden, gab die Armee an.

Die Tunnel wurden für Schmuggel genutzt. Auch, damit sie israelischen Bomben aus der Luft widerstehen können, reichen manche der Tunnel Dutzende Meter unter die Erde. Sie sind teilweise betoniert oder werden sogar mit Strom versorgt. Im Schnitt sind sie zwei Meter hoch und einen Meter breit, einige sind aber auch groß genug für Fahrzeuge. Zudem befinden sich in den Tunneln nach Angaben von Militärexperten auch Kommando-, Kontroll- und Kommunikationsräumen, Vorratskammern. Auch Abschussrampen für Raketen der Terroristen befinden sich dort. (cgsc mit dpa)