Gesundheitsgefahr im Winter – Kälteeinbruch kann das Schlaganfallrisiko erhöhen
Plötzliche Temperaturstürze wirken sich auf den Körper aus: bei gesunden Menschen auf das Wohlbefinden, Personen mit bestimmten Vorerkrankungen drohen sogar ernsthafte Folgen.
Jeder kennt es: Ist es draußen frostig frisch, bekommen wir schnell kalte Hände und Füße und auch die Nasenspitze wird kühl und schmerzt sogar. Was ein lebensnotwendiger Schutzmechanismus des Körpers ist, kann für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen gefährlich werden. Denn durch die Wärmeregulierung des Organismus kann es zu Durchblutungsstörungen und Blutgerinnseln kommen. Im schlimmsten Fall droht sogar ein Schlaganfall.
Erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Vorerkrankungen
Unser Körper muss sich immer wieder an die Umwelt anpassen, um seine optimale Temperatur von 37 Grad zu halten. Wenn es draußen klirrend kalt ist, setzt er dazu verschiedene Mechanismen in Gang: Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, die Haut wird weniger durchblutet und der Blutdruck steigt. So ist sichergestellt, dass möglichst viel Wärme im Körperinneren verbleibt und lebensnotwendige Organe wie Gehirn, Herz, Leber und Nieren weiter versorgt werden.

Diese Wärmeregulation des Körpers ist sinnvoll und lebensnotwendig. Bei bestimmten Vorerkrankungen kann sie allerdings gefährlich werden. Das trifft vor allem auf Menschen mit Diabetes, erhöhten Blutfettwerten und zu hohem Bluthochdruck zu, wie die Deutsche Schlaganfall Hilfe informiert. Sind die Blutgefäße krankheitsbedingt bereits verengt, etwa durch verkalkte Arterien, können Durchblutungsstörungen und Blutgerinnsel auftreten. Verstopfen diese Gerinnsel Gefäße im Gehirn, droht ein Schlaganfall. Sind Blutgefäße des Herzens verengt oder ganz verschlossen, kommt es zu einem Herzinfarkt.
Schon ein Temperatursturz von drei Grad ist gefährlich
Besondere Vorsicht ist bei schnellen Wetterwechseln geboten. So ergab eine Studie der Universität Jena, dass schon ein schneller Temperatursturz um drei Grad Celsius innerhalb von 24 Stunden die Schlaganfallwahrscheinlichkeit um elf Prozent erhöht. Wer aufgrund von Vorerkrankungen zur Risikogruppe gehört, hat sogar ein bis zu 30 Prozent höheres Schlaganfallrisiko. Für die Untersuchung hatte der Studienleiter Dr. Florian Rakers Wetterdaten mit Patientenakten des Uni-Klinikums Jena verglichen.
Neben Diabetikern, Patienten mit Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten, schienen laut Studiendaten vor allem folgende Risikogruppen empfindlich auf Wetterwechsel zu reagieren:
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- Menschen mit Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern)
- Personen, die bereits einen früheren Herzinfarkt erlitten hatten
- Raucher
- Menschen über 60
- übergewichtige Personen
- Patienten mit Bewegungsmangel
Neben der Temperatur fanden die Forscher zwei weitere Faktoren, die das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen: ein schneller Wechsel der Luftfeuchtigkeit und schnelle Veränderungen des Luftdrucks. Sie führten bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu einem vierfach höheren Schlaganfallrisiko.
Vorsicht auch bei Vorerkrankungen der Lunge
Doch nicht nur für Schlaganfall-Risikopatienten und Menschen mit Vorerkrankungen des Herzens ist die Kälte gefährlich. Auch bei Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD, bei denen die Atemwege krankheitsbedingt schon verengt sind, kann die Kälte problematisch sein. Denn kalte Luft sorgt dafür, dass sich die Bronchien noch mehr zusammenziehen. Betroffene bekommen Hustenanfälle oder sogar Atemnot, warnt der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB). Gleiches gilt übrigens auch für Nebel, der Atemwegsprobleme verstärken kann.
Bei Kälte auf Warnsignale eines Schlaganfalls achten
Kälte bedeutet in jedem Fall für den Körper Stress, der das Herz-Kreislauf-System belastet. Wer Vorerkrankungen hat, sollte deshalb auf Warnsignale wie Taubheitsgefühle in den Armen und Beinen, Schwindel und Kopfschmerzen achten, die auf einen Schlaganfall hindeuten können. Weitere Hinweise sind nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI):
- Lähmungserscheinungen (einseitige Gesichtslähmung) und Schwäche
- Sehstörungen und Sprachstörungen
- Gleichgewichtsstörungen
- Stürze
- Desorientierung
- Bewusstseinsstörungen
Ein Schlaganfall ist immer ein lebensbedrohlicher Notfall und muss von einem Notarzt (112) bzw. von Spezialisten im Krankenhaus (auf einer sogenannten Stroke-Unit) behandelt werden. Denn eine schnelle Behandlung entscheidet darüber, wie groß die Schäden im Gehirn und damit die Überlebens- und Rehabilitationschancen sind.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.