Steigende Energiekosten: Warum Heizen schon bald viel teurer werden könnte

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Für die Wärmewände will die Bundesregierung den Umstieg aufs Heizen mit Erneuerbaren vorantreiben. Doch es gibt Unklarheiten über die Finanzierung – wer bleibt am Ende auf den Kosten sitzen?

Berlin – Viele Verbraucher machen sich Sorgen, weil Heizen mit Öl und Gas teurer wird. So steigt die CO₂-Steuer 2025 auf 55 Euro pro Tonne. Doch auch viele Unternehmen haben Bedenken und geben mehrheitlich an, dass bezahlbare Wärmeversorgung in Zukunft nicht gesichert ist. Besonders die Verunsicherung über die Finanzierung wächst.

Wärmewende beim Heizen: Verunsicherung über Finanzierung könnte Investitionen bremsen

Zu dem Ergebnis kam der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), welcher Mitgliedsunternehmen befragt hatte. Demnach verneinten 41 Prozent die Frage, ob bezahlbare Wärmeversorgung in Zukunft gesichert sei. 38 Prozent gehen davon aus, dass Wärmeversorgung bezahlbar sein wird.

Hand hält Geldnoten vor einem Heizkörper
Betroffene Mieter der Münchner Wohnen müssen nun selbst aktiv werden, um eine Erstattung der Heizkosten für die Jahre 2022 und 2023 zu erhalten. © Jens Büttner/dpa

Fernwärme wird laut Umfrage bei 83 Prozent der Energieversorgungsunternehmen eine größere Rolle als bisher spielen. Als größte Hindernisse für Investitionen werden eine unklare Finanzierung (73 Prozent), langwierige Genehmigungsprozesse sowie Bürokratie gesehen. 

Bezahlbares Heizen und Ausbau der Fernwärme: Höhere Energiekosten als Folgen für Verbraucher?

Zudem gaben 97 Prozent der Unternehmen an, ihre Investitionen in die Wärme-Erzeugung und den Ausbau der Wärme-Infrastruktur erhöhen zu wollen. Laut VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing gibt es jedoch keine ausreichenden und verlässlichen wirtschaftlichen Anreize, in die Wärmewende zu investieren. „Um die Fernwärme massiv ausbauen zu können, brauchen wir klare rechtliche Rahmenbedingungen und kein ständiges politisches Hin und Her“, so Liebing. 

Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze sei grundsätzlich gut, ihre finanzielle Ausstattung aber zu gering. „Damit der Ausbau in Schwung kommt, braucht es eine Aufstockung von aktuell 3,5 Milliarden Euro insgesamt bis 2034 auf 3,5 Milliarden Euro pro Jahr“, so Liebing.

Energie-Experte Professor Manuel Frondel vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung weist zudem auf Folgen für die Verbraucher hin, wenn die Finanzierungsfragen nicht geklärt werden. „Die Energieversorger werden die höheren Kosten an die Verbraucher weitergeben müssen, um nicht selbst darauf sitzen zu bleiben“, sagte Frondel zur Bild. Wenn sich die Sorge der Versorger bewahrheitet, „hat dies Konsequenzen für die Energieverbraucher in Form höherer Energiekosten“.

Investitionen erhöhen für Fernwärme – Forderung nach Energiewende-Fonds

In den kommenden Jahren und Jahrzehnten muss die Fernwärmewirtschaft laut VKU ihre Investitionen um das Dreifache erhöhen. 
Hinzu kommt der generelle Investitionsbedarf der Energiewirtschaft. Liebing fordert unter anderem die Anlage eines Energiewende-Fonds vor, um die Finanzierung und Bezahlbarkeit der Wärmewende zu gewährleisten.

Das Prinzip: Die Eigenkapitalquote der Unternehmen würde erhöht. So könnten sie mehr Fremdkapital aufnehmen und über diesen Hebel das Investitionsvolumen vergrößern. Gefüllt werden sollte der Fonds vor allem mit privatem Kapital, etwa von Pensionsfonds und Rentenkassen. „Kapitalgeber, wie etwa Pensionskassen, Lebensversicherer und Versorgungswerke, würden profitieren, weil Bund und Ländern die Risiken ihrer Investitionen über Bürgschaften und Garantien absichern könnten“, sagt Liebing.

Heizen mit Gas und Öl – wie lange ist das noch erlaubt?

48,3 Prozent der 41,9 Millionen Wohnungen in Deutschland heizen mit Erdgas. 23,4 Prozent heizen mit Öl, wie eine Studie des
Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft aus dem Jahr 2023 ergab. Ab dem 1. Januar 2045 dürfen Heizsysteme nicht mehr mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Alle Heizungen sowie der Bezug aus Wärmenetzen müssen spätestens dann auf 100 Prozent Erneuerbare Energien oder unvermeidbare Abwärme umgestellt sein.

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