Privates Mondlandegerät „Odysseus“ ist nach Landung umgekippt – Nasa könnte Klarheit schaffen
Die erste private Mondlandung ist gelungen, doch nicht ganz so bilderbuchmäßig wie zuerst gedacht. Eine Kamera könnte für Aufklärung sorgen.
Houston – Nach der ersten privaten Mondlandung seit 1972 gibt es einiges aufzuarbeiten. Ganz vorneweg die Frage, warum das Funksignal schwächer als erwartet ist. Aber auch, warum das Unternehmen Intuitive Machines, das die Mission durchgeführt hat, noch keine Bilder vom Landegerät „Odysseus“ auf der Mondoberfläche veröffentlicht hat. In den Tagen nach der Mondlandung werden beide Punkte nun klarer.
Bei der Landung in der Nähe des Südpols des Mondes ist „Odysseus“ offenbar umgekippt und liegt nun auf der Seite. Eines der sechs Standbeine habe sich vermutlich bei der Landung verhakt, deshalb sei das Landegerät umgefallen, erklärte der Chef von Intuitive Machines, Steve Altemus, bei einer Pressekonferenz. Allerdings gibt es trotzdem eine gute Nachricht: „Die Sonne trifft auf die Solarzellen und lädt unsere Batterien auf“, so Altemus. „Wir versorgen das Raumschiff mit Strom und haben einen Ladezustand von hundert Prozent. Das ist fantastisch.“
Nach der Mondlandung: „Odysseus“ ist auf der Mondoberfläche umgekippt
Auch die meisten Geräte des Landegeräts befinden sich auf der bodenabgewandten Seite und sollen funktionieren. Nur das Kunstwerk von Jeff Koons – 125 kleine Stahlskulpturen – befindet sich wohl auf der Seite, die jetzt dem Boden zugewandt ist. Außerdem sind einige der Antennen wohl jetzt Richtung Boden gerichtet – was erklärt, weshalb die Kommunikation mit dem Landegerät etwas erschwert ist. „Wir sammeln Daten“, erklärte Altemus auf der Pressekonferenz. „Odysseus“ sei in der Nähe des geplanten Landeorts etwa 300 Kilometer vom Südpol entfernt angekommen und stabil.
Nach der Mondlandung in der Nacht vom Donnerstag (22. Februar) auf Freitag (23. Februar) hatte es zunächst geheißen, das Mondlandegerät stehe aufrecht auf der Mondoberfläche. Diese Annahme rührte von Sensoren in den Treibstofftanks her, erklärte Altemus. Noch am Wochenende soll der Nasa-Mondorbiter „Lunar Reconnaissance Orbiter“ Aufnahmen von „Odysseus“ machen und zur Erde schicken. Dann könne man die genaue Position und Ausrichtung des Geräts ermitteln, so Altemus.
Kleine Kamera soll Bilder vom umgekippten Mondlandgerät machen
Eine Antwort auf die Frage nach den fehlenden Bildern gibt es nun auch. Eigentlich sollte kurz vor der Mondlandung eine kleine Kamera, die „EagleCam“ abgeworfen werden, um erstmals Aufnahmen einer auf dem Mond landenden Sonde zu machen. Allerdings gab es im Landeanflug Probleme mit der Navigation, die das Technikteam innerhalb kürzester Zeit mithilfe eines Nasa-Instruments lösen musste. Deshalb habe man sich entschieden, die „EagleCam“ während der Landung an Bord zu behalten, hieß es bei der Pressekonferenz.
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Die Kamera befindet sich immer noch an Bord von „Odysseus“, soll aber demnächst noch zum Einsatz kommen. Die Aufnahmen könnten dabei helfen, zu klären, in welcher Position genau das Mondlandegerät zum Stehen oder Liegen gekommen ist.

Die Tage von „Odysseus“ sind gezählt – bald wird es Nacht und kalt
Das Team von Intuitive Machines und die Teams, die die Instrumente an Bord betreuen, bemühen sich nun, so viele Daten wie möglich zu sammeln. Das hat einen Grund: Die Zeit ist begrenzt. Die Elektronik des Mondlandegeräts ist nicht dafür ausgelegt, die Kälte der Mondnacht zu überstehen – und die Tage, bis sich die Nacht über den Mond-Südpol legt, sind gezählt. „Wir wissen, dass sich die Sonne an diesem Landeplatz in etwa neun Tagen in jeder Konfiguration hinter unsere Solarzellen bewegen wird“, erklärte Tim Crain, Mitgründer von Intuitive Machines. „Im besten Fall werden wir weitere neun bis zehn Tage haben.“
Die Situation erinnert etwas an die Situation der japanischen Raumsonde „Slim“, die im Januar auf dem Mond gelandet ist. Auch sie kam nicht aufrecht zum Stehen, sondern lag auf dem Kopf – das bedeutete allerdings auch, dass ihre Solarpanels in den ersten Tagen nach der Landung kein Sonnenlicht bekamen. Erst nach einigen Tagen bekam die Sonde genug Energie und konnte von der Erde aus erreicht werden. Auch „Slim“ war nicht für die eiskalte Mondnacht ausgelegt und funktioniert längst nicht mehr. (tab)