Dieses Aus sorgt für Fassungslosigkeit: Beliebter Fischladen schließt – Das sind die Gründe

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Ein vertrautes Bild, das es ab Juli nicht mehr geben wird: Fernando de Sena mit einem frischen Lachs hinter der Theke seines Ladens an der Aiblinger Bahnhofstraße. © Eav Lagler

Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der Stadt: Der Aiblinger Fischladen, einer der Magnete in der Bahnhofstraße, schließt – und zwar bereits Ende Juni. Die Kunden sind fassungslos. Das OVB hat mit dem Inhaber Fernando de Sena über die Gründe gesprochen.

Bad Aibling – Als sich Fernando de Sena im Jahr 2018 den Traum der Selbstständigkeit mit dem eigenen Fischgeschäft in der Aiblinger Bahnhofstraße erfüllte, war er der Kundschaft schon lange kein Unbekannter mehr. Bereits unter seinem Vorgänger Manfred Buck arbeitete er in dem Laden, häutete, filetierte, entbeinte, kochte, zauberte die berühmten Steinpilz- und Trüffelgnocchi von Hand, beriet die Kunden.

Dabei hatte er ursprünglich den Beruf des Kfz-Mechanikers gelernt. Doch schon seit ihm sein Opa die erste Handangel geschenkt hatte, als er zehn Jahre alt war, hat ihn die Begeisterung rund um das Thema Fische gepackt. Die man ihm bis heute anmerkt. Nach mehreren Stationen in Münchner Fachgeschäften fühlte er sich im Aiblinger Fischladen an der Bahnhofstraße endgültig in seinem Traumberuf angekommen. „Bei Manfred Buck habe ich noch einmal sehr viel dazu gelernt, sei es über die Logistik, das Zubereiten etwa von Backfisch oder Fischkunde“, blickt der Fachmann mit italienischen Wurzeln gerne auf die Zeit zurück.

Tipps für Kunden jederzeit gratis

Als sein Mentor vor sieben Jahren sein Geschäft verkaufte, fasste Fernando de Sena den Entschluss, in die Selbstständigkeit zu gehen, zur Freude der treuen Stammkunden, die von Jahr zu Jahr mehr wurden. Fisch in Sushiqualität, Riesengarnelen aus Wildfang oder Rochenflügel füllten ebenso seine Theken wie Meeresfrüchte- oder sein ganz spezieller Oktopus-Salat, geräucherte Entenbrust, Wildspezialitäten und andere Feinkost. Zur Zubereitung für zu Hause gab es Gratistipps, zum Mittagsmenü die passende Weinempfehlung und wechselnde Gerichte auch zum Mitnehmen.

Er hatte noch viele Pläne

Fischplatten stellte Fernando de Sena nach Wünschen für Feste zusammen, lud zu Steckerlfischabenden ein, orderte frische Matjes, stellte Rezepte oder Kochvideos in den Sozialen Medien ein, war auf dem Parkfest präsent und aus der Bahnhofstraße nicht mehr wegzudenken. Und hatte Pläne, unter anderem wollte er neben seiner langjährigen Mitarbeiterin „Abi“ Abigail Belen Diaz eine weitere Kraft einstellen und einiges im Laden ändern.

Doch im März dann die Kündigung durch die Vermieterin: Zum einen sind aufgrund der Bausubstanz Sanierungsmaßnahmen dringend erforderlich, zum anderen haben die Besitzer laut De Sena nach einem anvisierten Umbau andere Pläne mit dem Gebäude. Bei aller Enttäuschung sieht es der 41-Jährige aber pragmatisch: „Es ist sehr schade, dass wir bei den Vorstellungen über die Zukunft des Geschäfts nicht zusammenkommen konnten. Aber es ist nun mal so. Bis Ende Juni habe ich noch geöffnet, im Juli wird dann ausgeräumt.“

„Ein sehr schmerzlicher Schritt“

Der Unternehmer betont auch: „Für uns und unsere treuen Kundinnen und Kunden in Bad Aibling ist das ein sehr schmerzlicher Schritt, denn wir wissen, wie sehr unser Geschäft über die Jahre zu einem festen Bestandteil der Stadt geworden ist. Die große Anteilnahme, die wir aktuell von vielen Seiten spüren, bedeutet uns sehr viel.“

Der junge Familienvater selbst wird nun in ein Angestelltenverhältnis wechseln. Doch er gibt noch lange nicht auf: „Wir sind aktiv auf der Suche nach einem neuen Standort, um unser Fischgeschäft möglichst bald an einem anderen Ort in Bad Aibling weiterführen zu können. Es ist uns ein großes Anliegen, unsere Kundschaft auch in Zukunft mit frischem Fisch und unseren Spezialitäten zu versorgen und wir hoffen sehr, dass wir schon bald gute Neuigkeiten dazu verkünden können.“

Lange AIblinger Tradition geht zu Ende

Für den Standort an der Bahnhofstraße bedeutet der Abschied auch das Aus für eine lange Aiblinger Tradition. Viele der heutigen Kunden kannten an dieser Stelle ihr Leben lang ein Fischgeschäft – einst Fisch Birkl, dann Nik Tomschiczek, gefolgt von Manfred Buck und bis heute Fernando de Sena, allesamt stets mit ausgezeichneter frischer Ware, Leidenschaft und Beständigkeit. Auch die Redaktion erreichten betroffene Reaktionen und Anfragen von Kunden, die das Aus nicht wahrhaben wollen und nun auf eine Fortsetzung an anderer Stelle im Stadtgebiet hoffen.

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