Sellner sprach wohl auch in Bayern über „Remigration“ – Zwei AfD-Abgeordnete offenbar dabei

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Rechtsextremist Sellner soll nicht nur in Potsdam, sondern auch im bayerischen Dasing vor AfD-Abgeordneten gesprochen haben. Und es gibt noch weitere Vorwürfe.

Dasing – Seit Wochen sorgen Berichte über ein Geheimtreffen in Potsdam für Schlagzeilen: Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner, früherer Sprecher der Identitären Bewegung in Österreich, sprach dort vor Politikern, Wirtschaftschefs und anderen Teilnehmerin über Remigration, also die massenhafte Ausweisung von Menschen aus Deutschland. Jetzt wurde bekannt, dass Sellner offenbar rund zwei Wochen davor in Dasing in Schwaben zu Gast war. Dort soll er in einer Gastwirtschaft in der Gemeinde im Landkreis Aichach-Friedberg gesprochen haben.

Vor Potsdamer Treffen – Beitrag in den sozialen Medien zeigt Sellner in Bayern

Burkhard Körner, der Leiter des bayerischen Verfassungsschutzes, sprach über die Teilnahme des österreichischen Rechtsextremisten in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Ein Vertreter des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz bestätigte im Anschluss der Zeitung, dass ein Social-Media-Beitrag Sellner als Redner bei der Veranstaltung am 11. November in Dasing zeigt. Sellner habe demnach auch dort als Hauptredner über eine „Remigration“ von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland gesprochen.

Bei dem Treffen in Dasing waren offenbar auch zwei AfD-Landtagsabgeordnete anwesend. Dies gehe aus einem weiteren Internetbeitrag hervor, so der Verfassungsschutz. Nach Recherchen der Augsburger Allgemeinen handelt es sich dabei um die beiden bayerischen Landtagsabgeordneten Franz Schmid und Daniel Halemba. Beide seien auf einem Foto von der Veranstaltung in Dasing zu sehen, so der Bericht.

Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner (M.) stellte offenbar auch in Dasing seine verfassungsfeindlichen Pläne vor. Die AfD-Abgeordneten Daniel Halemba (l.) und Franz Schmid (r.) sollen dabei gewesen sein. © Imago (Bildmontage)

Umstrittene AfD-Abgeordnete Halemba und Schmid wohl bei Sellner-Rede in Dasing dabei

Halemba hat bereits für Aufsehen gesorgt, da gegen ihn wegen des Verdachts der Volksverhetzung und der Verwendung von nationalsozialistischen Symbolen ermittelt wird. Zeitweise stand sogar im Raum, ihn direkt im bayerischen Landtag festzunehmen. Dies wurde von Martin Böhm, dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der AfD, als gute Gelegenheit betrachtet, um die Landtagspräsidentin Ilse Aigner zu diskreditieren, wie er selbst einräumte.

Der AfD-Landtagsabgeordnete Schmid, der ebenfalls in Dasing dabei gewesen sein soll, steht ebenfalls in der Kritik. Der AfD-Politiker hatte nach dem jüngsten Parteitag der bayerischen AfD in Greding eine Diskothek besucht, in der Ausländerfeindliche Parolen skandiert worden waren. Das war auf einem Video zu sehen. Schmid bestätigte gegenüber der dpa den Discobesuch, wehrte sich aber gegen den Vorwurf, er habe mitskandiert.

Neue Recherchen zum Geheimtreffen in Potsdam weisen offenbar direkt auf AfD-Spitze

Unterdessen sind wohl auch neue Informationen zu dem in Potsdam abgehaltenen Geheimtreffen veröffentlicht worden, das seit Wochen für Aufsehen und Proteste sorgt. Dabei geht es um Arne Friedrich Mörig, der laut Recherchen des Medienhauses Correctiv bei diesem Treffen seine Pläne zur Gründung einer Agentur für rechte Influencer vorstellte. Der 31-Jährige wurde offenbar direkt aus Mitteln des AfD-Bundesvorstands für seinen Vortrag bezahlt. Dies geht jetzt aus Recherchen von WDR, NDR und der Süddeutschen Zeitung hervor.

Die Gelder für Mörig, der der Sohn des Organisators des „Potsdamer Treffens“ ist, sollen sogar direkt aus dem persönlichen Budget der AfD-Bundessprecherin Alice Weidel stammen. Damit rückt das Geheimtreffen in Potsdam, bei dem unter anderem über Massenvertreibungen nicht assimilierter Staatsbürger aus Deutschland diskutiert wurde, näher an die Führungsspitze der Bundes-AfD. Die Partei hatte das Treffen bisher als private Zusammenkunft kleingeredet.

Neue Berichte über Geheimtreffen in Potsdam – Mörig soll schon seit 2022 Vertrag mit AfD gehabt haben

Mörig soll nach den Recherchen bereits seit Ende 2022 einen Vertrag mit der AfD gehabt haben und für den Bundesvorstand der Partei im Bereich Social Media tätig gewesen sein. Dieser Vertrag soll mittlerweile jedoch gekündigt worden sein.

Der 31-jährige Mörig soll seine Pläne zur Gründung einer rechten Influencer-Agentur auch dem AfD-Bundesvorstand vorgestellt haben. Dies geschah offenbar nach dem Treffen in Potsdam, aber noch bevor Correctiv darüber berichtete. Anfragen des NDR, WDR und der SZ zu dem Thema bei Weidel, Hartwig, Mörig und der AfD blieben bisher unbeantwortet.

Bislang war bekannt, dass zwei AfD-Abgeordnete sowie Weidels persönlicher Referent Roland Hartwig an dem Potsdamer Treffen teilgenommen hatten. Weidel entließ Hartwig kurz darauf, ohne die Gründe dafür genauer zu erläutern. Auch Mitglieder der CDU und Werteunion nahmen an dem Treffen teil. Gegen sie laufen Parteiausschlussverfahren und die CDU hat strenge Konsequenzen angedroht.

Konto von AfD-Kreisvorstand spielte bei Potsdamer Treffen offenbar eine Rolle

Die neuen Recherchen deckten zudem offenbar noch eine weitere Verbindung zwischen der AfD und der sogenannten „Düsseldorfer Runde“ auf, die sich regelmäßig in der Villa in Potsdam versammelt haben soll. Veranstalter Gernot Mörig soll vorgeschlagen haben, dass Spenden auf das private Konto seines Schwagers überwiesen werden. Laut WDR, NDR und SZ ist dies Thomas Grebien, Mitglied des AfD-Kreisvorstands im Kreis Plön in Schleswig-Holstein. Grebien war zudem Mitbegründer der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ), die 2009 verboten wurde.

Auf Nachfrage teilte der Kreisvorsitzende der AfD in Plön mit, dass er nichts von der früheren Rolle seines Beisitzers bei der HDJ und im Kontext der Düsseldorfer Runde gewusst habe. Er äußerte sich nicht zu möglichen Konsequenzen. Weder die Bundes-AfD noch Thomas Grebien selbst haben sich zu der Angelegenheit geäußert.

Redakteurin Stephanie Munk hat diesen Artikel verfasst und anschließend zur Optimierung nach eigenem Ermessen ein KI-Sprachmodell eingesetzt. Alle Informationen wurden sorgfältig überprüft.

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