Die jüngste Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) lässt auch für die Region Unterallgäu und Memmingen nichts Gutes erwarten.
Region – Auch wenn sich die Vertreter der IHK beim Pressegespräch redlich mühten, keinen Pessimismus zu verbreiten, zeichnet die neue Herbstumfrage unter den hiesigen Unternehmen kein mutmachendes Bild der regionalen Wirtschaft. Im Gegenteil: Die starke Industrielastigkeit im Branchenmix der hiesigen Unternehmen hat den Konjunkturindex bereits deutlich nach unten gezogen und die Erwartungen gehen weiter zurück.
Der regionale IHK-Konjunkturindex weist für Bayerisch Schwaben einen Wert von 99 aus, für das gesamte Allgäu 93 Punkte und für das Unterallgäu und Memmingen nur noch 83 Punkte. Werte oberhalb der 100 Punkte-Schwelle bedeuten ein wirtschaftliches Wachstum, darunter liegende Werte bedeuten, die Wirtschaft schrumpft. Als Hauptgrund hat die IHK sowohl bundesweit als auch regional die schwächelnde Inlandsnachfrage ausgemacht. Auf Platz zwei folgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, weiter die Arbeitskosten, die Energie- und Rohstoffpreise sowie der Fachkräftemangel. Die IHK-Regionalgeschäftsführerin Annalena Haußer zeigte auf, dass lediglich der Dienstleistungsbereich sowie das Transportgewerbe über der Wachstumsschwelle liegen, wobei auch der Dienstleistungssektor gegenüber der Frühjahrsumfrage leicht rückläufig ist. Das Reise- und Gastgewerbe verzeichnet in Bayerisch Schwaben einen Wert von 98 (-3), der Einzelhandel 97 (-2), die Industrie 85 (-6) sowie das Baugewerbe 79 Punkte. Letzteres hat sich zwar auf niedrigem Niveau etwas erholt, doch erwarten beim Bau nur vier Prozent der Befragten eine Verbesserung ihrer Situation.
„Hausgemachtes Drama“
IHK-Regionalvorsitzende Andrea Thoma-Böck spricht mit Blick auf die sich weiter verschärfende Investitionskrise gar von einem „hausgemachten Drama“. Die größten Probleme könnten durch die richtigen politischen und wirtschaftlichen Korrekturen beseitigt werden. Seit über zwei Jahren planten mehr Unternehmen im Ausland ihre Investitionen statt im Inland. Die ganz großen Firmen ziehe es in die USA und nach China, die mittleren und kleineren vor allem nach Osteuropa. Die aktuell anrollende Welle der Kurzarbeit werde im Winter noch deutlich an Stärke zulegen. Thoma-Böck fordert eine deutliche Korrektur der Körperschaft-, Einkommen- und Lohnsteuer, um die Inlandsnachfrage zu stärken. Die hohen Energiekosten hätten die deutsche Wirtschaft gegenüber dem weltweiten Wettbewerb deutlich benachteiligt und eine Senkung sei nicht in Sicht. „Energiekosten stehen in enger Korrelation zum Wohlstand, sowohl von Unternehmen als auch Privatpersonen.“ Die Stromsteuer müsse dringend gesenkt werden, ebenso wie die Netzkosten, die schon bald höher sein werden als der Strom selbst.
Eine weitere „Baustelle“ sieht die IHK in der deutschen Bürokratie. Das jüngst beschlossene „Bürokratie-Entlastungsgesetz“ sei seinen Namen nicht wert. Die Reglementierungen würden zwar minimal zurückgenommen, zugleich aber kämen ständig neue hinzu, die allesamt die hiesige Wirtschaft gegenüber dem Ausland benachteilige.
Der Arbeitsmarkt in der Region zeigt sich noch robust. So weise der Arbeitsamtsbezirk Kempten-Memmingen im September nur eine Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent aus. „Diese noch robusten Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die schwache Konjunktur mittelfristig auf den Arbeitsmarkt niederschlagen wird“, so die IHK-Regionalvorsitzende.
Für die aktuelle Herbstumfrage der IHK wurden zwischen dem 16. und 26. September über 1.400 Unternehmen in Memmingen und dem Unterallgäu befragt. Deutlich mehr als die Hälfte beteiligten sich daran. Diese hohe Rücklaufquote sei auch ein Hinweis darauf, „dass vielen Unternehmen der Schuh drückt“, so IHK-Regionalgeschäftsführerin Annalena Haußer.
Die ebenfalls in der vergangenen Woche vorgelegte weltweite Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) deckt sich in weiten Teilen mit der bundesweiten IHK-Umfrage. Auch der IWF stellt Deutschland im Vergleich mit seinen Nachbarn und Wettbewerbern auf dem Weltmarkt kein gutes Zeugnis aus und mahnt dringend Optimierungen an.
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