55 Schüler krank nach Skifreizeit – Klassenfahrt in die Alpen wird zur Virenschleuder
Was als entspannte Skifreizeit in den Berchtesgadener Alpen geplant war, entpuppte sich für 55 der 114 Schüler der IGS Guxhagen eher als Klassenfahrt mit Virenlawine.
Kreis Kassel/Guxhagen – Fieber, Husten, Gliederschmerzen, Magenprobleme: Was als entspannte Skifreizeit in den Berchtesgadener Alpen geplant war, entpuppte sich für 55 der 114 Schüler (Jahrgangsstufe 7) der IGS Guxhagen eher als Klassenfahrt mit Virenlawine. Die Schule im Schwalm-Eder-Kreis besuchen auch Kinder aus dem Altkreis Kassel. „Erkrankungen auf Klassenfahrt sind nicht ungewöhnlich, aber in diesem Ausmaß noch nicht vorgekommen“, sagt Schulleiter Jürgen Werner.
Mittlerweile hat sich das Thema auch im Landkreis herumgesprochen und schlägt Wellen. Eltern bewerten die Klassenfahrt nach Schönau am Königssee ganz unterschiedlich. Von „super Trip“ bis „unzumutbar“ ist alles dabei.
Wirbel bei Skifreizeit: Arzt untersuchte Kinder während Klassenfahrt
Die Ursache lasse sich nicht genau nennen, der ortsansässige Arzt vermutete, dass sich Kinder während der Busfahrt oder auf den Zimmern angesteckt haben. Nach seiner Einschätzung könne es deshalb sein, dass einige Kinder bereits erkrankt auf die Klassenfahrt gefahren sind, erklärt Werner. „Wir als Schule bitten darum, dass Eltern verantwortungsbewusst handeln und kranke Kindern nicht mit auf Klassenfahrt schicken. Das gilt ebenso für den täglichen Unterricht.“
Neun Kinder sind während der einwöchigen Fahrt von ihren Eltern abgeholt worden. „Wir saßen insgesamt dreizehneinhalb Stunden im Auto“, berichtet eine Mutter aus Fuldabrück. Sie hatte sich mit einer anderen Mutter zusammengetan, deren Kind ebenfalls auf der Klassenfahrt krank geworden ist. „Das Mutterherz hat einfach geblutet, deshalb haben wir uns trotz der 630 Kilometer weiten Strecke entschieden, loszufahren.“

Die Mutter macht der Schule keinen Vorwurf. „Die Kinder haben sich eben untereinander angesteckt. Natürlich ist das blöd gelaufen, aber da kann man nichts machen.“
Es gibt aber auch kritische Stimmen unter den Eltern. Die hygienischen Bedingungen in der Unterkunft, dem „Buchenhaus“ seien schlecht, Schimmel sei im Bad, die Bettwäsche dreckig und die Toiletten vergilbt. „Dass man unter diesen Bedingungen krank wird, ist kein Wunder“, sagt ein Vater.
Meine news
Das Buchenhaus ist eine Jugend- und Freizeiteinrichtung des Schwalm-Eder-Kreises. Seit Jahren fahren Kinder der IGS Guxhagen dorthin mit dem Ziel, Skifahren zu lernen. Für die Klassenfahrt bezahlen die Eltern zirka 450 Euro – mit Skipass und Skikurs.
Hygienische Mängel bei Klassenfahrt?
„Die Kinder wurden zu Beginn des Aufenthalts von der Hausverwaltung gebeten, eventuelle Mängel umgehend der Hausverwaltung oder den Lehrkräften zu melden“, sagt Schulleiter Werner zu den Vorwürfen mangelnder Hygiene vor Ort. „Es wurde eine Bettdecke als mangelhaft gemeldet, diese wurde getauscht. Weitere hygienische Mängel wurden nicht angezeigt.“
Markus Knierim, Vorsitzender des Schulelternbeirats, glaubt nicht, dass hygienische Mängel in der Unterkunft Ursache für die Verbreitung von Krankheit unter den Schülern waren. „Da es sich größtenteils um grippale Infekte gehandelt hat, kann ich mir diesen Zusammenhang nicht vorstellen.“ Er appelliert außerdem an die Eltern, sich bei Problemen und Kritik direkt an Schule und Lehrer zu wenden.
Um gesunde Kinder zu schützen, sind kranke Schüler während der Fahrt isoliert und gesonderte Essenszeiten- und -räume eingeführt worden, erklärt Schulleiter Werner. Ein Arzt sei zweimal im Buchenhaus gewesen und habe jedes Kind in seinem Zimmer untersucht. „Es wurden die Maßnahmen umgesetzt, die im Rahmen einer Klassenfahrt möglich sind.“ (Theresa Novak und Barbara Kamisli)
Das sagt der Schwalm-Eder-Kreis: Keine Beschwerden wegen Hygiene
„Nein, wegen hygienischer Mängel sind bei uns auch in der Vergangenheit keine Beschwerden eingegangen“, teilt der Schwalm-Eder-Kreis als Träger der Einrichtung mit. Die Reinigung sämtlicher Bereiche des Buchenhauses erfolge nach den branchenüblichen Standards mit den entsprechend erforderlichen Flächendesinfektionen, heißt es vom Kreis weiter. Bereiche wie Küchen, Speisesaal und Hallenbad unterlägen dabei besonderen Hygieneanforderungen. Die erkrankte Gruppe der Schüler wurde in einem abgetrennten Essensbereich bei den Mahlzeiten separiert, heißt es vom Kreis weiter. Ebenso sei eine Umverteilung auf separierte Zimmer angeboten worden. Bei Bedarf sei zusätzliche frische Bettwäsche herausgegeben worden.
Die Filiale der Bäckerei Most im Bahnhof Guxhagen bleibt zu. Inhaber Ulrich Most hat den Pachtvertrag aufgelöst, da ihm das nötige Personal fehlte.