Manuel Neuer unantastbar? Das Ausland wundert sich
Manuel Neuer hat bei der deutschen Nationalmannschaft einen Freifahrtschein erhalten. Die ausländische Presse zeigt sich darüber verwundert.
Mönchengladbach - Es ist das gute Recht von Bundestrainer Julian Nagelsmann und den Spielern, dass sie eine Art Wagenburgmentalität aufbauen. Kurz vor Beginn der Europameisterschaft hilft eine intern angeheizte Torwartdebatte rund um Manuel Neuer niemandem weiter. Nagelsmann stellte den Medien ebenfalls die Sinn-Frage, was das denn nun bringe. Und doch lässt es sich kaum vermeiden, näher auf den Schlussmann zu schauen.
Ausland wundert sich über Neuer
Das Muster bei Neuer wiederholt sich. Im EM-Härtetest gegen Griechenland im Borussen-Park hielt der Schlussmann mit einer spektakulären Doppel-Parade zunächst noch die Null fest für Deutschland. Dann aber gingen die Griechen doch noch in Führung und Neuer ließ zuvor einen harmlosen Schuss nach vorne prallen. Wie schon im Champions-League-Halbfinale des FC Bayern München bei Real Madrid, was letztendlich zum Ausscheiden führte.

Die Blackouts häufen sich beim Torhüter, der für Nagelsmann allerdings weiterhin unantastbar ist. Daran ändern auch die Wackler gegen Griechenland und die Ukraine (0:0) nichts. Das Ausland blickt mit Fragezeichen nach Deutschland. Die englische Daily Mail etwa schreibt: „Fans sehen die Zeit gekommen, dass Manuel Neuer seine internationale Karriere beenden sollte nach dem Fehler in Deutschlands Testspiel gegen Griechenland. Die deutsche Nummer eins feierte einen Sieg im 118. Länderspiel, er wird aber nicht gern daran zurückdenken.“
Neuer muss Vertrauen zurückzahlen
Spanische Medien stellten die Frage: „Was ist mit Neuer los? Manuel Neuer ist in Deutschland unantastbar, aber … inwieweit?“ Die französische L‘Equipe stellte nüchtern fest: „Manuel Neuer servierte Georgios Masouras das Gegentor auf dem Silbertablett …“ Es ist ein verdammt schmaler Grat, auf dem sich Nagelsmann bewegt. Sollte Neuer mit der Konstanz, die ihn jahrelang zum weltbesten Keeper hat werden lassen, die Bälle halten, wird es viel Applaus geben.
Doch beim ersten Fehler, der zum Gegentor führt, wird der Schlussmann wieder in den Fokus rücken. Neuer, der in den vergangenen 14 Jahren stets unumstritten war, erfährt mächtig Gegenwind. Noch stehen der Bundestrainer und die Mannschaft vollumfänglich hinter ihm. Aber Neuer ist nun gefordert, dieses Vertrauen zurückzahlen. Bestenfalls fängt er damit beim EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland am kommenden Freitag (21 Uhr) in der heimischen Allianz-Arena an.