Wie entstanden die seltsamen Monde des Mars? Forschungsteam hat neue Theorie
Die Mars-Monde Phobos und Deimos sind aus vielen Gründen seltsam. Ein Forschungsteam hat nun eine neue Idee, wie sie entstanden sein könnten.
Washington D.C. – Der Planet Mars wird von zwei äußerst seltsamen Monden umkreist: Phobos und Deimos sind winzig, von Kratern bedeckt und haben eine geringe Dichte. Wie genau die beiden Monde entstanden sind, ist nicht ganz klar und es gibt verschiedene Theorien. Eine davon besagt, Phobos und Deimos einst Asteroiden waren, die von der Schwerkraft des roten Planeten eingefangen wurden. Eine Studie hat jedoch Hinweise darauf gefunden, dass die beiden kleinen Himmelskörper einst Teil eines Kometen gewesen sein könnten.
Mars-Monde Phobos und Deimos könnten aus Asteroid entstanden sein
Doch die gängigste Theorie ist, dass einst ein Himmelskörper mit dem Mars kollidierte, dessen Bruchstücke sich in einer Scheibe um den Planeten sammelten. Aus dieser Gesteinsscheibe sollen sich die beiden Mars-Monde gebildet haben. Die Theorie kann jedoch nicht alle Besonderheiten von Pobos und Deimos erklären. Beispielsweise passt sie nicht zu der Tatsache, dass Deimos sehr weit vom Mars entfernt ist und dort vermutlich auch entstand. Material, das sich nach einem Einschlag auf dem Mars um den Planeten sammelte, wäre jedoch viel näher am Planeten geblieben.
Ein Forschungsteam um Jacob Kegerreis (Nasa Ames Research Center) hat sich intensiv mit einer anderen Hypothese beschäftigt: In ihr gibt es keinen Einschlag auf dem Mars – stattdessen wurde ein Asteroid von der Schwerkraft des Mars förmlich auseinandergerissen. Die Bruchstücke kollidierten immer wieder miteinander und wurden so immer kleiner. Sie formten eine Gesteinsscheibe um den Planeten Mars, aus dem im Laufe der Zeit die beiden Monde Phobos und Deimos entstanden. Diese Annahmen testete das Team im Supercomputer an der Durham University in Großbritannien.
Phobos und Deimos sind seltsame Mars-Monde
„Es ist spannend, eine neue Option für die Entstehung von Phobos und Deimos zu erforschen – die einzigen Monde in unserem Sonnensystem, die neben der Erde einen Gesteinsplaneten umkreisen“, sagt Kegerreis in einer Mitteilung. „Außerdem macht dieses neue Modell andere Vorhersagen über die Eigenschaften der Monde, die mit den Standardvorstellungen über dieses Schlüsselereignis in der Geschichte des Mars verglichen werden können.“
Die Simulationen des Teams zeigen, wie die Trümmerteile des Asteroiden in verschiedene Umlaufbahnen um den Mars verstreut wurden. Einige Fragmente kollidierten und formten einen Ring um den Planeten, aus dessen Material sich schließlich die beiden Monde gebildet haben könnten. Die Studie des Forschungsteams wurde im Fachjournal Icarus veröffentlicht.
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2026 soll die japanische MMX-Mission die beiden Mars-Monde besuchen
Phobos und Deimos sind für die Wissenschaft besonders interessant, weil 2026 die japanische Mission „Martian Moons eXploration“ (MMX) zu den beiden Mars-Monden fliegen soll. Die Raumsonde soll die kleinen Himmelskörper untersuchen, um ihre Herkunft zu bestimmen. Außerdem soll MMX Bodenproben von Phobos zur Erde zurückbringen. Auf dem Mond Phobos soll auch der Rover „IDEFIX“ abgesetzt werden, an dem das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie die französische Weltraumorganisation CNES beteiligt sind.

Noch bevor die Raumsonde wertvolle Bodenproben von Phobos zur Erde bringt, wollen Kegerreis und sein Team weitere Daten zu ihrer Entstehungs-Theorie sammel: „Als Nächstes hoffen wir, den gesamten Entstehungsprozess zu simulieren und detaillierter zu untersuchen“, erklärt Vincent Eke (Durham University). „Dies wird es uns ermöglichen, die Struktur der Scheibe selbst zu untersuchen und detailliertere Vorhersagen darüber zu machen, was die MMX-Mission finden könnte.“
Asteroiden und Planeten treffen sich im Weltall – „faszinierende Untersuchungen“
Für Kegerreis bieten die Simulationen „faszinierende Untersuchungen der möglichen Ergebnisse von Begegnungen zwischen Objekten wie Asteroiden und Planeten“. Solche Begegnungen waren in der Frühzeit des Sonnensystems häufig, und die Simulationen könnten den Forschern helfen, die Entstehungsgeschichte unserer kosmischen Nachbarschaft zu rekonstruieren. Auch wie der Erd-Mond entstand, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Zwar gibt es eine führende Theorie, doch die zog ein Forschungsteam erst kürzlich in Zweifel. (tab)