Neue Fabrik beginnt zwei Jahre früher mit der Produktion: In Europa laufen E-Autos von BYD vom Band

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China-Hersteller BYD spielt in Europa bislang eine untergeordnete Rolle. Ab 2025 soll sich das ändern: Die lokale Produktion wird hochgefahren – auch das Modellangebot.

Szeged/München - Der Bau neuer Werke ist nicht nur mit hohen Investitionskosten verbunden, sondern oft auch mit teils enormen Verzögerungen, ehe die Inbetriebnahme folgt. Der Berliner Flughafen oder die Hamburger Elbphilharmonie sind zwei negative Beispiele aus deutscher Sicht. Dass das Hochziehen neuer Produktionsstätten seitens China einem anderen Rhythmus folgt, lässt sich an der neuen Fabrik des größten Autobauers des Landes erahnen: Ursprünglich sollte das BYD-Werk im ungarischen Szeged erst im Jahr 2027 seinen Betrieb aufnehmen. Doch nun wird die Inbetriebnahme offenbar drastisch vorgezogen.

BYD baut in Ungarn schon ab 2025 Autos für den europäischen Markt

Business Insider berichtet mit Verweis auf Europachefin Stella Li, dass die neue Fabrik an der Grenze zu Serbien bereits Ende 2025 ihren Betrieb aufnehmen soll. Demnach befindet sich der Hersteller offenbar deutlich vor dem früheren Zeitplan.

„Die Produktionsstätte in Ungarn ist zentral für die Markteroberungspläne von BYD in Europa, da der Konzern dann unabhängig von den von der EU beschlossenen Zöllen auf chinesische E-Autos auftreten kann“, zitiert das Portal die 56-Jährige, die im Frühsommer 2024 von der Chefetage damit beauftragt wurde, den Absatz des Anbieters auf dem hiesigen Kontinent zu verbessern.

BYD möchte auch auf dem europäischen Automarkt wachsen. 2025 soll hierfür ein entscheidendes Jahr werden
BYD möchte auch auf dem europäischen Automarkt wachsen. 2025 soll hierfür ein entscheidendes Jahr werden. © IMAGO/Joerg Boethling

Zwei BYD-Modelle werden bald in Europa produziert - weitere folgen

In dem Bericht wird auch erläutert, welche Modelle BYD zunächst in der neugebauten Fabrik in Szeged produzieren wird. Die ersten Fahrzeuge sollen die Kompaktfahrzeuge BYD Dolphin und Atto 3 sein. Das Gespann ist in etwa vergleichbar mit den Volkswagen-Rivalen VW ID.3 und ID.4, wobei letzterer selbst hierzulande in der Beliebtheitsskala vom Skoda-Pendant Enyaq getoppt wird.

Dabei dürfte es BYD weniger um den deutschen Markt gehen, wo mehrere Giganten der Autoindustrie ansässig und beliebt sind. Vielmehr geht es um den kompletten Kontinent und Länder, deren Käufer weniger fixiert auf bestimmte Marken sind. Laut dem Marktbeobachter Jao Dynamics verkaufte der chinesische Hersteller im vergangenen Jahr etwa 16.000 Modelle, diese Zahl ist ausbaufähig.

Mit dem BYD Atto 2 soll dann noch ein kleinerer Crossover folgen, ehe auch der Kleinwagen Seagull in Europa gefertigt wird.

BYD nimmt Europa ins Visier - Fokus offenbar auf kleinere Modelle

Wenn die importierten China-Modelle dann nicht mehr Strafzöllen unterliegen, dürften die Wettbewerbschancen des größten Herstellers aus dem Reich der Mitte spürbar wachsen: Das Angebot an bezahlbaren Elektroautos ist hierzulande rar und bis der VW ID.2 an den Start gehen, wird es noch längere Zeit dauern.

Das Segment der erschwinglichen Stromer wird derzeit lediglich von europäischen und asiatischen Konkurrenten befüllt. Der Dacia Spring ist das günstigste E-Auto in Europa, schon bald erweitert der Hyundai Inster aus Südkorea das Portfolio. Wenn der Produktionshochlauf bei BYD in Ungarn erfolgt ist, sollen bis zu zwölf verschiedene Modelle vom Band rollen.

Elektroautos sind für BYD nicht die wichtigste Antriebsgattung

Die zweite Säule neben einer eigenen Produktion in Europa ist die Technologie-Offenheit: Ähnlich wie der Marktführer Toyota und auch BMW möchte BYD den Absatz nicht nur mit E-Autos steigern, sondern auch mit der derzeit beliebtesten Antriebsgattung in Deutschland: Hybridfahrzeuge.

Mit 38,7 Prozent Anteil übertreffen die elektrifizierten Modelle (Voll- und Plug-in-Hybride) auch Benziner und Diesel. Das reine Elektroauto kam im November bei den KBA-Neuzulassungen auf einen Anteil von 14,4 Prozent, ein niedrigerer Wert im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt verzeichnen E-Autos in Europa jedoch weiterhin steigende Absatzzahlen.

BYD will in Europa auch mit Hybridmodellen Fuß fassen

BYD plant für Europa mit einer Antriebsvielfalt und bringt neben E-Autos auch Hybridmodelle auf den Markt. Besonders der BYD Sealion 07 könnte als dynamischer Crossover ab dem kommenden Jahr punkten. Laut Carnewschina.com wird 2025 eine Hybridversion auch für die europäische Kundschaft anbieten.

Fahransicht des BYD SUV Sealion 7
BYD bringt 2025 das SUV Sealion 7 auf den Markt, das u. a. gegen die Konkurrenten Porsche Macan und Tesla Model Y positioniert ist. © BYD/dpa-tmn

Das Mittelklasse-SUV kommt auf eine elektrische Reichweite von rund 120 km und sprintet in 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der seit Sommer erhältliche Hybride BYD Seal U DM-i soll zudem in einer optimierten Fassung erscheinen. Der Ex-Europachef von Fiat Chrysler, Alfredo Altavilla, wurde 2024 zum Sonderberater von BYD für den europäischen Markt.

BYD-Manager: „Es wäre dumm, gegen den Markt zu handeln“

Reuters zitiert den Italiener am Rande einer Veranstaltung vor wenigen Tagen: „Hybride stehen im Mittelpunkt der BYD-Strategie in Europa. Es wäre dumm, gegen den Markt zu handeln und es ist ziemlich klar, wohin sich dieser in Europa entwickelt, insbesondere in Südeuropa.“ Zudem machen Hybridmodelle bislang etwa 70 Prozent des Absatzes in Europa aus.

Schon länger erklärte BYD, dass man auch Hybridmodelle nach Europa bringt, weil diese Gattung als Zwischenschritt vom Verbrenner zum Stromer prädestiniert ist. Den Vorbehalten gegen E-Mobilität sowie chinesische Hersteller begegnet der Technologiekonzern aus Fernost also mit einer Zwei-Säulen-Strategie, welche BYD-Verkaufszahlen in Europa ankurbeln soll. (PF)

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