29. Februar: Ein Festtag für die „Schaltjahr-Kinder“

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Ein Geburtstagsgeschenk der besonderen Art erwartet die Geretsriederin Angelika Ahr (68). Der berechnete Geburtstermin ihres ersten Enkelkinds ist der 29. Februar. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Geboren am 29. Februar: Wie es ist, wenn man eigentlich nur alle vier Jahre Geburtstag feiern kann? Wir haben bei drei „Schaltjahr-Kindern“ nachgefragt.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Nur alle vier Jahre Geburtstag zu haben: Dieses Schicksal teilen rund 55 000 Menschen in Deutschland. Sie haben an einem 29. Februar, den es nur in Schaltjahren gibt, das Licht der Welt erblickt. Einige Menschen aus dem Landkreis, die an diesem Donnerstag ausnahmsweise ihren Ehrentag zum richtigen Datum begehen können, nehmen ihre Besonderheit aber mit Humor. Eine Geretsriederin hofft sogar, dass sie bald nicht mehr die einzige in ihrer Familie ist, die das ungewöhnliche Geburtsdatum im Ausweis stehen hat.

Hebamme wollte den 1. März als Geburtstag eintragen lassen

Vor 68 Jahren, am 29. Februar 1958, hat Angelika Ahr das Licht der Welt erblickt. Und doch stand in ihrer Geburtsurkunde fast ein anderes Datum. „Bei meiner Geburt hat die Hebamme meinen Eltern vorgeschlagen, meinen Geburtstag auf den 1. März zu legen“, sagt die Geretsriederin. „Ich glaube, sie wollte mir die Umstände von Schalttagskindern ersparen. Aber meine Eltern lehnten ab. Und ich bin froh darüber.“

Denn sie sieht keinerlei Nachteile darin, am 29. Februar Geburtstag zu haben. „Für mich ist es schon immer Normalität“, sagt sie. Bekannte und Arbeitskollegen dagegen sähen das manchmal anders. „Oft haben sie mir schon am 28. Februar zum Geburtstag gratuliert“, berichtet Angelika Ahr. „Die Glückwünsche habe ich aber immer mit einem ,Nein‘ abgelehnt.“ Sie habe nun mal am 29. Februar Geburtstag: „Keinen Tag davor, keinen Tag danach.“

In drei von vier Jahren wird nur bescheiden gefeiert

In drei von vier Jahren falle die Feier dementsprechend bescheiden aus. „Ein bisschen Kaffee, Kuchen und ein Restaurantbesuch.“ Nur in Schaltjahren habe sie in der Vergangenheit größer gefeiert, sagt die Geretsriederin. So flog sie zum Beispiel zu ihrem langjährigen Lebenspartner nach Serbien. Heuer aber fällt eine Auslandsreise aus – aus gutem Grund: Ahr wird, wenn alles nach Plan läuft, nicht das einzige Schaltjahr-Geburtstagskind in ihrer Familie bleiben. „Zufällig fällt der berechnete Geburtstermin meines ersten Enkelkinds auf den 29. Februar“, sagt sie strahlend. „An dem Tag stehe ich in Rufbereitschaft.“

Anlässlich ihres 17. Geburtstages an diesem Donnerstag hat Angelika Ahr noch einen besonderen Vorsatz gefasst. „Ich glaube, ich mache langsam mal den Führerschein“, scherzt sie. „Begleitetes Fahren ist in meinem Alter ja schon erlaubt.“

„Es ist etwas Besonderes – aber ich hab’s mir nicht ausgesucht“

Auch der Tölzer Geschäftsmann Peter Wiedemann hat heuer erst zum 17. Mal Geburtstag. Allgemein blickt er eher nüchtern auf sein ungewöhnliches Geburtsdatum. „Es ist etwas Besonderes – aber ich hab’s mir nicht ausgesucht“, kommentiert er. Der einzige Diskussionspunkt dazu sei, dass er immer wieder gefragt werde, ob man ihm in Nicht-Schaltjahren lieber am 28. Februar oder am 1. März gratulieren solle. „Ich bin für den 1. März“, stellt er klar.

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Da er allgemein eher ein „zurückhaltender Feierer“ sei, findet er es gar nicht schlecht, dass runde Geburtstage wie der 50. oder in zwei Jahren der 70. streng genommen gar nicht stattfinden – und er damit auch zu keiner großen Party verpflichtet sei. Viel lieber ergreift Peter Wiedemann in der Zeit um seinen Ehrentag die Flucht. Meist nimmt er sich dann Urlaub und ist beim Skitourengehen.

Gratuliert wird am 1. März - alles andere bringt Unglück

Sehr gelassen geht auch der Tölzer Michael Babic mit der Tatsache um, dass er an einem 29. Februar – in diesem Fall vor 48 Jahren – geboren wurde. „Als Kind fand ich das natürlich etwas ganz Besonderes – aber mit zunehmendem Alter verliert man den Geburtstag etwas aus dem Blick“, meint er. Deswegen sei dieser Donnerstag für ihn eigentlich „ein Tag wie jeder andere“. Die Glückwünsche, die von außen kamen, würden hingegen immer mehr – wahrscheinlich aufgrund digitaler Geburtstagskalender oder der Sozialen Medien, vermutet Babic. In Nicht-Schaltjahren bevorzugt er Gratulationen am 1. März – davor bringe es ja Unglück, seien zumindest einige in seiner Familie überzeugt, sagt er mit einem Lachen.

Auch unter dem Jahr werde er immer wieder mal auf sein Geburtsdatum angesprochen, sagt Babic – zum Beispiel, wenn es bei der Anmeldung beim Arzt auffällt. Nervt ihn das? „Nein, nein, das ist doch netter Smalltalk“, findet der Sparkassen-Mitarbeiter.

Selbst erstaunlich findet er nun, zu seinem zwölften Ehrentag, auf die Zeit seit seinem letzten Geburtstag zurückzublicken. „Das waren schon vier sehr bewegte Jahre“, sagt er. An seinem elften Geburtstag etwa steckte die Corona-Krise gerade mal in den Anfängen.

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