Longevity-Experte Nils Behrens - „Ölwechsel für den Körper“ – Wie Plasmapherese das Altern verlangsamt
Was steckt hinter der Therapie?
Die Plasmapherese ist ein medizinisches Verfahren, bei dem das Plasma – die flüssige Komponente des Blutes – entfernt und durch eine spezielle Lösung ersetzt wird. Im Plasma befinden sich nicht nur lebenswichtige Nährstoffe und Hormone, sondern auch schädliche Substanzen wie entzündungsfördernde Moleküle, Toxine und die sogenannten Zombie-Zellen (seneszente Zellen). Diese tragen wesentlich zu Alterungsprozessen und Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Alzheimer bei.
Durch den Austausch des Plasmas wird der Körper sozusagen „grundgereinigt“. Studien zeigen, dass dies die allgemeine Vitalität steigern und die biologische Alterung verlangsamen kann.
Ursprünge der Wissenschaft
Die Idee, das Blut zu reinigen, ist nicht neu. Schon im antiken Rom wurden Verfahren wie der Aderlass angewandt, um Krankheiten zu behandeln – allerdings ohne wissenschaftlichen Erfolg. Die moderne Plasmapherese wurde ursprünglich entwickelt, um seltene Blutkrankheiten zu behandeln. Heute wird sie in akademischen Zentren weltweit eingesetzt, etwa bei Autoimmunerkrankungen oder schwerwiegenden Vergiftungen.
Neu ist jedoch die Erkenntnis, dass die Methode weit darüber hinausgeht. Forschungen an Alzheimer-Patienten zeigen vielversprechende Ergebnisse: Bei regelmäßiger Anwendung konnte die Progression der Krankheit verlangsamt und teilweise sogar umgekehrt werden. Auch bei Long-COVID, einer der hartnäckigsten Folgeerscheinungen der Pandemie, wurden erstaunliche Verbesserungen erzielt.
Länger leben dank weniger Entzündungen
Entzündungen stehen im Zentrum vieler altersbedingter Krankheiten. Wissenschaftler sprechen sogar von „Inflammaging“ – einem Zustand chronischer, unterschwelliger Entzündung, der den Alterungsprozess beschleunigt. Hier setzt die Plasmapherese an: Indem entzündungsfördernde Moleküle direkt aus dem Blut entfernt werden, sinkt die Belastung für Organe und Gewebe.
Die Methode wirkt wie ein „Ölwechsel“ für den Körper, so Dr. Shah. „Nach der Behandlung berichten Patienten häufig, dass sie sich energiegeladener, klarer und vitaler fühlen. Selbst chronische Beschwerden wie Autoimmunerkrankungen oder neurologische Symptome zeigen Verbesserungen.“
Alzheimer, Long-COVID und mehr: Die Forschungslage
Besonders beeindruckend sind die Ergebnisse bei Alzheimer. Forscher fanden heraus, dass Plasmapherese die schädlichen Proteine Beta-Amyloid und Tau, die mit der Krankheit in Verbindung stehen, signifikant reduzieren kann. Studien zeigen, dass Patienten nicht nur langsamer degenerieren, sondern auch kognitive Fähigkeiten zurückgewinnen.
Bei Long-COVID-Patienten hilft die Therapie, Autoantikörper und entzündliche Zytokine zu eliminieren, die das autonome Nervensystem angreifen. Die Folge: Besserung bei Symptomen wie chronischer Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen oder neurologischen Störungen.
Neue Ansätze für ein längeres Leben
Die Plasmapherese ist jedoch nur ein Baustein einer umfassenden Strategie zur Langlebigkeit. Kombiniert mit anderen Ansätzen wie einer gesunden Ernährung, regelmäßigem Sport, ausreichendem Schlaf und Stressmanagement können Menschen ihr biologisches Alter deutlich senken.
In Verbindung mit modernen Verfahren wie der Licht- und Sauerstofftherapie sowie kalorienreduzierter Diät zeigt die Medizin von heute, dass Altern keine Einbahnstraße sein muss. Dr. Shah betont: „Unser Körper hat die erstaunliche Fähigkeit, sich selbst zu heilen, wenn wir ihm die richtigen Bedingungen schaffen.“
Eine Vision für die Zukunft
Die Plasmapherese ist derzeit noch eine Luxusbehandlung, die in spezialisierten Zentren wie Next Health oder Forschungsinstituten angeboten wird. Doch Experten wie Dr. Shah sehen eine Zukunft, in der diese und ähnliche Therapien für alle zugänglich werden.
„Wir müssen weg von einem „Krankheitssystem“ und hin zu einem echten Gesundheitssystem“, so Shah. „Prävention und Regeneration müssen die Grundpfeiler unserer medizinischen Versorgung werden.“
Fazit: Länger leben, besser leben
Die Plasmapherese zeigt, dass es möglich ist, Alterungsprozesse zu verlangsamen, Krankheiten vorzubeugen und sogar bestehende Beschwerden zu lindern. Auch wenn die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, sind die bisherigen Ergebnisse vielversprechend. Die Zukunft der Langlebigkeitsmedizin hat begonnen – und sie sieht besser aus denn je.