Die „Weiße Rose“ und ihr Draht nach Weilheim
An die mutigen Widerstandskämpfer der „Weißen Rose“ erinnert ein Gedenkkonzert am 23. Februar im Weilheimer Stadttheater. In szenischen Lesungen junger Schauspieler kommen dabei auch Verbindungen der Geschwister Scholl nach Weilheim zur Sprache.
Weilheim – Das berührende künstlerische Gedenken zum Todestag von Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst – alle drei wurden am 22. Februar 1943 in München von nationalsozialistischen Richtern zum Tode verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet – war 2023 erstmals im Weilheimer Stadttheater zu erleben. Und es soll eine feste Veranstaltung werden, wünscht sich Ragnhild Thieler, die Kulturreferentin des Weilheimer Stadtrates. Denn das Thema sei durch das Erstarken rechtsextremer Politiker und wieder zunehmenden Antisemitismus „leider noch aktueller geworden“: „Wir alle sind gefordert, Widerstand zu leisten“, sagt Thieler, die mit 78 Jahren als Stadtrats-Nestor fungiert.
Botschaften der jungen Widerstandskämpfer - und „Fragen ans Heute“
Wenn das Gedenkkonzert zur Institution in Weilheim wird, werde es kommendes Jahr inhaltlich „etwas Neues geben“, verrät Thieler, die die Veranstaltung als Vorsitzende des Vereins „ClassicConcerts“ organisiert. Heuer ist am Freitag, 23. Februar, also am Abend nach dem 81. Todestag der Geschwister Scholl, eine leicht variierte Version jener Inszenierung zu erleben, die vergangenes Jahr über 250 Besucher im Stadttheater tief beeindruckt hat: Der Weilheimer Kirchenmusiker und Konzertpianist Jürgen Geiger spielt Klaviermusik unter anderem von von Beethoven (die „Sturmsonate“), Rachmaninow und Chopin sowie eigene Improvisationen. Die zwölfköpfige Münchner Theater- und Performancegruppe „Die Wolken“ begleitet die Musik mit Zitaten, Szenen und biografischen Notizen der jungen Widerstandskämpfer.
Lesen Sie auch: Seltene Auszeichnung für langjährige Chefin der Weilheimer Tafel
Die sorgsam ausgewählten Klavierstücke haben „meditativen Charakter“, erklärt Geiger, der international als Organist und Pianist renommiert ist: „Zugleich verströmen sie innere Kraft, Bewegung und Aufruhr.“ Dazu werden von der Theatergruppe nicht etwa „Szenen nachgespielt“, wie Regisseur Thomas Ritter betont: In einer abstrahierten Darstellung und mit Bewegungssequenzen, fein auf die Musik abgestimmt, wolle man zentrale Botschaften der „Weißen Rose“ vermitteln und auch „Fragen ans Heute“ stellen. Dabei kommen auch Kontakte der Geschwister Scholl und ihrer Mitstreiter zu Liesl Königer vom Gmünder Hof in Weilheim zur Sprache.
Das Konzert fand jahrelang im Lichthof der Münchner Uni statt
Auch deshalb sei das Gedenkkonzert – das Jürgen Geiger und „Die Wolken“ zuvor jahrelang im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München aufführten – in Weilheim bestens verortet, meint Ritter. Der Theatermacher zeigt sich begeistert vom hiesigen Stadttheater und berührt von den Zuschauerreaktionen im vergangenen Jahr. Er habe in Weilheim eine sehr dichte Atmosphäre und „große Offenheit für diese Form des Gedenkens“ erlebt.
Wer es beim letzten Mal versäumt hat, bekommt nun also eine neue Chance. Und wer 2023 schon dabei war, wird in der tiefgehenden Auseinandersetzung des erfahrenen Pianisten und der jungen Schauspieler mit der „Weißen Rose“ und deren Vermächtnis gewiss neue Impulse erfahren.
Das Gedenkkonzert
beginnt am Freitag, 23. Februar, um 20 Uhr im Stadttheater Weilheim. Der Eintritt ist frei, um Spenden zur Finanzierung des Projekts wird gebeten.