„Schwere Sabotage“: Finnen entern Öltanker aus Putins Schattenflotte – nach neuem Ostsee-Vorfall

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Der Anker eines aus Russland kommenden Schiffes hat wohl mehrere Kabel zwischen Finnland und Estland beschädigt. Die EU will jetzt gegen Putin durchgreifen.

Helsinki – Schon wieder wurden mehrere Unterseekabel in der Ostsee beschädigt. Unter Verdacht steht der aus Russland kommende Öltanker „Eagle S“, der bereits am Donnerstag (26. Dezember) von finnischen Behörden geentert und unter Kontrolle gebracht wurde. „Wir ermitteln wegen schwerer Sabotage“, erklärte Robin Lardot, Direktor des finnischen nationalen Ermittlungsbüros, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Russischer Öltanker soll Unterseekabel beschädigt haben – Gefahr durch Russlands „Schattenflotte“

„Nach unserem Verständnis hat ein Anker des untersuchten Schiffes den Schaden verursacht“, erklärte Lardot weiter. Finnische Behörden sollen die Ladung des Tankers derweil beschlagnahmt haben. Nun steht der Verdacht im Raum, dass der Ölfrachter zu Russlands sogenannter Schattenflotte gehört. Dies bekräftigte auch Finnlands Präsident Alexander Stubb in einem Beitrag auf X: „Die Gefahren, die von den Schiffen der russischen Schattenflotte ausgehen, müssen abgewehrt werden“, schrieb Stubb.

Als Schattenflotte werden Schiffe bezeichnet, mit denen Russland unter Machthaber Wladimir Putin das wegen des völkerrechtswidrigen Ukraine-Kriegs verhängte Ölembargo umgeht. Die Schiffe fahren demnach unter falscher Flagge und transportieren Ölprodukte und Rohöl ungeachtet internationaler Sanktionen.

„Teil der russischen Schattenflotte“ – EU will Sanktionen gegen Putins Russland verhängen

Auch seitens der Europäischen Union geht man davon aus, dass es sich bei dem Frachter um einen Teil der russischen Schattenflotte handelt. In einer gemeinsamen Erklärung der EU-Kommission und der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas wurde „jede gezielte Zerstörung der kritischen Infrastruktur Europas“ verurteilt. „Das verdächtige Schiff ist Teil der russischen Schattenflotte, die die Sicherheit und die Umwelt bedroht und gleichzeitig den russischen Kriegshaushalt finanziert“. Nun sollen neue Sanktionen gegen Russland verhängt werden.

„Wir werden weitere Maßnahmen, einschließlich Sanktionen, vorschlagen, um gegen diese Flotte vorzugehen“, hieß es in dem gemeinsamen Schreiben weiter. Als direkte Reaktion wolle man außerdem den Schutz der Unterseekabel verstärken. „Unter anderem durch verbesserten Informationsaustausch, neue Ortungstechnologien sowie unterseeische Reparaturkapazitäten und internationale Zusammenarbeit.“

Der Öltanker Eagle S in der Ostsee, erleuchtet von mehreren Scheinwerfern
Der Öltanke „Eagle S“ steht unter Verdacht, mehrere Unterseekabel in der Ostsee beschädigt zu haben. © Handout / Finnish Border Guard / AFP

„Angriffe auf die kritische Infrastruktur“ – Schaden an mehreren Unterseekabeln durch Schiff aus Russland

Laut Reuters wurden bei dem mutmaßlichen Sabotageakt nicht nur das Stromkabel „Estlink 2“, sondern auch vier weitere Telekommunikationskabel beschädigt. Eines davon soll zwischen Helsinki und Rostock verlaufen. Dabei handelt es sich um ein Kabel, das erst kürzlich bei einem mutmaßlichen Angriff auf die Infrastruktur im November beschädigt und repariert wurde. „Der gestrige Vorfall mit Unterseekabeln in der Ostsee ist der jüngste in einer Reihe mutmaßlicher Angriffe auf kritische Infrastruktur“, heißt es entsprechend in der gemeinsamen EU-Erklärung.

Wie das Unternehmen Fingrig, der Betreiber des beschädigten Unterseekabels „Estlink 2“, in einer Erklärung mitteilte, werde eine Reparatur Monate in Anspruch nehmen. Obwohl durch den Ausfall das Risiko einer Überlastung der Stromversorgung im Winter ansteige, verfüge Estland aber weiterhin über einen ausreichenden Stromzugang, wie der estnische Ministerpräsident Kristen Michal laut Reuters erklärte. (nhi)

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