20 Jahre Bayerische Staatsforsten. Das feiert das Unternehmen mit einem Landtags-Empfang. Der Bund Naturschutz zieht eine gemischte Bilanz.
Es ist ein Jubiläum, aber für den Bund Naturschutz (BN) kein Grund zum Feiern. Am 1. Juli 2005, vor 20 Jahren, gründete die damalige CSU-Alleinregierung unter Edmund Stoiber die Bayerischen Staatsforsten. Gut 800 000 Hektar Wald, über elf Prozent der Landesfläche, wurden damals einem Wirtschaftsbetrieb unterstellt. Der BN, der erbittert Widerstand geleistet hatte, scheiterte mit dem Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“, wenn auch knapp mit 9,3 Prozent – das Quorum lag bei 10 Prozent.
Für den Bund Naturschutz war die damalige Niederlage besonders bitter. Zahlreiche Funktionäre, auch der heutige BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger und sein Nachfolger Richard Mergner, waren entweder selbst Förster oder sind in Forsthäusern groß geworden. Immerhin, sagt der damalige Rädelsführer Hubert Weiger im Rückblick: Das Schlimmste sei verhindert worden. Statt eine Aktiengesellschaft wurden die Staatsforsten eine Anstalt öffentlichen Rechts. „Wir haben dem Gewinnstreben in den Staatswäldern Grenzen gesetzt.“ Doch zu Lobeshymnen kann sich der BN auch 20 Jahre danach nicht durchringen. Es gebe „eine gemischte Bilanz“, sagt Weiger.
Tricks mit Naturwäldern?
Ralf Straußberger, beim BN Waldreferent, nennt Licht und Schatten. Beispiel Naturwälder, die nicht bewirtschaftet werden. Gut zehn Prozent der Staatsforsten sind Naturwälder, diese gesetzliche Vorgabe ist erfüllt. Allerdings mit Tricks, sagt Straußberger. So wurden Latschenfelder etwa am Herzogstand kurzerhand zu Naturwäldern deklariert, obwohl es hier eh nichts zu bewirtschaften gibt. Die Bilanz werde also aufgehübscht. Straußberger kritisiert auch die Größe der Naturwälder – die meisten seien mit unter fünf Hektar zu klein. Lob hat er aber auch: Viele Forstbetriebe hätten „ein offenes Ohr“ für BN-Anliegen, etwa beim Schutz der Wildkatze oder des Siebenschläfers. Unter den Betriebsleitern seien zahlreiche engagierte Leute, einige hat der BN mit einer Medaille ausgezeichnet. Leider aber müssten die Staatsforsten Überschüsse an den bayerischen Staatshaushalt abführen. Das Gewinnstreben bleibe ein Problem. Immer wieder kritisiert der BN massive Rodungen im Staatswald, wie aktuell etwa in Altötting geplant.
Immer noch dominiert die Fichte - sie ist nicht klimaresistent
Ein Hauptaufgabe bleibt daher der Waldumbau. Es gehe kaum voran, sagt der BN. Als „Zukunftsbaumarten“, die auch bei viel Hitze bestehen können, nennt Weiger die Weißtanne und die Eiche. „Das Schlimme ist, dass der Bestand dieser beiden Zukunftsbäume in den letzten 20 Jahren nicht deutlich zugenommen hat.“ Vergleicht man den Anteil der Baumarten über die Jahre hinweg, so hat sich in der Tat kaum etwas verändert. Die nicht klimaresistente Fichte ist mit 41 Prozent nach wie vor die dominierende Baumart in den staatlichen Wäldern, gefolgt von Buche (19 Prozent), Kiefer (15) und Eiche (6). Die Tanne kommt nur auf einen Anteil von drei Prozent. Dabei haben die Staatsforsten als „allgemeines Bestockungsziel“ ganz andere Anteile festgelegt: Die Fichte soll auf 33 Prozent runter, im Gegenzug die Tanne auf sieben und die Eiche auf acht Prozent rauf.
Bei diesem Ziel bleibe es, betonen die Staatsforsten auf Anfrage. „Unser Wald muss dafür mit vollem Einsatz umgebaut werden.“ Um einen Klimawald mit vielen unterschiedlichen Baumarten zu gestalten, pflanzen die Staatsforsten pro Jahr sechs Millionen Bäume.
Bekenntnis zur Reduzierung des Wildbestands
Auch zur Reduzierung des Wildbestands bekennen sich die Staatsforsten: Es gelte, „die Schalenwildbestände so anzupassen, dass sich die standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen natürlich verjüngen können“.
Fahrrad-Exkursionen zum Jubiläum
Das Jubiläum feiern die Staatsforsten mit einem Empfang im Bayerischen Landtag am 7. Juli (nur für geladene Gäste) sowie mit zahlreichen Veranstaltungen im Wald selbst. So lädt der Forstbetrieb München am Samstag, 12. Juli, zu zwei Fahrrad-Exkursionen im Forstenrieder-Park sowie im Perlacher Forst (jeweils ab 10 Uhr). Am selben Tag gibt es auch eine Führung durch das Historische Forsthaus Forstenried. Anmeldung über info-muenchen@baysf.de
Weitere Veranstaltungen in ganz Bayern sind abrufbar über www.baysf.de/20jahre
Doch von diesem Ziel sei man noch weit entfernt, sagt Hans Kornprobst. Für den ehemaligen Betriebsleiter des Forstamts Schliersee ist zu hoher Wildverbiss der Hauptgrund für den nur sehr allmählichen Waldumbau. Im Spessart zum Beispiel könne sich die Eiche kaum natürlich – das heißt ohne Schutz durch Zäune – verjüngen, sondern werde schlicht „zusammengefressen“. Im Oberland seien zu hohe Rotwildbestände ein Dauerärgernis. Positive Gegenbeispiele wie etwa am Taubenberg bei Warngau gebe es zu wenige.