Schock für Fords Kölner Standort: Betriebsrat warnt nach Sparprogramm vor weiteren Kündigungen
Ford will sich in Zukunft schlanker aufstellen - auch Jobs sollen gestrichen werden. Für den Kölner Standort, der eben erst ein straffes Sparprogramm durchlaufen musste, ist das ein herber Rückschlag.
Köln - Autobauer Ford will in naher Zukunft weitere Sparmaßnahmen umsetzen. Laut dem Betriebsratschef von Ford Europa, Benjamin Gruschka, wäre dies das bereits vierte Restrukturierungsprogramm seit 2018. Ziel sei es, „schlanker und effizienter“ zu werden. Der Betriebsrat sei außerdem darüber informiert worden, dass es neben Köln auch an anderen EU-Standorten zu Restrukturierungen kommen werde. Seit 2018 ist die Zahl der Beschäftigten am Standort Köln stark gesunken - von knapp 20.000 Beschäftigten auf 13.000. Der Umfang des aktuellen Stellenabbaus sei unklar und werde bis Ende Juni bekannt gegeben. Neben Köln betreibt Ford auch einen Standort in Saarlouis, wo die Produktion bis Ende 2025 eingestellt werden soll, was bereits vor längerer Zeit beschlossen wurde.
Kann der elektrische Ford Explorer das Unternehmen aus der Krise heben?
Ford befindet sich seit dem Aus für langjährige Verbrennermodelle wie den Kleinwagen Fiesta und einem schwindenden PKW-Marktanteil in Europa, seit längerem in einer Umbruchphase. Der Konzern verlagerte Teile der Entwicklungsabteilung in die USA. Dennoch investierte Ford fast zwei Milliarden Euro in den Kölner Standort, der nicht nur als Europazentrale dient, sondern auch die Produktion beheimatet.
Ebendort wurde auch der Hoffnungsträger für das Unternehmen produziert: der erste elektrische Ford Explorer als Massenmarktmodell. Ein weiteres Elektromodell soll noch in diesem Jahr folgen, mit einer geplanten Produktionskapazität beider Modelle von bis zu 250.000 Fahrzeugen jährlich. Die Elektromobilität ist allerdings kein sicheres Pferd, denn an jeden Stromer verliert der Autobauer mehr als 100.000 Euro. Im ersten Quartal schrieb Ford einen Milliardenverlust.
„Anstatt sich auf die Markteinführung der zwei Kölner Elektroautos zu konzentrieren, verursacht das europäische Top-Management mit seiner Ankündigung einer neuen Restrukturierungswelle viel Unsicherheit“, meint Gruschka. Das Management war bei einer Betriebsversammlung am Dienstagmorgen abwesend, was den Betriebsrat zwang, die schlechte Nachricht selbst zu übermitteln. (tsb mit dpa)