Tiefpunkt erreicht: Deutschland hat ein „Stammtisch“-Problem bei Elektromobilität
Für weniger als jeden fünften Deutschen kommt ein E-Auto infrage. Einer Studie zeigt: Junge Menschen haben einen Vorteil, den „wir nicht verspielen dürfen“.
Immer weniger Menschen in Deutschland können sich vorstellen, ein Elektroauto zu kaufen: 2024 bejahten nur 17 Prozent die Frage, ob ein E-Auto für sie infrage komme. 2021 waren es noch 24 Prozent. Das zeigt der neue Mobilitätsmonitor des Allensbach-Instituts im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech).
„Im Langzeittrend war E-Mobilität immer in der Minderheit, doch jetzt haben wir einen neuen Tiefpunkt erreicht“, sagt Studienleiterin Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach bei einer Pressekonferenz am Montagvormittag, 29. April 2024.
Elektroautos: „Faktische Vorteile überwiegen“
Vor allem die hohen Kosten, aber auch Vorbehalte bei Reichweite, Ladeinfrastruktur und Umweltbilanz hielten die Menschen vom Kauf ab. So sind sich heute 34 Prozent unsicher, wie viele Ladestationen es in ihrer Nähe gibt. 2021 waren es 27 Prozent. Acatech-Präsident Thomas Weber ist „entsetzt“ über diese Ergebnisse: „Es darf nicht sein, dass Menschen ihre Informationen zur Elektromobilität nur beim Stammtisch bekommen“, sagt er.

Mehr zum Thema: Autofahrer startet eigene Umfrage zum Elektroauto
Das Problem liegt laut Köcher darin, dass die deutsche Meinung zur E-Mobilität seit Jahren gleich sei, obwohl sich die Elektroautos und ihre Infrastruktur so sehr verändert hätten. „Die meisten Prämissen, die Menschen zu Reichweite von E-Autos oder zur Landeinfrastruktur abgespeichert haben, sind über sechs Jahre alt“, sagt sie.
Zum Beispiel wüssten die meisten Menschen aktuell nicht, was die Industrie tue, um die Batterien von Elektroautos nachhaltiger zu gestalten oder dass ein Verbrenner im Stadtverkehr viel mehr Energie verbrauche, als ein E-Auto. „Die faktischen Vorteile überwiegen“, sagt Thomas Weber. Diese Vorteile seien verschiedenen Generationen unterschiedlich bewusst.
Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschland.
Mehr zum Thema: Elektroauto schlägt Diesel und Benziner bei Tankkosten
Meine news
„Über Förderung von Elektromobilität zu streiten, dürfen wir uns nicht leisten“
„Bei den unter 45-Jährigen haben wir eine höhere Bereitschaft für Elektroautos festgestellt“, sagt Köcher und stützt damit Ergebnisse der HUK-Mobilitätsstudie, wonach Menschen unter 40 im E-Auto fast doppelt so häufig das ideale Verkehrsmittel der Zukunft sehen (22 Prozent) wie die über 40-Jährigen (12 Prozent). Bei fast 40 Prozent der jungen Menschen habe der Wegfall der staatlichen Kaufprämie Ende 2023 die Kaufbereitschaft für ein E-Auto reduziert oder ganz verschwinden lassen, bei den Älteren waren es 17 Prozent.
„Bei jüngeren Menschen ist die Möglichkeit, an Informationen zu kommen und die Vorstellung von Innovation durch Technik meist stärker ausgeprägt“, sagt Weber auf Nachfrage von BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. „Das ist ein wichtiges Gut, das wir nicht verspielen dürfen, indem wir für Unsicherheit sorgen.“ Auf politischer Ebene brauche es „klare Botschaften“, sagt er. „Über Förderung von Elektromobilität zu streiten, dürfen wir uns nicht leisten.“
Mehr zum Thema: So geht optimales Laden von Elektroautos