Weltklimakonferenz im News-Ticker - „Weil später zu spät ist“: 800 Vorsitzende fordern Einhalten des 1,5 Grad Ziels

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AP COP-Präsident Sultan Al-Jaber: An ihn geht eine Forderung von über 800 Menschen, die das Einhalten des 1,5-Grad Ziels fordern.
Freitag, 08.12.2023, 09:34

Die Weltgemeinschaft trifft sich zur 28. Weltklimakonferenz in Dubai, um die internationale Klimapolitik zu verhandeln. Verfolgen Sie die Verhandlungen um das Weltklima im Liveticker. FOCUS online Earth berichtet für Sie vor Ort.

Weltklimakonferenz in Dubai vom 30. November bis 12. Dezember. FOCUS online Earth ist für Sie vor Ort. Verfolgen Sie alle News rund um die Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) hier im Liveticker

"Weil später zu spät ist": 800 Vorsitzende fordern Einhalten des 1,5 Grad Ziels

8. Dezember, 09:08 Uhr: Willkommen zu Tag 8 der Weltklimakonferenz. Während die Verhandlungen in die zweite Runde gehen, machen 800 Menschen Druck auf die Staats- und Regierungschefs sowie COP-Präsident Sultan Al-Jaber.

In einem Brief richten sich die unterzeichnenden CEOs, Sportler, Wissenschaftler und Aktivisten an Al-Jaber und fordern die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels: Der Brief, betitelt mit "Weil später zu spät ist", fordert ein "bestmögliches Ergebnis" für die finalen Verhandlungen der COP in Dubai.

In dem Brief heißt es: "Die Welt und ihre Menschen brauchen das bestmögliche Ergebnis, um die 1,5-Grad-Grenze zu erreichen. Doch um diese historische Aufgabe zu bewältigen, müssen wir wie ein Team handeln." Die Unterzeichnenden, zu denen auch die ehemalige neuseeländische Premierministerin Jacinda Arend und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo gehören, wollen darauf aufmerksam machen, dass die Ergebnisse der Klimakonferenz in Dubai das Schicksal zukünftiger Generationen bestimmen.

Weitere Forderungen sind:

  • Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel sowie die Einhaltung des Triple-Double-Pledge
  • Mehr öffentliche und private Investitionen  sowie eine höhere CO2-Bepreisung für die Finanzierung von Klimawandelanpassungsmaßnahmen frei machen, unter Schirmherrschaft der Industrienationen
  • Entwaldung sowie den Verlust an Biodiversität und Ökosystemen bis 2030 stoppen
  • Entwaldung sowie den Verlust an Biodiversität und Ökosystemen bis 2030 stoppen

Den Brief haben auch 300 Vorstände aus der Wirtschaft unterschrieben, darunter solche von großen Konzernen wie Ikea, Nestlé, Unilever und Roche. Außerdem haben sich auch prominente Wissenschaftler wie Jane Goodall beteiligt.

Für FOCUS online Earth vor Ort in Dubai: Jacky Arend (links) und Simon Knolmayer (rechts)
Für FOCUS online Earth vor Ort in Dubai: Jacky Arend (links) und Simon Knolmayer (rechts)

Jugendliche auf COP28: Regierungschefs schulden Kindern eine Zukunft

18:02 Uhr: Kinder aus den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Ländern haben sich auf der Klimakonferenz in Dubai an die Regierungschefs gerichtet und gefordert, ihre Zukunft nicht zu verspielen.

Auf einer von Unicef organisierten Pressekonferenz appellierten vier Jugendliche, sich für die 2,2 Milliarden dieser Kinder einzusetzen.

Die 13-Jährige Revan aus Tripolis sagte, sie sei gekommen, um über den Klimakollaps zu sprechen. In ihrer libyischen Heimat sind im September Tausende Menschen durch die beispiellosen Überschwemmungen des Sturms Daniel getötet oder vertrieben worden.

"Wir träumen von einer Zukunft mit sauberem Wasser, einer Zukunft, in der Ernährungssicherheit Realität ist und wir zur Schule gehen können, ohne uns über Fluten oder hohe Hitzewellen Gedanken machen zu müssen. Den zukünftigen Generationen sind die Weltführer das schuldig", sagte Ahmed auf einer von Unicef organisierten Pressekonferenz.

Die 13-Jährige Lova aus Madagaskar sagte, die Jugendlichen seien hier, um die Staats- und Regierungschefs aufzufordern, bei der Klimakonferenz Entscheidungen zu treffen, die einen Einfluss auf das Leben von Kindern haben.

Extremwetter hat in den letzten sechs Jahren mindestens 43 Millionen Kinder innerhalb ihres Heimatlandes vertrieben. Das entspricht 20.000 Kindern, die jeden Tag ihre Häuser und Schulen verlassen müssen. Unicef geht von einer viel höheren Zahl aus, da eine Milliarde Kinder einem hohen Risiko durch die Auswirkungen der Klimakrise ausgesetzt sind. Doch bislang hätten die Regierungschefs es versäumt, die besondere Verletzlichkeit von Kindern während der Klimakrise anzuerkennen.

Fordern mehr Engagement: Franciso Vera (l.), Emmanuel Jidisa (2. v. l.), Love Renee (2. v. r.) und Revan Ahmad (r.) auf einem von Unicef organisierten Panel während der Klimakonferenz in Dubai.
AP Fordern mehr Engagement: Franciso Vera (l.), Emmanuel Jidisa (2. v. l.), Love Renee (2. v. r.) und Revan Ahmad (r.) auf einem von Unicef organisierten Panel während der Klimakonferenz in Dubai.

Kurioses COP-Panel: "Nachhaltige Yachten" sorgt für Spott im Netz

12:00 Uhr: Was machen die Delegierten eigentlich am "Rest Day", also dem Ruhetag? Viele werden sicher versuchen, sich von den Strapazen zu erholen. Beim britischen Medium "Guardian" hat man sich umgehört: Von einem Ausflug in die Wüste über eine Besichtigung des Burj Khalifa bis hin zu einem Strandbesuch gibt es genügend Möglichkeiten, um die Batterien wieder aufzuladen.

Was eher unwahrscheinlich ist: Eine Tour mit einer "nachhaltigen" Yacht - denn diese wurden im Rahmen eines Panels gestern auf der Klimakonferenz vorgestellt und sorgten schnell für sehr viel Spott im Netz.

Der polnische Hersteller "Sunreef Yachts" gastierte im Rahmen eines Panels, das den Titel "Responsible Yachting" trug, also: Verantwortungsvolles Yachtfahren. Auf dem Panel ist man sich des schlechten Images dieses Nischenbereichs bewusst, schließlich würden die 300 größten Schiffe genauso viele Emissionen wie 10 Millionen Menschen ausstoßen.

Deswegen also: Solarbetriebene Katamarane. Der polnische Hersteller präsentierte unter anderem eine Reihe an solarbetriebenen Yachten, die Sonnenenergie teils sogar selbst speichern könnten. Mit im Sortiment hätte man außerdem auch Yachten, die durch Wasserstoffbrennzellen betrieben werden, so Sunreef. Yachten sollen also endlich grün werden.

Ebenfalls zu Gast: Nico Rosberg, ehemaliger Formel 1-Fahrer, mittlerweile wohnhaft in Monaco und seines Zeichens begeisterter Segler. Er ist mittlerweile Partner des polnischen Herstellers und wirbt schon seit Jahren dafür, dass der Segelsport nachhaltiger werden müsste.

Im Netz hingegen sorgte das Panel für sehr viel Spott. Auf X (ehem. Twitter) teilte ein COP-Besucher das Panel, woraufhin Nutzerinnen und Nutzer spöttisch reagierten.

"Kannst du uns dann bitte eine nachhaltig produzierte Yacht mit nach Hause bringen?", schrieb eine X-Nutzerin als Antwort. "Klar, ich habe für jeden von uns eine eingepackt. Du müsstest aber deine eigene Andockstelle im Yachthafen bereitstellen", kam daraufhin zurück.

Andere Nutzerinnen und Nutzer kritisierten, dass ein Thema, das vor allem eine sehr kleine und reiche Gruppe beträfe, Platz auf der Klimakonferenz bekommt - obwohl diese eigentlich dazu da ist, die Konsequenzen des weltweiten Klimawandels zu bekämpfen.

Für fossilen Ausstieg: Baerbock will "in Dubai hart kämpfen"

Donnerstag, 7. Dezember, 9:14 Uhr: Willkommen zu Tag 8 der Weltklimakonferenz! Nach einer harten, ersten Woche ist heute "COP Rest Day". Die Delegierten pausieren ihre Verhandlungen. Wer keine Pause einlegt, ist Annalena Baerbock (Grüne). Die Außenministerin soll heute Nachmittag in Dubai ankommen und wird dort die Verhandlungsleitung der deutschen Delegation übernehmen.

Vor ihrer Abreise bekräftigte Baerbock die deutsche Position zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. "Dafür werden wir in Dubai hart kämpfen, in den Verhandlungen auch noch am kleinsten Schräubchen drehen, wenn nötig", heißt es in einer Mitteilung.

In der zweiten Woche der Klimakonferenz gehen die Verhandlungen in die entscheidende Phase. Vor allem der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, der "Fossil phase out", gilt unter Teilnehmenden als Maßstab für den Erfolg der Klimakonferenz. Wissenschaftler bezeichnen ihn als zwingend notwendig, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Um das Ziel in Reichweite zu halten, müsse die Welt bis 2030 dreimal so viele erneuerbare Energien nutzen wie heute und ihre Energieeffizienz verdoppeln, sagte Baerbock. Diesem als „Triple-Double-Pledge“ bekannten Deal sind bereits mehr als 120 Staaten beigetreten. "Die Ambitionierten, die durch den Umbau ihrer Wirtschaft neue Jobs, Entwicklung und Wohlstand schaffen, reichen heute von Kanada bis Kenia", betonte Baerbock. "Wenn wir noch mehr Länder in diese dynamische Gruppe holen, dann können wir die Öl- und Kohle-Welt als eine Welt von gestern hinter uns lassen. Und die alten Gräben zwischen Nord und Süd endgültig überwinden."

Derzeit besteht einer der tiefsten Gräben zwischen den Befürwortern des Ausstiegs und dessen Gegnern, vor allem China, Indien und Saudi-Arabien. Insbesondere Saudi-Arabien lehnte den Ausstieg in den vergangenen Tagen vehement ab. Da die Abschlusserklärung der Klimakonferenz einstimmig entschieden werden muss, streiten Teilnehmer in den Verhandlungen aktuell um jedes Wort.

Die deutschen Chefstrateginnen für die Weltklimakonferenz: Staatssekretärin Jennifer Morgan (links) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne, rechts), hier bei der letzten Weltklimakonferenz im ägyptischen Scharm-el-Sheikh im November 2022 (Archivbild)
IMAGO/photothek/Thomas Trutschel Die deutschen Chefstrateginnen für die Weltklimakonferenz: Staatssekretärin Jennifer Morgan (links) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne, rechts), hier bei der letzten Weltklimakonferenz im ägyptischen Scharm-el-Sheikh im November 2022 (Archivbild)
 

Ex-Shell-Mann überrascht mit Forderung nach fossilem Phase Out

17:15 Uhr: Die Delegierten befinden sich seit Tagen in heftigen Verhandlungen und schlagen sich die Nächte um die Ohren. Dass es auch nach einer Woche nicht langweilig wird, bewies der EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra: Er bezog eine deutliche Position in der umkämpften Debatte um den fossilen Phase-Out, nämlich ein klares "Ja".

Der ehemalige Ölmanager war früher bei Shell tätig und hat seinen Posten bei der EU-Kommission erst kurz vor der Klimakonferenz angetreten. Bei seiner ersten Pressekonferenz am Mittwoch forderte er unmissverständlich eine umgehende und vollständige Abkehr von fossilen Brennstoffen.

"Um es ganz deutlich auszudrücken", sagte der ehemalige Shell-Mitarbeiter den Journalisten, "müssen wir alle fossilen Brennstoffe auslaufen lassen.” Hoekstra verwies auf die wissenschaftliche Grundlage hinter den Pariser Klimazielen: ohne fossilen Phase Out könne man diese nicht erreichen.

Allerdings machte er eine Ausnahme für Sektoren, die nur schwer zu reformieren sind - ohne diese jedoch explizit zu nennen. Denkbar wären die besonders CO2-intensiven Bereiche Stahl oder Chemie - obwohl gerade diese Sektoren zu denen gehören, die am schwersten zu reformieren sind.

Die gerade von den Arabischen Emiraten oder den USA favorisierten Carbon Capture and Storage (CCS) Technologien seien nicht die Lösung für alles, fügte er hinzu. "Es gibt keine Alternative zum Auslaufen der fossilen Brennstoffe. "

Hoekstra bekräftigte die Haltung der EU: “Ich möchte, dass diese COP den Anfang vom Ende für fossile Brennstoffe markiert.”

Der EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra spricht sich für Steuern auf Kerosin aus.
Bernd von Jutrczenka/dpa Der EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra spricht sich für Steuern auf Kerosin aus.

UN-Klimachef: „Nicht in die Falle der Punktevergabe tappen“

Mittwoch, 6. Dezember, 15:10 Uhr: Die Länder, die auf dem Klimagipfel Cop28 verhandeln, dürfen nicht in die Falle des Punktesammelns und der „Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners“ tappen, sagte Simon Stiell, der UN-Klimachef.

Stiell, der Exekutivsekretär der UN-Klimarahmenkonvention ist, unter deren Schirmherrschaft der Klimagipfel stattfindet, sprach auf einer Pressekonferenz in Dubai, als die Cop28 ihre Halbzeit erreichte.

Er sagte: „Alle Regierungen müssen ihren Unterhändlern klare Marschbefehle geben. Wir brauchen ein Höchstmaß an Ehrgeiz, kein Punktesammeln und keine Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners. Wir haben einen Anfangstext auf dem Tisch ... aber er ist ein Sammelsurium von Wunschzetteln und enthält viele Posen. Der Schlüssel liegt nun darin, die Spreu vom Weizen zu trennen. Es gibt viele Optionen, die jetzt auf dem Tisch liegen und den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen betreffen. Es ist Aufgabe der Parteien, diese zu zerpflücken, aber eine klare Aussage zu treffen, die den endgültigen Ausstieg aus der Ära der fossilen Brennstoffe, wie wir sie kennen, signalisiert.“

 

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sth, flr