„Die Ängste der Deutschen“ - Umfrage belegt: Lebenshaltungskosten machen den Bürgern am meisten Angst

Stimmung hellt sich etwas auf

Im Vergleich zum Jahr 2023 hellte sich die Stimmung aber auf. Die Verbreitung der Ängste vor den steigenden Kosten und zu teurem Wohnen ging um jeweils acht Prozentpunkte zurück. Die Menschen haben mehr Geld im Portemonnaie, dies bleibe nicht ohne Wirkung, so die Einordnung der Erhebung.

Die Umfrage „Die Ängste der Deutschen“ wird seit mehr als 30 Jahren von der R+V-Versicherung in Auftrag gegeben und handelt Probleme aus Politik, Wirtschaft, Familie und Gesundheit ab. Für die diesjährige Studie wurden zwischen Juni und August rund 2400 Menschen im Alter ab 14 Jahren von Meinungsforschern befragt.

Angst vor Überforderung durch Migration

Auch das Thema Migration treibt die Menschen in Deutschland weiterhin um und landet auf Platz zwei der Ängste. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) befürchtet, dass Gesellschaft und Behörden der Zahl der Geflüchteten nicht gewachsen sind. 51 Prozent der Befragten geben an, durch weiteren Zuzug aus dem Ausland könne es zu Spannungen in der Gesellschaft kommen. „Grundlegende Probleme bei der Zuwanderung und Integration wurden lange nicht angegangen. (...) Hier ist die Politik dringend gefordert“, so die Marburger Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki, die die Studie als Beraterin begleitet.

In Ostdeutschland (60 Prozent) ist die Angst vor einer Überforderung des Staates etwas weiter verbreitet als in Westdeutschland (55 Prozent). „Gerade im Osten herrscht in Teilen der Gesellschaft das Gefühl, ungleich und unfair behandelt zu werden. Das Fremde, die Geflüchteten und deren Zuzug werden als Bedrohung empfunden“, erklärt Borucki.

Politischer Extremismus als Bedrohung

Besonders zugenommen hat laut der Studie die Sorge vor politischem Extremismus. 46 Prozent der Befragten geben an, Angst vor politischen Extremen zu haben – acht Prozent mehr als noch im Vorjahr. 48 Prozent davon fürchten sich vor islamistischem Terror, 38 Prozent vor Rechtsextremismus und sieben Prozent vor Linksextremismus. 

Auch die Angst vor Terrorismus ist um fünf Prozentpunkte gestiegen (43 Prozent). Brower-Rabinowitsch weist darauf hin: „Kurz vor der ersten Befragungswelle der Studie war der tödliche Messerangriff auf einen Polizisten in Mannheim.“

Entspannt sehen die meisten Deutschen Gefahren durch Störfälle in Atomkraftwerken (29 Prozent) und Straftaten (23 Prozent). Auch um den Arbeitsmarkt macht sich nur eine Minderheit Sorgen: 30 Prozent der Befragten haben Angst vor steigenden Arbeitslosenzahlen. Noch weniger (22 Prozent) fürchten den Verlust ihres eigenen Jobs – das ist der letzte Platz im Ranking und im Langzeitvergleich der niedrigste Wert zu dieser Frage.

Gelassenheit und Veränderung: Umgang mit Ängsten und Herausforderungen

FOCUS Online Gastautor Christoph Maria Michalski rät beim Umgang mit Ängsten dazu, bei sich selbst Veränderungen zu bewirken. Dazu gehören eine Umstellung der Ernährung, mehr Sport sowie mehr Zeit mit Familie und Freunden. Zudem ist es wichtig, den Kontakt zu Menschen, die Energie rauben, einzuschränken oder abzubrechen. Dieser Schritt beendet die „Ent-täuschung“, also das Ende einer Täuschung.

Auch im sozialen und politischen Engagment können Menschen etwas bewirken. Die eigene Einstellung zum Leben spielt dabei eine entscheidende Rolle, um Ängste zu bewältigen. Professionelle Hilfe kann in manchen Fällen notwendig sein, ebenso wie positive Visualisierung, Strukturierung, Planung, Achtsamkeit und Meditation.