Demenz-Faktor kann 720.000 Menschen treffen – „Bislang unerkannte Zusammenhänge“ gefunden
Experten der Charité Berlin haben in einer Studie anscheinend einen Demenz-Faktor aufgedeckt, der hunderttausende Personen betrifft – hauptsächlich Frauen.
Berlin – Demenz ist eine der tückischsten Krankheiten, die besonders im fortgeschrittenen Alter auftritt. Weltweit beschäftigen sich Forscher mit den Ursachen der Krankheit, um ihr entgegenwirken zu können. Dabei wurde ein wichtiger Faktor jedoch bisher nicht berücksichtigt. Zwar können verschiedene Einflüsse, wie der Alkoholkonsum ab einem bestimmten Alter das Demenz-Risiko erhöhen. Doch der erste Grundstein für ein Demenz-Risiko könnte bei Hunderttausenden Menschen in Deutschland schon in der Kindheit gelegt worden sein.
Forscher der Charité Berlin, einem der traditionsreichsten und größten Krankenhäuser der Stadt, hat erstaunliche Erkenntnisse gemacht und diese in einer Pressemeldung veröffentlicht.
Stresserfahrungen in der Kindheit könnten laut Forschern der Charité das Demenz-Risiko erhöhen
„Stress und Trauma während der Kindheit wie etwa Misshandlung oder Vernachlässigung, häusliche Gewalt, Substanzmissbrauch oder Kriminalität in der Familie oder der Verlust eines Elternteils – Erfahrungen dieser Art betreffen tatsächlich nicht wenige Menschen in unserer Gesellschaft“, erläutert Prof. Christine Heim, Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie der Charité.
Diese Belastungen können molekulare und neurobiologische Spuren hinterlassen und das Hormon- sowie Immunsystem beeinflussen, was das Risiko für verschiedene Erkrankungen, einschließlich Demenz, erheblich steigert. Bis zu 40 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sollen solche Erfahrungen gemacht haben, heißt es weiter. Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind etwa 1,8 Millionen Menschen hierzulande von Demenz betroffen. Sollten bei 40 Prozent der Erkrankten die Stresserfahrungen aus der Kindheit ein Faktor gewesen sein, wären das immerhin rund 720.000 Betroffene.
Weitere Demenz-Forschung nötig: Auch Viren können das Krankheits-Risiko offenbar erhöhen
Die Untersuchung konzentrierte sich auf Demenz bei Frauen, da sie häufiger als Männer betroffen sind. Dennoch nimmt die Krankheit insgesamt zu. In diesem Zusammenhang betont Prof. Matthias Endres, Direktor der Klinik für Neurologie der Charité, man müsse, „besser verstehen lernen, welche Risikofaktoren beim Entstehen eine Rolle spielen. Unsere Erkenntnisse werfen Licht auf bislang unerkannte, aber umso wichtigere Zusammenhänge“. Es lässt sich jedoch noch nicht eindeutig sagen, ob Frauen mit frühen Stresserfahrungen stärker gefährdet sind als Männer mit ähnlichen Erlebnissen.
Wichtig ist jedoch auch, dass einige Menschen widerstandsfähiger sind und Lebenskrisen besser bewältigen, wodurch ihr Risiko geringer bleibt. „In weiterführenden Untersuchungen müssen nun die dahinterstehenden Mechanismen aufgeklärt werden, damit künftig die Pfade der Krankheitsentstehung mit geeigneten Therapien frühzeitig und gezielt unterbrochen werden können“, erklärt Heim abschließend.
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Andere Forscher fanden kürzlich heraus, dass auch mehrere Viren das Krankheitsrisiko für Demenz erhöhen könne, dazu gehört auch Herpes. Und auch eine Corona-Infektion steht wohl im Zusammenhang mit dem Demenz-Risiko. (kiba)