„Leuchtturmprojekt“ auf der Kippe: Genossenschaft meldet Insolvenz an
Die Wohnungsbau-Genossenschaft, die in Landsham (Gemeinde Pliening) ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt realisiert, ist in finanzielle Schieflage geraten. Der Bau muss ruhen. Nicht zum ersten Mal.
Pliening – Beim Spatenstich im Jahr 2017 hatte Landrat Robert Niedergesäß von einem „Leuchtturmprojekt“ gesprochen und die gute Zusammenarbeit mit der Maro Wohnungsbau-Genossenschaft gelobt. Diese realisiert im Plieninger Gemeindeteil Landsham ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt, das auch knapp sieben Jahre später immer noch nicht ganz fertig ist. Grund: Massive Baumängel und daraus resultierende Rechtsstreitigkeiten. Jetzt ist die Genossenschaft, die im Großraum München sowie in Oberbayern elf Mehrgenerationen-Wohnprojekte sowie sechs Demenz-Wohngemeinschaften betreibt und gerade neun ähnliche Projekte baut, in finanzielle Schwierigkeiten geraten und hat Insolvenzantrag gestellt. Der Grund liegt in Landsham.
Der Gesellschaft gehören über 2000 Genossen an
Maro hat es sich eigenen Angaben zufolge zur Aufgabe gemacht, als nicht gewinnorientierte Genossenschaft ein selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen für junge und alte Menschen zu ermöglichen. Auf diese Weise soll Menschen ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben bis ins hohe Alter ermöglicht werden. Ihre Kernkompetenz sieht die Genossenschaft in der Projektierung, Errichtung und Vermietung von größtenteils auch geförderten Wohnungen an ihre Mitglieder. Aktuell gehören der Gesellschaft rund 2100 Genossen an.
„Wesentliche Ursache für den Insolvenzantrag von Maro ist eine zurückgezogene Finanzierungszusage“ für das Projekt in Landsham mit Demenz-Wohngemeinschaften und Mehrgenerationen-Wohnungen. „Die fehlenden Mittel machen eine Fortsetzung des Baus vorerst unmöglich und belasten die Liquidität des Unternehmens aufgrund von anstehenden Zahlungsverpflichtungen erheblich“, heißt es in einer Mitteilung der Vorstände. Plienings Bürgermeister Roland Frick sagt auf Anfrage der Ebersberger Zeitung, seiner Kenntnis nach sei eine Bank aus dem Geschäft ausgestiegen.
Genossenschaft: „Zurückgezogene Zusage hat uns sehr überrascht“
„Die zurückgezogene Zusage hat uns sehr überrascht und uns blieb aus diesem Grund keine andere Möglichkeit, als einen Insolvenzantrag für die Genossenschaft zu stellen. Wir werden nun die kommenden Wochen intensiv mit allen Beteiligten an einem Sanierungskonzept arbeiten. Unser Geschäftsbetrieb bleibt unverändert aufrechterhalten und auch die bestehenden Wohnprojekte werden aktuell unverändert fortgeführt“, erklärt Inge Schmidt-Winkler, Vorstand der Maro Genossenschaft. Rechtsanwälte würden die Restrukturierung von Maro in den kommenden Wochen unterstützen. Dabei gehe es in erster Linie um die Erarbeitung eines detaillierten Insolvenzplans und die langfristige Sicherung des Geschäftsbetriebs.
„Unser Ziel ist es in den kommenden Wochen, dass wir gemeinsam mit den Projektpartnern und Gläubigern eine langfristige und stabile Lösung finden, die einen Fortbestand dieser ganz besonderen Wohnformen ermöglicht. Die ersten Gespräche, die wir bereits führen konnten, stimmen uns optimistisch. Es ist ein Wille für eine konstruktive Lösung vorhanden.“ Das sagt Hendrik Wolfer, einer der Rechtsanwälte und Generalbevollmächtigter bei der Genossenschaft.
Die Gehaltszahlungen der Beschäftigten der Maro Genossenschaft seien durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Für Rückfragen von Mitgliedern und Geschäftspartnern wurde eine gesonderte Mailadresse eingerichtet: Zukunft@maro-genossenschaft.de.
Meine news
Landshamer Projekt stand von Anfang an unter keinem guten Stern
Eigentlich von Anfang an stand das Landshamer Projekt unter keinem guten Stern. Heuer im Sommer hätte es endlich fertiggestellt werden sollen, weiß Bürgermeister Roland Frick, der hofft, dass es trotz der aktuellen Schwierigkeiten erfolgreich zu Ende gebracht werden kann.

Zur Erinnerung: Nachdem der Rohbau stand, wurde der Bau im April 2018 eingestellt. Wegen zum Teil gravierender Baufehler. Insgesamt seien 59 Mängel festgestellt worden, berichtete Maro-Vorstand Martin Okrslar im Sommer 2019 bei einem Termin auf der Baustelle.
Besonders gravierend: Die Holz-Beton-Verbunddecken seien mutmaßlich auf Grundlage falscher Statikberechnungen eingebaut worden. Es folgten zahlreiche Untersuchungen, Gutachten und juristische Auseinandersetzungen mit der von Maro beauftragten Baufirma.
Weder der Landkreis Ebersberg noch die Gemeinde Pliening sind finanziell oder anderweitig an dem Projekt beteiligt. Das Mehrgenerationenprojekt soll zwei Wohnformen vereinen: Pflege- und Demenzwohngemeinschaften für Mieter mit erhöhtem Betreuungs- und Pflegebedarf sowie barrierefreie Wohnungen für Jung und Alt oder auch für Angehörige von Mietern in den beiden Wohngemeinschaften.
Mehr News finden Sie in unserer brandneuen Merkur.de-App, jetzt im verbesserten Design mit mehr Personalisierungs-Funktionen. Direkt zum Download, mehr Informationen gibt es hier. Sie nutzen begeistert WhatsApp? Auch dort hält Sie Merkur.de ab sofort über einen neuen Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Hier geht‘s direkt zum Kanal.