Erdinger Landwirte: Wachsen mit Verantwortung

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Seit fast 25 Jahren hat Max Thalhammer (Bild oben, l.) in Grund einen reinen Biobetrieb, den er mit Sohn Max (r.) und der ganzen Familie bewirtschaftet. Für die Kühe im Laufstall gibt es zur Abkühlung eine Dusche mit feinem Wassernebel. © Vroni Vogel

Ein Ottenhofener Biohof zeigt, wie Bauern auf Klima und Markt reagieren.

„Nerven haben, abwarten können“, nannte Biobauer Max Thalhammer in Grund bei Ottenhofen als wichtige Einstellung bei der Bewirtschaftung seines Hofs. Seine Erntebilanz sei bisher „sehr gut“ ausgefallen. Das diesjährige Erntepressegespräch fand heuer auf seinem Hof statt, um über die aktuelle Situation im Landkreis Erding zu berichten.

Der Bayerische Bauernverband (BBV) hatte dazu eingeladen und auch ein Team des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ebersberg/Erding informierte zur derzeitigen Entwicklung.

Kreisobmann Jakob Maier betonte in seiner Begrüßung, dass er sich sehr freue, heute bei den Thalhammers zu sein. „Meines Wissens waren wir noch nie hier.“ Die Gegend um Grund sei ein „Bio-Eck“ mit verschiedenen Landwirten. Seit fast 25 Jahren sei seine Landwirtschaft nun ein reiner Biohof, berichtete der 57-jährige Thalhammer in der Runde.

80 Milchkühe, 100 Hektar Land

„Ich habe viel lernen müssen“, bekannte er zum Umbau. In seinem Familienbetrieb werden 80 Milchkühe versorgt und es wird auf circa 100 Hektar Land rund um das Anwesen Feldwirtschaft betrieben. Die Tiere haben einen Laufstall mit zusätzlichem Auslauf im Freien. Eine Dusche mit feinem Nebel sorgt dafür, dass die Kühe bei der Sommerhitze von Zeit zu Zeit eine Abfrischung bekommen.

„Beim heißen Wetter gehen sie nicht raus und sind lieber im kühlen Stall.“ Jetzt sei man daran, für die Mutterkühe zusätzlich eine Weidehaltung beim Hof zu schaffen und das Jungvieh eventuell übers Jahr in die Berge zu bringen, um sie dort grasen zu lassen. Aufgrund des Strukturwandels nehme die Almbewirtschaftung ab, Flächen würden frei und Tiere benötigt.

Zur Feldbewirtschaftung erläuterte Thalhammer: „Für uns ist das trockene Wetter immer besser“, da vertrockne das Unkraut eher und man habe weniger Schädlingsbefall. Auch die Bodenbeschaffenheit und die Einhaltung der Fruchtfolge seien für gute Erträge entscheidend. Tiefgründige Lehmböden, wie er sie bewirtschafte, „halten das Wasser gut“.

Zu den Anbausorten gehören Winterweizen, Roggen, Hafer, Erbsen, Gerstegemenge und das Futtergetreide Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen. Auch Kleegras, Soja und Mais werden laut Thalhammer angebaut. „Ohne Mais geht es in einem Milchviehbetrieb gar nicht“, erklärt er.

Auch eine Feldbegehung gehörte zum diesjährigen Erntepressegespräch zur Situation im Landkreis (v.l.): Biobauer Max Thalhammer jun., Dr. Josef Schächtl,  Bernhard Hartl, Stefan Hörmann, Max Thalhammer sen., Jakob Maier, Alois Grögler, Sabine Berger, Reinhard Menzel,  Irmgard Posch,  artin Bayerstorfer und Irmgard Zuhr mit den Söhnen Anton und Max vor einem Feld mit Triticaleanbau.
Auch eine Feldbegehung gehörte zum diesjährigen Erntepressegespräch zur Situation im Landkreis (v.l.): Biobauer Max Thalhammer jun., Dr. Josef Schächtl, Bernhard Hartl, Stefan Hörmann, Max Thalhammer sen., Jakob Maier, Alois Grögler, Sabine Berger, Reinhard Menzel, Irmgard Posch, Martin Bayerstorfer und Irmgard Zuhr mit den Söhnen Anton und Max vor einem Feld mit Triticaleanbau. © Vroni Vogel

Seine Landwirtschaft wird mit Ehefrau Resi und dem 34-jährigen Sohn Max im Familienbetrieb geführt. Während der „Saisonspitzen“ helfen alle vier Kinder, deren Freunde und Freundinnen und auch einige Spezln mit.

Zur bisherigen Ernte meinte Kreisobmann Maier, dass erste Gerstenfelder bereits abgeerntet seien und man „teils sehr gute Erträge“ erzielt habe. Man sei bislang trotz Trockenheit „gut weggekommen“. Jetzt müsse man schauen, wie es weitergehe, wurde von verschiedenen Seiten angeführt. Das sei nicht vorhersehbar.

Mais auf rund 19 000 Hektar

Der Bereichsleiter des Landwirtschaftsamtes, Dr. Josef Schächtl, sprach die Bewirtschaftung im Landkreis auf rund 59 000 Hektar an. „Die Flächennutzung hat sich nicht groß geändert“ und sei „relativ konstant“. Auf etwa 19 000 Hektar werde Mais angebaut, gefolgt von Wintergerste und „mit großem Abstand“ Sommergerste. Wichtig sei, für kleinere Kulturen wie Hartweizen, Hafer und Dinkel, eine bessere Vermarktung über die Erzeugergemeinschaften zu erzielen. Zum Wetter meinte Schächtl: „Jeden Monat wird es wärmer.“

Der Behördenleiter des Landwirtschaftsamtes, Reinhard Menzel, ging hinsichtlich des Klimawandels auf den Wald㈠umbau ein. Dazu würde das Durchforsten der Fichtenbestände gehören, „um sie stabiler zu machen“, vor allem aber die Pflanzung anderer Baumarten, um den Fichtenanteil so gering wie möglich zu halten.

Das Thema Welternährung und die Sorge darüber brannte Sabine Berger vom BBV-Vorstand unter den Nägeln. Der weltweite Weizenvorrat sei „stetig abnehmend“, wobei die Bevölkerung wachse. Maier stimmte zu.

Bevorratung teuer, aber sinnvoll

„Man lebt von der Hand in den Mund“, und es werde keine Vorsorge getroffen. Bevorratung sei teuer, wäre aber sinnvoll. Das System von Angebot und Nachfrage funktioniere hier nicht mehr, führte der stellvertretende Kreisobmann Bernhard Hartl angesichts gesunkener Preise zwischen 16 und 17 Euro pro 100 Kilo und steigendem Bedarf an.

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