Nach Verhaftung am Dachauer Bahnhof: 23-jähriger Holländer vor dem Münchner Landgericht
Eine „Suppe“ sei schuld gewesen, dass er im Zug kollabiert sei, erzählte ein 23-Jähriger jetzt vor dem Münchner Landgericht. Tatsächlich hatte der junge Mann jede Menge Drogen im Gepäck, als er bei Dachau fast an einer Überdosis gestorben wäre.
München/Dachau – Er hätte ein Kilo Kokain im ICE von den Niederlanden nach Österreich transportieren sollen, gab der 23-jährige Angeklagte am Mittwoch vor dem Münchner Landgericht an. Am Dachauer Bahnhof musste der Zug anhalten, weil ein Fahrgast einen Krampfanfall erlitten hatte – es war der Angeklagte selbst. Er kann froh sein, dass er noch lebt.
Bei seinen bisherigen Vernehmungen habe er an manchen Stellen gelogen, räumte der kleine, schmächtige Holländer ein, der sich selbst als kommunikativ beschrieb und als Beruf Schüler angab. Nun aber wolle er bei der Wahrheit bleiben! Anders als zunächst dargestellt, sei er zu der Kurierfahrt am 20. Januar dieses Jahres nämlich nicht gezwungen worden. Vielmehr habe er sich freiwillig entschieden, „Schwarzgeld zu verdienen”. 500 Euro hätten ihm „Freunde von Bekannten” versprochen, die er nach früheren Verurteilungen im Gefängnis kennengelernt habe.
Angeklagter ist mehrfach vorbestraft
Benennen wolle er diese Hintermänner „lieber nicht”, betonte der Angeklagte. „Aus Angst vor Repressalien”, ergänzte seine Verteidigerin. Den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, er habe mit dem Kokain dealen wollen, bestritt der 23-Jährige. Wie zweimal vorher sei er nur als Kurier unterwegs gewesen – wobei es damals lediglich um Bargeld gegangen sei. Ob ihm bewusst war, dass er dieses Mal Drogen transportieren sollte, wollte die Staatsanwältin wissen? „Ich wusste schon, was es war”, gab der Holländer zu.
Bi der Fahrt im Januar lief zunächst alles nach Plan: Weder an der niederländisch-deutschen Grenze, noch beim Umsteigen an zwei deutschen Bahnhöfen fiel das Drogenpaket im Rucksack des Schülers auf. Bis der ICE nach dem Krampfanfall am späten Nachmittag außerplanmäßig in Dachau anhalten musste.
Der Angeklagte sei in einem Zweierabteil gesessen und habe sich in einer „Dämmerphase” befunden, erinnerte sich der damals zu Hilfe gerufene Rettungssanitäter vor Gericht. Eine Ärztin, die zufällig im Zug war, habe ihm berichtet, dass der 23-Jährige „kurz gekrampft” habe – und ein Paket unter sein T-Shirt geschoben habe. Weil wegen des Krampfanfalls die Gefahr bestanden habe, dass der Holländer die Drogen nicht nur am, sondern auch im Körper transportiert, hätten er und die alarmierten Polizisten den Schüler ins Krankenhaus gebracht.
Urteil wird in drei Wochen erwartet
Tatsächlich konnten im Blut des 23-Jährigen Rückstände von Ecstasy festgestellt werden; und zwar in so hoher Konzentration, dass „bei nicht toleranten Personen toxische Effekte auftreten können”, wie es im Laborbericht hieß.
Mit dem Drogentransport hätte sein eigener Konsum aber nichts zu tun gehabt, erklärte der Angeklagte dem Gericht. Er habe eine Vierteltablette Ecstasy genommen, gab er zu, bestritt jedoch, dass diese den Krampfanfall ausgelöst habe. Ursache dafür sei vielmehr eine Suppe mit Pistazien: Er habe nämlich eine Nussallergie.
Das Urteil soll in drei Wochen fallen.