Ein Zusammenschluss von fast 20 Organisationen zeigt am 27. September in Weilheim, was Demokratie ermöglicht
Wenn das Wetter hält, könnte das Fest der Demokratie in Weilheim ein weiterer Erfolg von „Wir in Weilheim“ und „Asyl im Oberland“ werden. Die Gruppierungen haben mit zahlreichen Mitstreitern ein interessantes Programm für die bunte Gesellschaft von Weilheim ausgearbeitet, in dem viel Raum ist für Begegnung und Diskussion. Bereits im Februar führten sie mit breiter Unterstützung und 5.000 Teilnehmenden die Demonstration „,Nie wieder‘ ist jetzt! Demokratie wählen!“ durch.
Weilheim - Das Programm steht fest und die Plakate hängen. Am Freitag, 27. September, sind ab 15 Uhr auf dem Weilheimer Marienplatz alle Menschen eingeladen, die zeigen wollen, dass sie für die Demokratie einstehen. Und natürlich auch jene, die – wertschätzend – darüber diskutieren wollen.
Das Fest beginnt bereits am Donnerstag, 26. September, 19 Uhr. „Aus den Trümmern in die Freiheit: die Entstehungsgeschichte des Grundgesetzes“ lautet der Titel des Vortrags im Foyer des Stadttheaters, für das ein hochkarätiger Referent gewonnen werden konnte. Dr. jur. Gero Kellermann von der Akademie für politische Bildung in Tutzing wird anlässlich des 75. Geburtstags des Grundgesetzes lebendig und im Diskurs mit den Teilnehmenden über die Entstehung der demokratischen Verfassung berichten, bei dem die Unterzeichner bekanntlich vor einem weißen Blatt Papier saßen und überlegten, welche Grundsätze künftig gelten sollen. Kellermann betreut die Akademie als Dozent im Themengebiet Staats- und Verfassungsrecht sowie Rechtspolitik.
Vor dem großen Fest am Freitagnachmittag können Interessierte ein Demokratie-Fitnesstraining durchlaufen: Von 10 bis 12 Uhr werden sie von Jan Renner vom Verein „Mehr Demokratie“ in den Räumen der Volkshochschule, Eisenkramergasse 13) fit gemacht für die Demokratie und die anschließenden Demokratie-Gespräche beim Fest, bei denen Zuhören, Nachgeben, eine sensible Sprache und die Änderung des Blickwinkels gleich eingeübt werden können.
Das vielfältige Programm des eigentlichen Festes startet um 15 Uhr auf dem Marienplatz. Dort ist bis etwa 18.30 Uhr viel geboten. Ungezwungene demokratische Tischgespräche sind an der „langen Tafel der Begegnung“ möglich, sogar an ehrenamtliche Übersetzer wurde dabei gedacht. Eine Fotoausstellung der Afghanin Masoumeh Tajik schildert die „Flucht aus der Sicht einer Frau“. Schauspieler lesen aus den Fenstern des Stadtmuseums Briefe einer inhaftierten iranischen Frau vor. Kolping bietet ein Mitmach-Mobil, es gibt Kulinarik aus aller Welt, eine Cocktailbar für die Demokratie-Erfrischung, ein Smoothie-Bike und Fairen Handel, Musik von der Bigband des Gymnasiums und dem Wirkwerk-Chor, Tanz und viele Infos über Grund- und Menschenrechte. Der Weilheimer „Baum der Demokratie“ wird mit Wunsch-Buttons der Besucherinnen und Besucher geschmückt und anschließend in den Rathaus-Garten gepflanzt. Zum Abschluss ist eine Andacht mit einem interreligiösen Friedensgebet geplant, an dem sich die evangelische und katholische Kirche sowie die islamische Gemeinde Weilheim beteiligen.
Die Initialzündung zum Fest gab die Organisation „Asyl im Oberland“, die seit einigen Jahren in Weilheim am Tag des Flüchtlings Aktionen in Weilheim durchführt, unter anderem einen Lichterzug gegen Rassismus. Vergangenes Jahr führte sie anlässlich des Besuchs von AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke in Peißenberg eine Veranstaltung durch. Das Fest der Demokratie werde „aus der aktuellen politischen Entwicklung heraus“ durchgeführt, so Ingeborg Bias-Putzier von Asyl im Oberland, die auf die Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen hinweist, bei denen die AfD stärkste beziehungsweise zweitstärkste Kraft wurde. „Es setzen sich so viele für die Demokratie ein. Wir wollen zeigen, was vor Ort passiert.“ Denn durch viele Gespräche über das, was nicht gelinge sei eine „schiefe Debatte“ entstanden, die nicht gerechtfertigt sei, so Bias-Putzier. Zudem kämen die meisten Migranten aus EU-Ländern. Das demokratische Wir-Gefühl soll bei der Veranstaltung gestärkt werden, ist Felix Henkels Wunsch, der für „Wir in Weilheim“ an der Organisation beteiligt ist. Es gelte öffentlich zu zeigen, dass es nicht nur Leute gebe, die die Demokratie ablehnten.
Am Fest beteiligen sich fast 20 regionale Organisationen, von Asyl im Oberland über die Kirchen bis hin zu Kreisjugendring, Kolping, VHS, Fair Trade Stadt Weilheim, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, Christliche Arbeiterjugend und „Omas gegen Rechts“.
Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenfrei, es ist keine Anmeldung nötig. Bei schlechtem Wetter wird das Fest ins Pfarrheim Miteinander in der Theatergasse verlegt.