Umfrage: Mehrheit der Russen gegen Putins Kriegskurs

Tag 631: Die Kämpfe in Awdijiwka fordern hohe Verluste. Putin schränkt die Berichterstattung ein. Alle Infos im Newsblog.
1.30 Uhr: In einer Umfrage haben 48 Prozent der befragten Russen angegeben, dass sie eine friedliche Lösung des Ukraine-Kriegs anstreben. Die Erhebung wurde per Telefon von der Gruppe Russian Field durchgeführt, insgesamt wurde mit 1.611 Personen zwischen dem 21. und dem 29. Oktober gesprochen. Nur 39 Prozent wollten demnach den Krieg weiterführen. Bei den Befragten waren es vor allem Männer und Personen über 45 Jahre, die weitere militärische Aktionen befürworten, Frauen und junge Menschen bevorzugen Verhandlungen. Lediglich 56 Prozent glauben noch, dass der Krieg in der Ukraine in die richtge Richtung geht, 25 Prozent glauben das Gegenteil, 18 Prozent wollten keine Antwort geben. Die öffentliche Stimmung wird in Russland auch durch strenge Zensurmaßnahmen beeinflusst, eine freie und unabhängige Berichterstattung ist kaum mehr möglich.
Selenskyj: "Russland ist immer noch in der Lage, Böses zu tun"
22.30 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in seiner abendlichen Videoansprache an den Kampfeswillen seiner Landsleute angesichts der russischen Invasion appelliert. Die Ukrainer könnten es sich nicht leisten, vor dem Krieg die Augen zu verschließen. "Russland ist immer noch in der Lage, Böses zu tun", sagte er. "Wir müssen kämpfen. Wir müssen unserer Verteidigung oberste Priorität einräumen. Und wir müssen unseren Staat jeden Tag stärker machen."
Selenskyj berichtete, dass er am Mittwoch mit der slowakischen Präsidentin Zuzana Caputova, der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Kanadas Regierungschef Justin Trudeau gesprochen habe. Er habe in diesen Gesprächen für die Unterstützung seines Landes gedankt.
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Lange Luftalarme in der Ukraine wegen russischer Kampfjets
21.16 Uhr: Mit Flügen von Kampfjets des Typs MiG-31 hat Russland zwei Tage hintereinander stundenlangen Luftalarm in der Ukraine ausgelöst. In der Hauptstadt Kiew dauerte der Alarm am Mitwochmittag länger als zwei Stunden, wie aus Daten der staatlichen Warn-App hervorgeht. Am Dienstag waren es fast drei Stunden gewesen.
Bei der MiG-31 sei immer das Risiko, dass sie Hyperschallraketen vom Typ Kinschal (Dolch) abschieße. Das sagt der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, in der Dauernachrichtensendung des ukrainischen Fernsehens. "Es besteht eine Gefahr. Sie geht nicht weg." Deswegen werde Luftalarm ausgelöst, auch wenn dies am Tag das öffentliche Leben unterbreche. Betriebe könnten nicht arbeiten, Kinder nicht zur Schule gehen.
Russland räumt ukrainischen Vorstoß auf Dnipro-Ufer ein
15.00 Uhr: Ukrainischen Streitkräften ist es russischen Angaben zufolge gelungen, auf die von Russland kontrollierte linke Seite des Flusses Dnipro im Süden der Ukraine vorzustoßen. Rund "anderthalb" ukrainische Kompanien befänden sich "in kleinen Gruppen" am Ostufer des Flusses, erklärt der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Region Cherson, Wladimir Saldo, im Onlinedienst Telegram.
"Wir haben zusätzliche Kräfte eingesetzt", fügt Saldo hinzu. Ukrainische Soldaten säßen im Dorf Krynky in einer "Feuerhölle" fest und würden unter anderem mit Artillerie, Raketen und Drohnen beschossen. Mit Saldos Äußerungen im Onlinedienst Telegram räumt erstmals ein hochrangiger russischer Vertreter ein, dass es der Ukraine gelungen ist, auf das von Russland kontrollierte Ufer des Dnipro vorzudringen. Bislang weigerte sich der Kreml, solche Berichte zu kommentieren.
US-Institut erwartet neue russische Offensivversuche im Kriegsgebiet
14.45 Uhr: Russland will aus Sicht von US-Experten im Kriegsgebiet im Osten der Ukraine aktuell mit mehreren parallelen Angriffen die Initiative auf dem Feld zurückgewinnen. Der Erfolg dieser Versuche sei aber wegen des anhaltenden Drucks durch die ukrainische Gegenoffensive fraglich, teilt das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington mit. Besonders schwer umkämpft sind demnach die Städte Kupjansk im Gebiet Charkiw sowie Awdijiwka und Bachmut im Gebiet Donezk. Hier sehen Sie ein Video von einem gescheiterten russischen Angriff in Awdijiwka.
Zwar räumten auch ukrainische Stellen ein, dass die Lage an der Front für Kiews Truppen schwierig und komplex sei. Trotzdem werten es die US-Experten etwa als Erfolg, dass sich die ukrainischen Truppen an der linken Uferseite des Dnipro im Gebiet Cherson festsetzen konnten – Stellungen, die bisher von russischen Truppen gehalten wurden.