Wie kamen die Russen an das Taurus-Telefonat? - „Legal, illegal, scheißegal“: Die seltsame Sorglosigkeit der Bundeswehr-Offiziere

 

Viel zu lange habe bei der Bundeswehr ja nicht mal eine sichere Funkkommunikation auf dem Gefechtsfeld funktioniert, was erst jetzt allmählich korrigiert werde. Wenn nun hochrangige Entscheidungsträger extrem sensible, militärische Information wie eine mögliche Lieferung und Einsatz von deutschen Marschflugkörpern in der Ukraine gegen Putins Truppe auf einer nicht ausreichend sicheren Kommunikationsplattform abhielten, statt in einem abhörsicheren Raum, sei dies auch dem Druck geschuldet, unter den Politik die Bundeswehr durch fehlende Technik setze.

Conrad geht sogar noch weiter: „Ich befürchte, dass bei der Kommunikation in der Truppe ständig gegen die Forderungen von Effizienz, Mobilität und Sicherheit verstoßen wird“.

Bundeswehr soll Plattform trotz bekannter Probleme „häufig einsetzen“

Nach Informationen des IT-Nachrichtenportals „heise online“ soll die Cisco-Kommunikationssoftware WebEx sogar „häufig“ in der Truppe eingesetzt werden. Und dies, obgleich sicherheitsrelevante Schwächen des Systems allgemein bekannt seien.

So sei kein Geheimnis, dass WebEx zumindest bei der Einwahl per Telefon oder über einen Browser keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung biete, so das IT-Portal. Zudem müsse die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für WebEx von IT-Verantwortlichen eingerichtet und aktiviert werden. Außerdem müssten alle Nutzer diese Option zugewiesen bekommen.

Während die Umstände derzeit noch ungeklärt sind, unter welchen technischen Voraussetzungen das Gespräch zustande kam, ist klar, dass zu den vier Personen, von denen eine aus Singapur zugeschaltet gewesen sein soll, auch Generalleutnant Und Luftwaffen-Inspekteur Ingo Gerhartz zählt. Das 38 Minuten lange Gespräch soll russischen Angaben zufolge virtuell am 19. Februar als Telefonkonferenz stattgefunden haben.

Hat Russe sich unbemerkt eingewählt?

Nach Angaben von Roderich Kiesewetter (CDU), Ex-Oberst und Vize-Chef des Parlamentarischen Kontrollgremiums, „verdichten sich leider die Hinweise, dass offensichtlich ein russischer Teilnehmer sich in die WebEx eingewählt und das offensichtlich nicht auffiel, dass dort eine weitere Zuwahlnummer war“, sagte der CDU-Politiker der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Wenn das stimmt, würfe dies natürlich auch ein extrem schlechtes Licht auf die Teilnehmer der Runde. Kiesewetter erklärte, dass die CDU die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses oder die Bestellung eines Sonderermittlers in Erwägung ziehen werde.

Anlass war ein Vorbereitungsgespräch der Offiziere für ein Briefing mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), das offenbar noch im Februar stattgefunden hat. Dabei ging es darum, wie und wo die Ukraine deutsche Taurus-Marschflugkörper gegen Russland einsetzen könnte, falls Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) der Lieferung zustimmen sollte. Bisher lehnt der Kanzler dies allerdings ab.