Nach dem Assad-Sturz - „Danke, Frau Merkel!“: Emad träumt trotz Bürgergeld von Rückkehr nach Syrien
In Deutschland sorgt der politische Umbruch in Syrien und der mögliche Sturz des Assad-Regimes für kontroverse Debatten. Im Fokus steht die Frage, welche Konsequenzen das für die rund eine Million Syrer in Deutschland haben könnte. Besonders kontrovers ist, ob und wann Rückführungen in das durch ein Jahrzehnt des Bürgerkriegs zerrüttete Land möglich und sinnvoll sind.
Während manche Politiker eine Chance sehen, den Wiederaufbau Syriens durch Rückkehrer zu unterstützen, warnen andere vor voreiligen Entscheidungen , da die Lage vor Ort weiterhin unsicher sei.
Syrer Emad ist Deutschland dankbar, heimisch fühlte er sich hier aber nie
Ein Beispiel dafür ist Emad Omaren, ein 60-jähriger Syrer, der 2015 vor dem Krieg floh und mit seinem damals achtjährigen Sohn Mohammed nach Deutschland kam. Nach acht Jahren in Deutschland, wo er Bürgergeld bezieht und trotz Sprachkursen kaum Deutsch gelernt hat, träumt Omaren nun von einer Rückkehr, wie er der „Süddeutschen Zeitung“ berichtet : „Die Deutschen haben uns geholfen in der größten Not, das werden wir ihnen nie vergessen“, sagt er dankbar. Besonders hebt er die Rolle der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel hervor: „Danke, Frau Merkel!“ An ihr bewundere Emad ihre Bescheidenheit und dass sie anders als die Assads in einem Mehrfamilienhaus lebe und „ein normales Auto fährt“.
„Dafür habe ich jeden Morgen zu Allah gebetet“
Doch trotz der Sicherheit und Unterstützung, die Deutschland ihm bot, fühlt sich Emad hier nicht heimisch. Die Ereignisse in Syrien, wo das Assad-Regime seine Macht verloren hat, geben ihm Hoffnung auf einen Neuanfang. „Dafür habe ich jeden Morgen zu Allah gebetet“, sagt Omaren im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“. Er sei sich sicher, dass die neuen Machthaber „Gerechtigkeit und Gleichheit“ für alle Syrer, gleich welcher Religion oder Volksgruppe bringen werden. „Syrien wird hundertmal schöner, als es war“, träumt er.
Die Entscheidung zur Rückkehr ist jedoch alles andere als einfach. Omarens Haus in seiner Heimatstadt Qudsaya ist halb zerstört, und er hat keinen syrischen Pass, da er offiziell staatenloser Palästinenser ist – ein Status, den das Assad-Regime ihm und vielen anderen seit Jahrzehnten auferlegt hat. Dennoch überwiegt bei ihm die Hoffnung, seine Mutter und Enkelkinder wiederzusehen, die er bislang nur über Handyvideos kennt.
Rückkehrpolitik oder Vorsicht? Syrer-Debatte geht weiter
Sein Fall zeigt die schwierige Lage vieler Syrer in Deutschland, die trotz Dankbarkeit für die hier erfahrene Unterstützung von einer Rückkehr in ihre Heimat träumen.
Die politische Debatte über Syrer in Deutschland dürfte bis auf Weiteres nicht abebben. Während die einen auf eine verstärkte Rückkehrpolitik drängen, mahnen Experten und Hilfsorganisationen zur Vorsicht. Der Zustand der syrischen Infrastruktur, die Unsicherheit der politischen Lage und die Frage der langfristigen Integration oder Rückführung stellen Deutschland vor eine komplexe Herausforderung, die noch lange nicht gelöst ist.