„Hasse diese Eltern“: Verhalten an Supermarkt-Kasse treibt Kassierer zur Weißglut

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Der Erziehungsstil mancher Eltern im Supermarkt sorgt für Diskussionen. Eine Kassiererin berichtet, was sie wirklich zum Verzweifeln bringt.

Hamburg – Eine 23-jährige Kassiererin hat im Onlineforum Reddit ihren Frust über das Verhalten mancher Eltern im Supermarkt geteilt. „Ich drehe dabei echt manchmal durch, weil es so laut und anstrengend ist“, schreibt sie. Sie arbeite in einem Supermarkt mit vier Kassen plus vier SB-Kassen und einem Bäcker im Kassenbereich. „Demnach ist es schon sehr laut“, erklärt sie in dem Beitrag. Besonders belastend findet sie es, wenn Kinder mit den Rollen am Ende der Kasse spielen, auf denen die Waren hinunterrollen und dabei „maßlos übertreiben“.

„Das Kind hängt zur Hälfte auf diesen Rollen, statt im Sitz vom Einkaufswagen“, beschreibt die Kassiererin die Situation. Die Kinder würden merken, dass sie durch schnellere und häufigere Bewegungen mehr Lärm erzeugen können. „Das machen die dann je nach Länge des Einkaufs und Bezahlvorgang auch zwei bis zehn Minuten am Stück.“ Manche Eltern würden ihrem Kind sagen, dass es aufhören soll, „aber manche lachen die Kinder ja noch an und finden es super putzig.“

Kassiererin mit 20 Jahren Erfahrung ist genervt von „Schlangenhopsern“ im Supermarkt

Kassenband in einem Supermarkt.
Das Verhalten mancher Kunden sorgt für viel Ärger bei Kassiererinnen und Kassieren. (Symbolbild) © Martin Wagner/Imago

Alice Diestel, die seit über zwanzig Jahren als Kassiererin arbeitet und ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben hat, kennt problematisches Verhalten im Supermarkt nur zu gut. „Die Rückgaben sind schlimm“, erzählt sie und berichtet „von ausgelatschten Schuhen, über zehn Jahre altes Suppengewürz und Toilettenpapier“.

Immer häufiger werde sie als Kassiererin außerdem „vollkommen ignoriert, weil die Kunden lieber mit ihren Handys sprechen“, sagt Diestel BuzzFeed News Deutschland von Ippen.Media. Auch sie beobachtet anstrengendes Kundenverhalten: So gebe es „die Schlangenhopser“ – Personen, die immer in der schnelleren Schlange anstehen wollen und bei Verzögerungen an der Kasse sich wieder und wieder an einer anderen Kasse anstellen würden.

Kinderfreundlichkeit in Deutschland: Soziologe erklärt Entwicklung

Unter dem Reddit-Post kommentieren viele weitere Supermarkt-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. „Ich hasse diese laissez-faire Eltern“, schreibt ein ehemaliger Kassierer. Eine weitere Person kritisiert die Erziehung vieler Eltern und schreibt, diese würden sich gleichzeitig „wundern, warum Deutschland so kinderfeindlich ist“. Doch ihrer Ansicht nach seien nicht die Kinder das Problem, „sondern die Eltern, die nichts machen, wenn die Kinder sich daneben benehmen.“

Was Kinderfreundlichkeit anbelange, liege Deutschland im Mittelfeld, weiß Peter Höfflin. Er ist Professor für Soziologie und empirische Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. „In unserer alternden Gesellschaft scheint es, als wüssten viele nicht mehr, wie sie mit Kindern umgehen sollen“, sagt er BuzzFeed News Deutschland. Der Experte für Kinderfreundlichkeit im öffentlichen Raum erklärt: „Kinder haben ein Grundbedürfnis nach Spiel, wollen sich bewegen und toben. Doch das können sie heutzutage oft nicht ausleben.“

Er sieht eine „bedenkliche“ gesellschaftliche Entwicklung, dass Kinder immer mehr aus öffentlichen Räumen verschwinden. „Eine ambivalente Entwicklung, denn früher waren Kinder überall und damit normaler“, sagt Höfflin. Heute verbringen Kinder ihre Zeit „zunehmend in funktional zugewiesenen Räumen, wie Spielplätzen, Kitas und Co.“ Natürlich dürften Kinder Erwachsene nicht in ihren Bedürfnissen stören, aber dieser Konflikt lasse sich beheben. Die Kassiererin fragt sich am Ende ihres Posts, ob sie Eltern freundlich ansprechen könne. Die Community ermutigt sie, das höflich, aber bestimmt zu tun. (Quellen: Reddit, eigene Recherche)