„Eine Zustimmung hilft uns“ – Das macht Amazon mit Ihren Daten

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Ein Blick hinter die Kulissen des Berliner Amazon Towers: Wie Alexa-Daten sicher bleiben und Künstliche Intelligenz Amazon Millionen einspart.

Der Amazon Tower in Berlin steht sinnbildlich für die Hassliebe, die viele Menschen wohl für Amazon hegen. Einerseits nutzen Millionen Deutsche die bequemen Angebote der US-Tech-Giganten. Andererseits nimmt die Abneigung gegenüber Amazon und seinem Gründer Jeff Bezos zu. Das verglaste Gebäude in der Warschauer Straße ragt mit seinen 34 Etagen über die Umgebung hinaus. Ein moderner Wolkenkratzer, der gute Jobs mit sich bringt und auf einer Etage gemeinnützigen Organisationen einen Open-Workspace bietet – gleichzeitig aber für viele ein weiteres Beispiel dafür ist, wie bezahlbares Lebens im Herzen der Hauptstadt verdrängt wird.

Für Externe ist im Eingangsbereich des Gebäudes Schluss. Zum Interview lud Jonathan Weiss, Leiter des Berliner Standorts, in den 12. Stock ein. Unveröffentlichte Amazon-Technik zeigte er nicht, aber ein modernes Büro mit einem weiten Blick über die Stadt. Noch sind nicht alle Stockwerke fertig und bezugsbereit. Weiss erklärt, wie dort in Zukunft etwa die Sprachassistentin Alexa im Amazon Tower mit Daten lernt, die das Unternehmen sammelt.

Herr Weiss, erklären Sie doch einmal kurz, was hier in Zukunft auf den über 30 Etagen von Amazon gemacht wird.

Wir haben hier in Berlin unser größtes Forschungs- und Entwicklungszentrum in Deutschland. Es sind 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an ganz vielen verschiedenen Projekten für Amazon arbeiten. Das geht von Projekten rund um Alexa bis hin zu verschiedenen Funktionalitäten auf der Amazon-Webseite.

Amazon muss sich in Europa an strenge Richtlinien halten, wenn es um KI geht

Können Sie ein Beispiel nennen, was etwa hier für Amazon-Kundeninnen und -Kunden gemacht wird?

Relativ neu ist, dass alle Kundenrezensionen mit künstlicher Intelligenz zusammengefasst werden. Sodass ich, wenn ich mir einen Artikel auf der Webseite oder in der App anschaue, sehen kann: Die meisten Kunden finden an dem Produkt „das besonders gut“ oder „das hat mir nicht so gefallen“. Das wurde hier in Berlin entwickelt. Ein weiteres Beispiel sind Cloud-Computing-Angebote, da werden eine ganze Menge Technologien hier vor Ort erforscht und global genutzt, wie künstliche Intelligenz und Generative AI. (Cloud-Computing bedeutet IT-Infrastruktur, wie Server und Anwendungen, über das Internet als Dienstleistung anzubieten).

 Jonathan Weiss, Geschaeftsfuehrer, Amazon Development Center Germany GmbH
Jonathan Weiss ist Geschäftsführer des Amazon Forschungs- und Entwicklungszentrums in Berlin. © MaurizioxGambarini

Welche ethischen Anforderungen hält Amazon ein, wenn es um Cloud Computing, Datenschutz oder KI geht?

Das sind sehr wichtige Themen und daher haben wir sehr strenge interne Richtlinien, zum Beispiel zu KI. Zusätzlich halten wir uns an alle jeweils geltenden Vorgaben und Gesetze und arbeiten auch mit verschiedenen Regulatoren aus den entsprechenden Ländern zusammen. Wir finden es wichtig, dass sie weiterhin einen innovationsfreundlichen und international koordinierten Ansatz verfolgen. Als Gesellschaft brauchen wir den Mut, neue Technologien auszuprobieren, die unsere Arbeit einfacher machen und uns helfen, klügere Entscheidungen zu treffen.

Mit gesammelten Daten soll Sprachassistentin Alexa etwa deutsche Dialekte besser verstehen

Stichwort „klüger“: In Berlin wird unter anderem an der Sprachassistentin Alexa gearbeitet. Wie begegnen Sie der Befürchtung, dass sie Nutzer „ausspioniert“?

Diese Sorge teile ich nicht. Alexa- und Echo-Geräte verfügen über verschiedene Datenschutz- und Sicherheitsmaßnahmen: Von der herkömmlichen Mikrofon-aus-Taste und Kameraabdeckung bis hin zur Möglichkeit, Sprachaufzeichnungen zu überprüfen und zu verwalten. Wir entwickeln unsere Produkte so, dass die Privatsphäre unserer Kundinnen und Kunden geschützt ist und sie Transparenz und Kontrolle über die Daten haben.

Wozu benötigt Amazon die Daten überhaupt?

Deutschland ist vielfältig und gemeinsam können wir mithelfen, Technologie noch besser zu machen und Alexa inklusiver zu gestalten. Beispielsweise helfen Sprachaufnahmen Alexa, sich an verschiedene Stimmen und Vorlieben anzupassen und Interaktionen präziser und einfacher zu gestalten. Die Kundinnen und Kunden können dabei entscheiden, ob ihre Alexa-Sprachaufzeichnungen zur Verbesserung des Dienstes verwendet werden sollen oder nicht. Eine Zustimmung hilft uns, dass Alexa auch immer besser Sächsisch, Schwäbisch oder andere Dialekte versteht.

KI-Assistent erspart Amazon 260 Millionen Dollar und mehrere Hundert Entwicklerjahre

Was wird KI für uns in den nächsten zwei Jahren bedeuten?

KI wird immer mehr als ein persönlicher Assistent dazu gehören, der mir bei meinen Aufgaben hilft, Dokumente schreibt, bei der Steuererklärung mit Rat Geld spart oder im Medizin-Sektor dem Fachpersonal unter die Arme greift. Ich glaube, wir werden es überall sehen.

Vielleicht haben Sie ein Beispiel, was KI auf großer Skala leisten kann?

Wir haben einen KI-Assistenten entwickelt, der dabei hilft, Softwareprojekte auf eine neue Version zu aktualisieren. Das ist normalerweise eine eher langweilige Arbeit, die kaum jemand so gern macht. Wir haben daher KI genutzt, um innerhalb von Amazon mit einem kleinen Team von vier Leuten Zehntausende dieser Softwareprojekte auf die neueste Version zu bringen. Damit haben wir einerseits 4500 Jahre repetitive Entwickler-Arbeit und 260 Millionen Dollar eingespart. Der Assistent läuft jetzt permanent mit und hält alles auf der aktuellsten Version. Wenn man das jetzt weiterdenkt, was sind zukünftig für andere tolle Projekte dank KI möglich?(Interview von Lisa Gilz)

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