Lärmaktionsplan empfiehlt Tempo 30
Der Entwurf des Lärmaktionsplans schlägt im Wesentlichen zwei Maßnahmen vor, um die Verkehrsgeräusche in Holzkirchen zu mildern. Doch manchen Betroffenen reicht das nicht. Sie fordern mehr Polizeikontrollen.
Auf moderates Interesse ist die Vorstellung des Lärmaktionsplans (LAP) am Mittwochabend im Fools Theater gestoßen. Gut die Hälfte der 120 Plätze war besetzt, als Manfred Liepert vom Büro Möhle und Partner die Ergebnisse präsentierte. Bereits 2019 hatte die Verwaltung beschlossen, einen LAP erstellen zu lassen. Freiwillig, wie Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) betonte, da der zentrale LAP Bayern die Kommunen aus der Pflicht nimmt. Der bayerische LAP sei aber so unkonkret, dass man sich für einen eigenen entschieden habe. „Jetzt haben wir etwas im Waffenschrank“, so Schmid. Sperren sich übergeordnete Behörden gegen die Umsetzung von Maßnahmen, müssen sie nun substanzielle Argumente ins Feld führen.
Handlungsbedarf
Denn der LAP zeigt klar: „Es besteht Handlungsbedarf“, so Liepert. Ausschlaggebend dafür sei, dass vielerorts der kritische Schwellenwert von 60 bis 70 Dezibel erreicht werde und davon mehr als 500 Menschen betroffen seien. Untersucht wurden Münchner Straße, Tegernseer, Tölzer, Rosenheimer sowie Miesbacher Straße. Außerdem die Ortsdurchfahrten in Großhartpenning und Föching. Bei der Auswahl der Straßen orientierte sich das Büro am bayerischen LAP, der jene berücksichtigt, auf der in 24 Stunden mehr als 8200 Kraftfahrzeuge fahren. Das Büro errechnete den Pegel auf Basis des im Jahr 2020 gezählten Verkehrs. Gemessen wurde der Lärm nicht, es handelt sich um rechnerische Mittelwerte. Manche Besucher der Veranstaltung raunten deshalb, sie seien nicht aussagekräftig und nicht aktuell.
Maßnahmen
Auch die Maßnahmen gehen manchen nicht weit genug. So sieht der LAP für die Münchner Straße zwischen dem McDonald‘s-Kreisel bis zum Marktplatz Tempo 30 vor. Für die Tölzer Straße schlägt er Tempo 30 bis zur Setzbergstraße vor, für die Miesbacher Straße bis zur Bahnüberführung. Großhartpenning soll Tempo 30 zwischen Tölzer Straße 105 und südwestlichem Ortrand bekommen. Außerdem schlägt er für diese Straßen einen lärmmindernden Belag vor, sobald die Fahrbahndecke saniert werden muss. Ferner empfiehlt er rote Radwegemarkierungen auf den äußeren Fahrstreifen der Tempo-30-Bereiche. Mit einer Kombination dieser Maßnahmen könne eine Reduktion um etwa fünf Dezibel erreicht werden. Rechnerisch – tatsächlich fällt die Reduktion geringer aus, da trotz Tempo 50 nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 36 Km/H gefahren werde, wie die Gemeinde herausgefunden hatte. Nachts aber, wo Tempo 50 gefahren werden könne, führe Tempo 30 zu einer nennenswerten Lärmreduktion.
Vorschläge
Eine Besucherin fragte, warum die Tempo-30-Zone an der Miesbacher Straße nicht bis zur Aral-Tankstelle reichen könne. Liepert argumentierte, dass jenseits der Bahnüberführung nicht ausreichend Anwohner betroffen seien, um die Maßnahme bei der Regierung von Oberbayern durchzuboxen. Auch an der Tölzer Straße wünschten sich viele eine längere Tempo-30-Zone, vor allem, weil viele Autos nahe der Ortsausfahrt beschleunigten. Viele forderten mehr Polizeikontrollen. „Wir haben eine wachsende Poser-Szene“, sagte einer. Halbstarke Motorradfahrer, die ordentlich Gas geben. „Das macht ohrenbetäubenden Lärm, und keiner unternimmt etwas dagegen.“ Stationäre statt temporäre Blitzer an Ortsende und -anfang, das Aussperren des Schwerlastverkehrs sowie die Zusammenarbeit mit Anbietern von Navigationssystemen waren weitere Vorschläge aus dem Publikum.
Liepert, Schmid, Vertreter des Staatlichen Bauamts Rosenheim sowie des Landratsamtes dämpften die Erwartungen. Rechtliche Rahmenbedingungen seien zu berücksichtigen. Zum Beispiel sei das Aussperren einer Verkehrsart auf einer Straße, die für den überörtlichen Verkehr vorgesehen sei, nur möglich, wenn andere Instrumente nicht ausreichten und eine zumutbare Alternativstrecke bestehe.
Nach der Sommerpause befasst sich der Gemeinderat mit dem LAP. Stimmen auch die Straßenbaulastträger und die Regierung von Oberbayern zu, könnte spätestens in einem Jahr Tempo 30 umgesetzt werden, schätzt Schmid. Er appellierte an das Publikum, von Angeboten wie dem E-Bike-Verleih der Gemeinde und dem Hoki Gebrauch zu machen. „Viele kleine Mosaiksteine werden am Ende zu einer Verbesserung führen.“