Leichtfahrzeuge im Crashtest: Zwei Micro-Cars laut Experten „lebensgefährlich“
Leichtkraftfahrzeuge können speziell für junge Menschen ein attraktives Angebot sein, doch bei der Sicherheit müssen große Abstriche gemacht werden. Ein Crashtest zeigt die Risiken.
Die Idee scheint auf den ersten Blick verlockend: Ein relativ preiswertes Fahrzeug (ab etwa 10.000 Euro), das bereits mit 15 Jahren und einem Führerschein der Klasse AM gefahren werden kann. Möglich ist dies mit sogenannten Micro-Cars (Klasse L6e), die auch als Moped-autos bekannt sind. Offiziell tragen sie den Namen „Leichtkraftfahrzeuge“. Modelle wie der Citroën Ami, Opel Rocks-e und Fiat Topolino, sowie der Aixam Access, gehören zu dieser Kategorie. Der ADAC weist darauf hin, dass für diese Fahrzeuge weder eine Hauptuntersuchung noch eine Zulassung erforderlich ist, was bedeutet, dass keine Kfz-Steuer fällig wird. Lediglich ein Versicherungskennzeichen (Mofa-Kennzeichen) ist vorgeschrieben. Doch Micro-Cars haben nicht nur Vorteile: Insbesondere in Bezug auf die Sicherheit müssen erhebliche Abstriche gemacht werden.
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Leichtfahrzeuge offenbaren im Crashtest extreme Belastungen für Insassen
Die DEKRA hat im Auftrag der TV-Sendung auto mobil – das VOX Automagazin die Crashsicherheit von zwei Leichtfahrzeugen getestet. Das Ergebnis war verheerend. Ein Aixam Access und ein Citroën Ami wurden mit 45 km/h (die Höchstgeschwindigkeit für L6e-Fahrzeuge) gegen ein „deformierbares Offset-Hindernis“ gefahren – eine flexible Aluminiumstruktur, die ein entgegenkommendes Auto simulieren soll. Laut den Testern wurden bei dem Aufprall an den Dummys in beiden Fahrzeugen Belastungen gemessen, die für menschliche Insassen höchstwahrscheinlich tödlich gewesen wären.

Was die Hersteller zu den Ergebnissen sagen
Auto, Motor und Sport berichtete über den Test und bezeichnete Micro-Cars wie Ami und Rocks-e als „lebensgefährlich“. Die Hersteller bezogen gegenüber dem Medium zu den Test-Ergebnissen Stellung. Der Stellantis-Konzern (zu dem unter anderem Citroën, Opel und Fiat gehören) erklärte, dass Leichtfahrzeuge nicht den gleichen Vorschriften wie reguläre Fahrzeuge unterlägen. Crashtests seien nicht vorgeschrieben. Die Micro-Cars seien als Alternative zu Fahrrädern, Rollern und Motorrädern in Städten gedacht und böten „bei ihrem Einsatzzweck mehr Sicherheit sowie Schutz vor Regen oder Kälte“. Aixam erklärte, dass ein Leichtfahrzeug der Klasse L6e in puncto Sicherheit nicht mit einem regulären Pkw konkurrieren könne: „Bei einem erlaubten fahrfertigen Gewicht von 425 Kilogramm ohne Fahrer wäre das meiste, was es so alles in modernen Pkw gibt, technisch nicht umsetzbar.“
Sicherheitsausstattung teils nicht mal gegen Aufpreis erhältlich
Dem ADAC zufolge ist ein großes Problem von Leichtfahrzeugen, dass Sicherheitsausstattungen wie Airbags, ESP oder ABS bei vielen Herstellern standardmäßig nicht verbaut sind – und teilweise nicht einmal gegen Aufpreis erhältlich sind. Der Automobilclub betont jedoch, dass das Schutzpotenzial eines solchen Fahrzeugs im Vergleich zu einem 45 km/h schnellen Roller oder Moped immer noch besser sei, da „die Gefahr eines Sekundäraufpralls auf die Fahrbahn durch den Dreipunktgurt beziehungsweise den geschlossenen Fahrgastraum weitestgehend verhindert wird.“ Dennoch rät der ADAC von längeren Fahrten auf Landstraßen und Nachtfahrten mit den Mopedautos ab.
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Einige Leichtfahrzeuge werden in zwei Kategorien angeboten, wie zum Beispiel der mittlerweile eingestellte Renault Twizy: In einer schwächeren Motorisierung (bis 45 km/h Spitze) war er als L6e-Fahrzeug erhältlich, aber es gab auch eine stärkere Variante der Klasse L7e (Leermasse bis 450 kg, Leistung max. 15 kW), für die jedoch ein Pkw-Führerschein erforderlich ist. Der Isetta-Klon Microlino gehört beispielsweise auch zur L7e-Klasse.