Dem alten Handwerk auf der Spur: Miesbachs Stadtgeschichte zum Anfassen
Die Zahlen sprechen für sich: Das Interesse an Miesbachs Geschichte ist vorhanden. Mehr als 600 Besucher haben die Ausstellung „Made in Miesbach – Druckereien, Hutfabriken, Molkerei“, die über drei Wochen im Foyer des Rathauses zu sehen war, besucht und angesehen.
Miesbach – Drei für Miesbach wichtige Branchen, die bisher eher weniger Beachtung fanden, wurden hier gezielt vorgestellt, berichtet Maria Krüger-Basener für die Ausstellungsgruppe des Vereins: Viele Lehrer aus Grundschule, Realschule und Gymnasium nutzten die Gelegenheit, sich mit den Schülern durch die Ausstellung führen zu lassen und Antworten zu vielen Fragen zu bekommen. „Unsere Ausstellungsgruppe war ganz überrascht, wie aktiv sich nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Schulkinder mit den drei Branchen in unserer Stadt auseinandersetzten“, berichtet Krüger-Basener.
Spannende Einblicke
Spannend für alle Besucher war es, zu erfahren, dass der Hut, wie er typischerweise in Miesbach hergestellt wurde, überwiegend aus Hasenhaar produziert wurde – und wie schön weich sich das anfühlte. Ein besonderes Highlight für die Grundschulkinder war es, mit verbundenen Augen die Holzlettern zu ertasten, wie sie in einer Druckerei eingesetzt werden und die den jeweiligen Buchstaben spiegelverkehrt zeigen. Allerdings konnte die alte Druckmaschine mit echter Druckerschwärze nur ein Mal in Gang gesetzt werden. Diese Sonderveranstaltung der Schwarzen Kunst entwickelte sich plötzlich auch zu einem Treffen von Buchdruckern verschiedenster Generationen, die sich gemeinsam an die rasch fortschreitende Technik ihrer Branche erinnerten, aber auch die damaligen Arbeitssituationen in ihren Firmen Revue passieren ließen.
Spuren im Stadtbild
Ein weiteres Abend-Event zum Thema Hutproduktion zeigte ähnliches: Die Erinnerungen der Experten ergänzten sich und wurden durch Fragen der Neugierigen wieder lebendig, sodass ein reger Informationsaustausch über die Gewerbe entstehen konnte. So wurde ein 1863 angelegtes Ausbildungsbuch des Urgroßvaters eines Gesprächsteilnehmers vorsichtig von Hand zu Hand gereicht, und man konnte sehen, dass sogar die jeweilige Gemeinde jede Arbeits- und Ausbildungsstation des wandernden Hutgesellen abzeichnen musste. Eine Führung durch Miesbach mit Stadthistoriker Alexander Langheiter rundete die Entdeckungsreise ab und zeigte, welche Spuren noch heute im Stadtbild zu finden sind.
Das Erzählcafé als letzte Sonderveranstaltung führte interessierte Menschen in der Stadtbücherei zusammen, die als Zeitzeugen in Erinnerungen zu diesen Gewerben kramten und Details zu Druckerei, Hutproduktion und Molkerei in Miesbach austauschten, die sogar das Wissen des Stadthistorikers erweitern konnten.
Historische Schätze
Für den Museumsverein, der auf diese Weise versucht, Miesbachs historische Schätze zumindest kurzzeitig und thematisch komprimiert der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist das ein Erfolg, der das aus der Not geborene Konzept bestätigt. Wie berichtet, bemüht sich der Verein seit vielen Jahren um ein Museum. Erst sah alles danach aus, dass es im alten Kloster etabliert werden könnte, doch angesichts der Kosten und des Drucks bei der Kinderbetreuung wurde dieses bekanntlich für Krippe und Kindergarten umgebaut.
Die Ausstellung und ihre Sonderveranstaltungen zeigten auch, wie viel Spaß es macht, gemeinsam anhand von Ausstellungsstücken Informationen und persönliche Erlebnisse zur Stadt Miesbach auszutauschen. So konnte ein Kind an der Hand seines Großvaters auf einem historischen Bild seinen Urgroßvater beim Milchkannenbeladen entdecken.
Ausstellungszeitung zum Nachlesen
Wie schon bei der Uhrenausstellung 2022 gibt es auch diesmal Hintergrundwissen und Interviews zu den drei Branchen in Form von 35 Geschichten. Diese sind in Ausstellungszeitungen zusammengefasst, die noch in Miesbacher Cafés und in der Bücherei aushängen. Ebenso sind die Geschichten zu lesen auf www.museumsverein-miesbach.de.
ddy