Rheinmetall-Chef Armin Papperger in Putins Visier: Warum er auf Russlands Todesliste stehen könnte
Armin Papperger stand laut Sicherheitskreisen im Visier von russischen Agenten. Warum der Vorsitzende des Rüstungskonzern Rheinmetall so gefährdet ist.
Düsseldorf – Der Chef des Rüstungsherstellers Rheinmetall, Armin Papperger, steht offenbar auf der Todesliste von Wladimir Putin. Amerikanische und deutsche Geheimdienste sollen mutmaßliche Anschlagspläne von russischen Agenten auf den Vorstandsvorsitzenden vereitelt haben – darüber hatte der US-amerikanische Fernsehsender CNN unter Berufung auf US-Sicherheitskreise am Donnerstag, 11. Juli, berichtet.
Laut eines Berichts des Spiegel wüssten deutsche Sicherheitsbehörden seit Mai von der Gefährdung Pappergers und hätten fünf mutmaßliche russische Agenten aus verschiedenen Ländern der ehemaligen Sowjetunion identifiziert. Laut Informationen des WDR sei der Höhepunkt der Gefährdungslage um den Jahreswechsel bzw. im ersten Quartal dieses Jahres gewesen.
Rheinmetall im Fokus: Warum hätte Putin Interesse an Pappergers Tod?
Wirtschaftlich ist Rheinmetall einer der größten und wichtigsten Rüstungskonzerne Deutschlands. 2023 erwirtschaftete der Düsseldorfer Konzern bei einem Jahresumsatz von 7,2 Milliarden Euro rund 928 Millionen Gewinn. Für 2024 sollen die Erlöse auf zehn Milliarden Euro steigen. Der Aktienkurs datiert bei rund 510 Euro pro Wertpapier – fast fünfmal so viel wie noch vor vier Jahren. Eng verknüpft sind diese Zahlen – wenn auch indirekt – mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022: Seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg von Putin gilt Pappergers Rheinmetall als der größte Lieferant von Waffen und Munition an die ukrainische Armee.
Neben militärischen Fahrzeugen und sonstigen Kriegsgerätschaften hatte das Dax-Unternehmen Anfang März angekündigt, das sogenannte Skynex-Flugabwehrsystem in die Ukraine zu liefern. Am 10. Juni hatte Rheinmetall gemeinsam mit dem staatlich dominierten Rüstungskonzern Ukrainian Defense Industry verlauten lassen, in der Ukraine den Panzer Lynx zu produzieren. Dieser wurde von Rheinmetall 2016 konzipiert und kann sowohl als Schützenpanzer als auch Flugabwehrsystem verwendet werden. Weitere Projekte, wie etwa ein Werk zur Reparatur im Krieg beschädigter Panzer, sind zudem bereits in der Umsetzung bzw. für die kommenden Monate geplant.
Rheinmetall liefert militärische Ausrüstung an Ukraine und NATO-Staaten
Laut Spiegel rückten diese milliardenschweren Aufträge zur Unterstützung der Ukraine Rheinmetall vermutlich ins Scheinwerferlicht von Putins Staatsapparat. Davon gehen zumindest deutsche Sicherheitskreise aus. Hier galt Papperger schon länger als potenziell gefährdet. Dennoch würde mit einem Attentat auf einen ausländischen Firmenchef selbst nach den bisher bekannten Maßstäben, wie Putin politische Gegner exekutieren lässt, eine neue Dimension der Gewalt erreicht.
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Neben den Aufträgen für die Ukraine hat Rheinmetall auch mit der Bundeswehr sowie zahlreichen NATO-Staaten Verträge für militärische Zwecke beschlossen. Zwei vereinbarte Lieferungen für Deutschland umfassten etwa zuletzt Munition und militärische Fahrzeuge im Wert von rund 12 Milliarden Euro. Seit 2022 betreibt der Konzern zudem in Litauen ein Wartungszentrum für militärisches Gerät. Künftig sollen in einer neuen Fabrik 155-Millimeter-Artilleriegranaten produziert werden – das Auftragsvolumen beläuft sich auf 180 Millionen Euro. Die in den vergangenen Jahren proppenvoll angewachsenen Bestellbücher ließen das Auftragsvolumen von Rheinmetall 2023 auf 38 Milliarden Euro steigen.
Cyberangriffe und Anschlagspläne aus Russland? Papperger gibt sich zurückhaltend
Auch dieses Engagement zur Ausrüstung von Staaten in unmittelbarer geografischer Nähe zu Russland könnte Putin ein Dorn im Auge sein. Zumal Rheinmetall seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs strategische Partnerschaften mit anderen Rüstungskonzernen aus NATO-Staaten sucht.
Zuletzt hatten Hacker, mutmaßlich aus Russland, durch hybride Kriegsführung, wie etwa Propaganda und gezielte Cyberangriffe, versucht, dem deutschen Konzern zu schaden. Im April 2024 wurden mehrere Tochterunternehmen der zivilen Sparte von Rheinmetall, darunter die Firma Kolbenschmidt in Neckarsulm, Opfer von Hacking-Attacken. Damals bestätigte der Konzern, dass mehrere Systeme ausgefallen sein. Wer hinter dem damaligen Cyberangriff steckte, blieb offen. Schon damals vermuteten Expertinnen und Experten, dass organisierte Banden aus Russland verantwortlich gewesen seien.
Papperger selbst gab sich nach Bekanntwerden der Anschlagspläne auf sein Leben gegenüber der Financial Times zurückhaltend: Auf die Frage, ob er die Medienberichte bestätigen könnte, antwortete er: „Ich glaube, CNN schaut nicht nur in den Himmel.“