Trump-Experte nach 12 Tagen Krieg: "Deutschland gehört zu den Machtlosen"

Mit Blick auf den Konflikt zwischen Iran und Israel zieht der Publizist und Trump-Kenner Ansgar Graw im Gespräch mit FOCUS online ein ernüchterndes Fazit zur Rolle Deutschlands:

"Deutschland hat keine entscheidende Rolle gespielt. Das muss man für die Europäer insgesamt sagen. In dieser Frage waren die Europäer 'Bystander', wie man in Amerika sagen würde, Zuschauer, die keine echte Rolle und keinen Einfluss hatten, weder auf den Iran noch auf die USA."

Umso wichtiger sei es gewesen, zumindest nicht gegen die amerikanische Linie zu arbeiten – und hier lobt Graw besonders CDU-Chef Friedrich Merz

"Das hat Friedrich Merz gut gemacht. Er hat erkennen lassen, dass er diese amerikanische Aktion durchaus begrüßt und hat nicht im Nachhinein den Kopf geschüttelt und die Amerikaner getadelt."

Ist Wadephul noch der richtige Mann?

Deutlich mehr Kritik hatte es in den vergangenen Tagen an Außenminister Johann Wadephul gegeben, der sich nach dem Militärschlag gegen den Iran eher zurückhaltend gezeigt hatte. 

Für Graw ist das jedoch kein Grund für vorschnelle Urteile: "Ich glaube, man sollte jetzt noch nicht den Stab brechen und sagen: 'Wadephul ist nicht der richtige Außenminister.'"

Die Zurückhaltung sei aus Sicht der Diplomatie nachvollziehbar: "Wenn er das gleiche Wording wie der Kanzler, der eine Ebene darüber ist, gewählt hätte, nämlich auch von Drecksarbeit gesprochen hätte, dann wäre es für Wadephul ausgesprochen schwierig gewesen, anschließend wieder in die Diplomatie einzutauchen."

Graws Fazit: Auch wenn Wadephul mit seiner Reaktion nicht bei allen gut ankam, habe er "innerhalb seines Amtsbereiches durchaus das Richtige getan". 

Die außenpolitische Linie der Bundesregierung brauche sowohl "einen Staatsmann wie Friedrich Merz" als auch "einen Chefdiplomaten wie den Außenminister".