Eigentlich hätte er gar nicht spielen sollen

Konstantin Heide mutierte im Elfmeterschießen zum Matchwinner der deutschen U17-Nationalelf. Dabei dachte er noch am Montag, er würde nur auf der Bank sitzen.

Franco Mastantuono lief an, schoss halbhoch nach rechts – und fand in Konstantin Heide seinen Meister. Und auch der zweite Schütze der Argentinier, Supertalent Claudio Echeverri, fand am deutschen Keeper kein Vorbeikommen.

Auch wenn Deutschlands Finn Jeltsch kurz darauf selber vom Punkt scheiterte und damit die Spannung hochhielt: Es war der 17-jährige Torhüter Konstantin Heide von der SpVgg Unterhaching, der im Elfmeterschießen den Grundstein für den ersten WM-Finaleinzug (0:2-Niederlage gegen Nigeria) einer deutschen U17 seit 1985 legte.

Bereits während der Partie hielt der im Januar 2006 geborene Keeper seine Mannschaft im Spiel. Bereits nach 10 Sekunden hatte Echeverri die Führung auf dem Fuß, doch Heide lief den argentinischen Angreifer geschickt ab und verhinderte so das frühe 0:1.

Darum stand Heide überhaupt im Tor

Eigentlich hätte der 17-Jährige aber gar nicht spielen sollen. Max Schmitt vom FC Bayern stand bei der WM in Indonesien bislang in allen fünf Partien im Tor. Aufgrund einer Erkrankung musste dieser allerdings auf das Duell mit Argentinien verzichten.

Die Chance für Heide – und er nutzte sie. "Es war ein wirklich unfassbares Spiel, und ich bin unfassbar stolz auf die Mannschaft. Ich wusste, dass ich da sein werde, wenn ich spielen muss, spielen darf. Ich kenne meine Stärken und kann daraus genügend Selbstvertrauen schöpfen", zeigte sich der DFB-Keeper überglücklich ob des Finaleinzugs – und verwies auf die nun historische Chance. "Es war noch keine deutsche U17 Weltmeister. Es wäre Geschichte, doch es wartet ein sehr hartes Spiel auf uns." Im Finale wartet jetzt Frankreich.

René Vollath, Stammtorhüter und zugleich Leiter der Torwartakademie in Unterhaching, lobt das Nachwuchstalent bei Pay-TV-Sender Sky: "Er ist am Punkt da, er ist ein absoluter Performer. Er hat zwei lange Verletzungspausen gehabt und ist zweimal richtig gut zurückgekommen, hat da sehr hart gearbeitet. Das ist eine spezielle Qualität, dieses Performen, wenn es drauf ankommt", so Vollath.

Tatsächlich stand Heide in der aktuellen Drittliga-Saison einmal zwischen den Pfosten, am 10. Spieltag in Duisburg (0:1). "Unser ehemaliger Torwarttrainer Michael Gurski hat mal gesagt: 'Konsti ist ein Eisvogel.' Das hat voll zugetroffen. Seine Rolle war klar, als sie zur WM gefahren sind. Mit Max Schmitt sind sie Europameister geworden, da wechselt kein Trainer der Welt den Torwart aus. Aber ich habe ihm immer gesagt, dass es sau schnell gehen kann und er dann da sein muss und das hat er wirklich sensationell umgesetzt", sagt Vollath über seinen Mannschaftskollegen.

Im Finale gegen Frankreich am Samstag (13 Uhr, im Liveticker bei t-online) hat Trainer Christian Wück nun die Qual der Wahl. Sollte Schmitt fit sein, dürfte er wieder zwischen die Pfosten zurückkehren. Jenes unvergessliche Erlebnis im Halbfinale gegen Argentinien wird Konstantin Heide allerdings niemand mehr nehmen können.