Umfragen zur US-Wahl: Harris baut Vorsprung bei einer Bevölkerungsgruppe aus

  • Lukas Rogalla
    VonLukas Rogalla
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Umfragen enthüllen eine gewaltige Kluft, was die Unterstützung für Kamala Harris oder Donald Trump bei der US-Wahl nach Geschlecht angeht.

Washington, D.C. – Seit Joe Bidens Rückzug vor der kommenden US-Wahl im November hat Kamala Harris, nun offiziell Kandidatin der Demokraten für das Weiße Haus, ihre Partei überzeugen und auch Donald Trump in Umfragen überholen können. Vergangene Woche stellten sich auch mehr als 230 frühere Mitarbeiter republikanischer Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten in einem offenen Brief hinter ihre Kandidatur.

Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass Harris’ Sieg sicher ist. Für sie und Trump kommt es in den letzten Wahlkampfwochen darauf an, sowohl in den umkämpften Swing States zu punkten, als auch bei bestimmten Gruppen in der Bevölkerung, deren politische Präferenzen in den USA oft genau analysiert werden.

So liegt Harris etwa bei Frauen deutlich vor Trump, der Republikaner hätte hingegen bei Männern die Nase vorn. Die Demokratin baut ihren Vorsprung bei Frauen nun immer weiter aus. Das ergab eine aktuelle Umfrage von Washington Post/ABC News/Ipsos.

Donald Trump (l.) und Kamala Harris werden bei der US-Wahl 2024 gegeneinander antreten. Umfragen sagen derzeit ein enges Rennen voraus.

Umfragen sehen enges Rennen zwischen Trump und Harris – doch „Gender-Gap“ wächst

Harris kommt demnach bei Frauen auf 54 Prozent der Stimmen. Trump liegt mit 41 Prozent deutlich dahinter. Bei Männern liegt Trump hingegen mit 51 Prozent vorn, Harris kommt laut der Umfrage auf 46 Prozent. Dieser Unterschied von 18 Prozentpunkten zwischen Harris und Trump bei Frauen und Männern ist im Vergleich zu vergangenen Wahlen gewaltig, merken US-Medien an.

Vor allem bei weißen Frauen sei viel Bewegung zu beobachten. Vor den Nominierungsparteitagen der Republikaner und Demokraten lag Trump bei weißen Frauen noch mit 13 Prozentpunkten vorn, berichtet ABC News. Der Sender spricht von einem „Gender-Gap“. Jetzt hat Harris den Rückstand in Umfragen auf zwei Prozentpunkte verkürzen können.

Ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung zwischen Harris und Trump ist US-Medien zufolge das Vorhaben der Demokratin, Abtreibungsrechte wieder gesetzlich zu sichern. Vor zwei Jahren hatte der Supreme Court die Grundsatzentscheidung „Roe v. Wade“ gekippt.

Bilder einer Karriere: Kamala Harris strebt Präsidentenamt in den USA an

Mit dem Verzicht von Joe Biden auf die Kandidatur der Demokraten rückt seine Stellvertreterin Kamala Harris vor der US-Wahl 2024 in den Fokus. Sollte die Partei die Vizepräsidentin aufstellen, bekäme Harris die Chance, als erste Frau in der Geschichte der USA das Präsidentenamt zu übernehmen. Damit wäre sie die mächtigste Frau der Welt.
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland im Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine 2009 verstorbene Brustkrebsforscherin, kam aus Indien in die USA. Sie kam aus Indien und lernte Harris‘ Vater in den 60er Jahren in den USA kennen. 
Harris und ihre jüngere Schwester Maya wuchsen bei ihrer Mutter auf, zeitweise lebten sie im kanadischen Montreal. „Sie erzog uns zu stolzen, starken Schwarzen Frauen. Und sie hat uns beigebracht, unser indisches Erbe zu kennen und darauf stolz zu sein“, sagte Harris 2020 in einer Rede. Darin betonte sie auch, dass die USA einen Präsidenten brauchten, „der uns alle zusammenbringt – Schwarze, Weiße, Latinos, Asiaten, Indigene – um die Zukunft zu erreichen, die wir gemeinsam wollen“.
Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Justizministerin in ihrer Heimat Kalifornien. Ihr harter Kurs ging vielen in der Partei allerdings viel zu weit. So kämpfte sie damals darum,  auch solche Verurteilungen aufrechtzuerhalten, die nachgewiesenermaßen durch rechtswidrige Mittel wie Manipulation von Beweisen oder Falschaussagen zustande gekommen waren.
Bilder einer Karriere: Kamala Harris strebt Präsidentenamt in den USA an

Erstes TV-Duell zwischen Trump und Harris steht bevor

Bei weißen Männern ist der Unterschied sogar noch größer. Nach dem Parteitag der Republikaner konnte Trump seinen Vorsprung hier in den Umfragen von 13 auf 21 Prozentpunkte ausbauen. Insgesamt betrachtet bleibt die Unterstützung für beide jedoch weitgehend gleich.

Zwischen dem 23. und 27. August waren demnach 2496 Wahlberechtigte befragt worden, gleich viele Republikaner und Demokraten (jeweils 29 Prozent) sowie 30 Prozent Parteilose.

Das Rennen bei der US-Wahl 2024 insgesamt gilt Anfang September als ausgeglichen. Am 10. September findet das erste TV-Duell zwischen Trump und Harris statt. (lrg)

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