EU-Zölle für Elektroautos: Weltgrößter E-Auto-Hersteller baut nun Werk in der Türkei

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Der weltgrößte Hersteller von Elektroautos aus China ist auf Expansionskurs. In der Türkei will BYD eine Fabrik bauen, von der aus auch Europa beliefert werden soll.

Peking - Die EU hat am Freitag, dem 5. Juli 2024, vorläufige Strafzölle auf den Import von Elektroautos aus China eingeführt. Demnach wird der bisherige Zollsatz von zehn Prozent auf bis zu 38,1 Prozent erhöht. Den Höchstsatz zahlt der Staatskonzern und VW-Partner Shanghai Automotive (SAIC). Für den Uefa-Sponsor und E-Marktführer BYD beträgt der Aufschlag 17,4 Prozent.

BYD baut Werk in der Türkei: Jährlich sollen 150.000 Fahrzeuge vom Band laufen

Als Reaktion auf die Strafzölle will BYD nun ein Werk in der Türkei bauen. Das gaben Mehmet Fatih Kacir, türkischer Minister für Industrie und Technologie, und Wang Chuanfu, Gründer und Präsident von BYD, bekannt. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen den Partnern wurde am 8. Juli in Istanbul im Beisein von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan unterzeichnet.

BYD-Chef Wang Chuanfu (r.), der türkische Industrie- und Technologieminister Mehmet Fatih Kacir (l.), türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan (m.)
BYD-Chef Wang Chuanfu (r.) und der türkische Industrie- und Technologieminister Mehmet Fatih Kacir (l.) haben in Anwesenheit von Staatschef Recep Tayyip Erdogan (m.) einen Vertrag zum Bau eines Werkes in der Türkei unterzeichnet. © Turkish Presidential Press Service

Nach Angaben des türkischen Ministeriums für Industrie und Technologie will BYD eine Milliarde Dollar in der Türkei investieren. In der Fabrik sollen jährlich 150.000 Elektroautos und Plug-in-Hybride gebaut werden, die Produktion soll bereits Ende 2026 beginnen. Außerdem ist ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für nachhaltige Mobilitätstechnologien geplant. Insgesamt sollen 5.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Die regierungsnahe türkische Zeitung Yeni Safak berichtet, dass BYD als Standort für das türkische Werk ein Gebiet in Manisa nördlich der Hafenstadt Izmir zugewiesen bekommen habe.

BYD baut Fabrik in der Türkei: E-Autos genießen dank Zollunion bevorzugten Zugang zur EU

„Die Türkei ist über die Zollunion und zahlreiche Exportmärkte mit Freihandelsabkommen mit 23 Ländern ein Tor für Investoren zum europäischen Markt“, sagte Minister Kacir. Hintergrund ist, dass in der Türkei hergestellte Autos im Rahmen einer Zollunion, die auf das Jahr 1995 zurückgeht, bevorzugten Zugang zum europäischen Markt genießen. Das Werk in der Türkei wird dem chinesischen Unternehmen damit helfen, die neuen EU-Zölle zu umgehen.

Die angekündigte Investition von BYD ziele nicht nur auf den türkischen, sondern auch auf den europäischen Markt, bestätigt der unabhängige Berater Levent Taylan gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Der chinesische Hersteller habe das Potenzial, jährlich 20.000 bis 25.000 Fahrzeuge auf dem türkischen Markt zu verkaufen und 75.000 in die EU zu exportieren.

Türkei erhebt Extrasteuer: Elektroautos aus China kosten mindestens 7000 Dollar mehr

Nach Angaben des türkischen Ministeriums für Industrie und Technologie ist die Türkei der drittgrößte Autohersteller Europas. Im vergangenen Jahr wurden in der Türkei über 1,4 Millionen Fahrzeuge produziert. Mit einem Jahresumsatz von über 35 Milliarden Dollar ist die Branche der führende Exportsektor der Türkei. Große Autohersteller wie Fiat und Renault eröffneten bereits Anfang der 1970er Jahre Werke in der Türkei, andere wie Ford, Toyota und Hyundai folgten und nutzten die Lage der Türkei an der Schnittstelle zwischen Europa, Asien und dem Nahen Osten.

Das neue Werk würde BYD auch helfen, eine türkische Sondersteuer zu umgehen. Das türkische Handelsministerium hatte Anfang Juni angekündigt, ab dem 7. Juli Zölle in Höhe von 40 Prozent des Verkaufspreises auf Autos aus China zu erheben. Es sollen mindestens 7000 Dollar pro Fahrzeug sein.

Mit der Türkei setzt BYD seinen Expansionskurs im Ausland fort. Erst letzte Woche hat BYD eine Fabrik in Thailand eröffnet. Weitere Standorte in Ungarn und Brasilien sind geplant.

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