Deutsche Behörden überfordert - „Bitter bei dieser Wahl“ - warum Millionen Auslandsdeutsche kaum wählen können

 

„Dachte, Behörden werden für rechtzeitiges Verschicken der Wahlunterlagen sorgen“

Bei der letzten Wahl im September 2021, die regulär abgehalten wurde, war bei der BUNTE-Journalistin alles glattgelaufen. Sie hatte drei Monate vorher die Unterlagen beantragt und einen Monat vor der Wahl ausgefüllt zurück nach Deutschland geschickt.

„Vielleicht bin ich ein bisschen zu blauäugig. Aber ich dachte mir: die Behörden werden schon dafür sorgen, dass wir die Briefwahlunterlagen rechtzeitig bekommen und wieder zurückschicken können, mit Expresspost zum Beispiel.“

Fristen für Versendung der Wahlunterlagen überfordern deutsche Behörden

Ihr Optimismus erwies sich als allerdings Irrtum. „Ich hatte den Antrag auf Zusendung der Briefwahlunterlagen rechtzeitig bis Ende Januar gestellt und bekam auch am 2. Februar eine Bestätigung darüber, dass mein Antrag eingegangen war. Mir wurde allerdings auch mitgeteilt, dass die Unterlagen erst am 7. Februar verschickt werden könnten.“

Zwei Wochen vor der Wahl ist nicht gerade viel Zeit, wusste Talea de Freese. Denn normale Post braucht doch oft mindestens eben genau jene zwei Wochen zwischen Deutschland und den USA, wo rund 1,1 Millionen der Auslandsdeutschen leben.

Sonderkurier: Konsulate bieten persönliche Abgabe der Unterlagen an

Ein Lichtblick erschien ihr ein Service, von dem sie durch Zufall in einer WhatsApp-Gruppe weiterer Deutscher in den USA erfuhr. „Das Konsulat hat einen Service angeboten, die ausgefüllten Unterlagen bis zum 17. Februar um 10 Uhr persönlich ins Konsulat zu bringen, die dann mit einem Sonderkurierdienst nach Deutschland geschickt werden.“

Eine Gewähr für die rechtzeitige Übersendung der Unterlagen gibt es zwar nicht. Aber da de Freese schon privat mit Kurierdiensten andere Sendungen innerhalb von zwei, drei Tagen nach Deutschland geschickt hat, wusste sie, dass dies theoretisch funktionieren kann. „Doch das setzte voraus, dass ich die Briefwahlunterlagen rechtzeitig bis zum 16. Januar bekommen hätte. Und das war leider nicht der Fall.“

BUNTE.de-Journalistin: „Das ist besonders bei einer so wichtigen Wahl sehr bitter“

Nun ist inzwischen Donnerstag, der 20. Februar. „Der Wahlzug ist für mich abgefahren. Wären die Unterlagen bis gestern angekommen, dann hätte ich es privat mit einem Expressdienst vielleicht noch schaffen können, an der Bundestagswahl teilzunehmen. Doch auch drei Wochen nach Ende der Antragsfrist sind die Briefwahlunterlagen noch immer nicht da.“

Ihrem Bekanntenkreis ergeht es nicht anders. „Nur einer von zehn anderen Deutschen, mit denen ich über die Wahl gesprochen habe, hat über den Postweg rechtzeitig seine Wahlunterlagen bekommen. Ein weiterer hat es geschafft, weil er seiner Schwester eine Vollmacht gab, die Briefwahlunterlagen in Deutschland in Empfang zu nehmen und sie dann auf eigene Kosten in die USA geschickt. Bei allen anderen sieben hat es nicht geklappt.“

Und dies, sagt Talea de Freese, „ist natürlich besonders bei einer so wichtigen Wahl sehr bitter, das hätte ich wirklich nicht gedacht“.